KIRCHE MITTEN IM SZENEKIEZ

Mittwochscafé und Notübernachtung

Pfarrer Wiesbröck im Gespräch mit Wohnungslosen. (Foto: Markus Nowak)
Pfarrer Wiesbröck im Gespräch mit Wohnungslosen. (Foto: Markus Nowak)

30.10.2019

Die katholische Kirche St. Marien Liebfrauen liegt im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Mitten in einem brodelnden, multikulturellen Szenekiez. In dem ganz in gelb gestrichenen Raum mit dem typischen Mobiliar der 80er Jahre findet an jedem Mittwoch ein Mittwochscafé statt. Menschen mit wenig Geld oder ohne Obdach erhalten hier eine Tasse Kaffee oder Tee, ein belegtes Brötchen oder auch mal eine warme Suppe. Im Winter wird eine Notübernachtung für bis zu zwölf Männer angeboten. Und von Montag auf Dienstag gibt es auch im Sommer ein Nachtcafé. Es ist für Wohnungslose keineswegs einfacher, in der Großstadt zu überleben, nur weil es draußen warm und sommerlich ist. Der eine oder andere hat durch die Arbeit der Gemeinde Vertrauen geschöpft und Hilfe angenommen. Gerade in der Kältehilfe im Winter, wenn die Menschen an jedem Abend kommen, wachsen sie zusammen und finden ein enges Verhältnis zueinander – das macht es möglich, dass Menschen bereit sind, auch längerfristige Hilfe anzunehmen.

Glaubensstifter in Aktion

Zur Kirchengemeinde kommen häufig Menschen, die durch alle sozialen Netze gefallen sind.  Neben der Wohnungslosigkeit spielt häufig der Alkohol eine verhängnisvolle Rolle im Leben der Menschen, dazu gibt es psychische Erkrankungen. Das wissen auch die Ehrenamtlichen im Mittwochscafé. Hans-Dieter Gillert zum Beispiel. Der 70-jährige arbeitete viele Jahre in einer benachbarten Schule in der Küche, teilte dort das Essen an die Schüler aus. Was übrig blieb, brachte er zur katholischen Gemeinde, wo sich nicht nur die Menschen im Mittwochscafé, sondern auch der kleine, dort ansässige Konvent der Mutter Theresa-Schwestern über die Spenden freute. Heute ist er fast jede Woche im Mittwochscafé engagiert. Essen ausgeben, Brote schmieren, »mit Schmalz und Marmelade«, beschreibt er seine Tätigkeit. Und immer ein offenes Ohr haben für die Sorgen und Nöte der Menschen. Und auch wenn das längst nicht bei allen der Fall ist: Bei manchen, die hier regelmäßig herkommen, sieht man irgendwann, wie es wieder aufwärts geht.

Damit so etwas auch weiter klappt, hofft Pfarrer Wiesböck auf Unterstützung. Der Gemeindesaal muss neu gestrichen werden und auch die Küche muss modernisiert werden. Zumal der Saal nicht nur dem Mittwochscafé dient: Hier treffen sich auch am Sonntag nach der Messe die Kirchgänger zu einer Tasse Kaffee. Und wenn die Gemeinde die Nachbarn dazu bringen will, am nächsten Sonntag wiederzukommen, dann sollten auch die Gemeinderäume einladend gestaltet sein.

 (nd)

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