REFORMPLÄNE ZUR PRIESTERAUSBILDUNG

Bonifatiuswerk hofft auf verantwortungsvolle Entscheidung

Gibt es bald nur noch drei Priesterseminare in Deutschland? (Foto: pixabay)
Gibt es bald nur noch drei Priesterseminare in Deutschland? (Foto: pixabay)

26.06.2020

Die Ausbildung der katholischen Priester in Deutschland steht vor einschneidenden Änderungen. Angesichts einer anhaltend geringen Zahl von Kandidaten könnte die Ausbildung auf wenige Standorte konzentriert werden, wenn die Bischöfe einem Vorschlag zustimmen, den eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz am Dienstag vorgelegt hat.

Konkret schlägt die Arbeitsgruppe vor, die Einführungsphase vor dem Studium, das sogenannte Propädeutikum, in Freiburg und Bamberg zu konzentrieren. Standorte für die Studienphase sollen demnach München, Münster und Mainz sein. Für die dritte Phase, die Ausbildung im Pastoralkurs, schlägt die Gruppe "Paderborn in Kooperation mit Erfurt, Rottenburg-Stuttgart und einen durch die Freisinger Bischofskonferenz für Bayern festzulegenden Standort" vor. Wie bisher soll das überdiözesane Seminar in Lantershofen bei Bonn Standort für die bundesweite Ausbildung Spätberufener ohne akademischen Abschluss bleiben.


Geteilte Kritik an Reformplänen

Das Echo zu diesen Reformplänen ist geteilt. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat die Vorschläge zur Ausbildung katholischer Priester in Deutschland als zu einseitig kritisiert. Er bemängelte am Mittwoch eine Konzentration der möglichen Ausbildungsstandorte im Westen. Zweifellos lebten im Osten Deutschlands nur wenige Katholiken, und die Gesellschaft erscheine "ziemlich religionsresistent", sagte Feige. "Gerade in einer solchen Situation aber könnte man sich hautnah mit Entwicklungen auseinandersetzen, die der katholischen Kirche in anderen Regionen Deutschlands in dieser Radikalität so wohl noch nicht beschieden sind."

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat für eine Zusammenlegung der Ausbildungsstätten katholischer Priester in Deutschland Verständnis geäußert. "Es geht bei dem Vorschlag, der dem Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz nach inzwischen jahrelangen Überlegungen und Gesprächen vorgestellt wurde, vor allem um eine Qualitätssicherung der künftigen Priesterausbildung", erklärte Ipolt.

Im Bistum Erfurt wendet sich Bischof Ulrich Neymeyr gegen den Vorschlag einer Priesterausbildung an deutlich weniger Standorten in Deutschland. Er sei "sehr enttäuscht", dass Erfurt als einziger Ort der Priesterausbildung in den neuen Bundesländern in der Empfehlung einer bischöflichen Arbeitsgruppe nicht berücksichtigt worden sei, erklärte Neymeyr.


"Blick für die Diaspora nicht verlieren"

"Wir hoffen, dass bei diesen notwendigen Reformplänen eine verantwortungsvolle Entscheidung getroffen wird, die auch nicht den Blick für die Diaspora verliert. Gerade die kirchliche Präsenz in einem säkularen gesellschaftlichen Umfeld, wo katholische Christen in einer extremen Minderheitensituation leben, ist eine wichtige Perspektive für künftige Priester und weitere pastorale Mitarbeiter. Das Bonifatiuswerk fördert in langer Tradition die Priesterausbildung und die Arbeit anderer  pastoraler Mitarbeiter in den Diasporagebieten", sagt der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen.


Interview zum Thema

Ein Interview mit dem Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, Jörg Seiler, finden Sie auf domradio.de.

 

(kna/thmei)