PROJEJKTREISE DES BONIFATIUSWERKES DURCH NORWEGEN

Charme einer Weltkirche

Naturkulisse in Norwegen (Foto: Pfr. Martin Geistbeck)
Naturkulisse in Norwegen (Foto: Pfr. Martin Geistbeck)

24.08.2021

Sie ist die nördlichste Pfarrei der Welt, die Gemeinde St. Michael im norwegischen Hammerfest. Zu ihr gehört die Kapellengemeinde in Alta, in der sich schon 1885 die Nordpolmission um Glaubensweitergabe nördlich des Polarkreises gekümmert hat. Heute gehören mehr als 70 Nationen zur Pfarrei, die den Anmut einer Weltkirche besitzt. Die Prälatur Tromsö, in der die Pfarrei liegt, ist halb so groß wie Deutschland. Mit 7.300 Katholiken sind das etwa zwei Prozent der Bevölkerung.  Diaspora nennt sich diese Minderheitensituation. "Die Katholiken dort benötigen Unterstützung, denn im einem reichen Land leben sie in einer materiell armen Kirche", sagt Monsignore Georg Austen, der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, der gemeinsam mit Pfarrer Martin Geistbeck aus der Pfarrei St. Pius in Ingolstadt auf Projektreise in diesem so facettenreichen Land gewesen ist.

Während der Reise besuchten sie unterschiedliche vom Bonifatiuswerk geförderte Projekte, um sich selbst ein Bild von den Herausforderungen, Problemen, Potentialen und Entwicklungen vor Ort zu machen.


Nördlichster Karmel der Welt

Das Kloster "Totus Tuus" ist der nördlichste Karmel der Welt. Die Ordensschwestern leben dort in strenger Klausur. In ihrem Kloster suchen gerade viele Menschen, bewegt durch die Pandemie, einen Ort der Ruhe. Beeindruckt von der stets wachsenden jungen katholischen Kirche machten die Ordensschwestern deutlich, wie wichtig die Unterstützung und Solidarität durch das Bonifatiuswerk sei. Zwar gebe es etwas Hilfe durch staatliche Förderungen, doch ist in Norwegen kein Kirchen-Steuersystem wie in Deutschland vorhanden. Anders die Elisabethschwestern in Tromsö. Ihrem Auftrag gemäß engagieren sie sich in der Seelsorge in der Gemeinde.

Facettenreiches Norwegen

Engagement für die Zukunft

In Trondheim standen unter anderem Gespräche mit Seelsorgern und Frauen auf dem Programm, die sich mit großem Engagement für den Aufbau von Gemeindearbeit einsetzen, um Geflüchteten mit adäquaten Angeboten eine neue Heimat in Norwegen bieten zu können. "Das finde ich beeindruckend, wie sich Ehrenamtliche engagieren und wo sie vom Glauben her gestärkt versuchen, in ihrer Situation etwas aufzubauen, für den anderen da zu sein. Wenn man hier hört, die katholische Kirche ist Nummer eins in den Fragen der Integration, beeindruckt mich das sehr", beschreibt Monsignore die Begegnungen vor Ort.

Energie und Engagement finden sich auch bei NUK (Norges Unge Katolikker), dem Jugendverband in Norwegen, dessen Ziel es ist, den Jugendlichen einen Platz in der katholischen Kirche zu bieten und sie Gemeinschaft trotz Entfernungen und Corona-Krise erfahren zu lassen.

 

Austausch mit Bischof Erik Varden

Wie können wir als Kirche miteinander in den verschiedensten Lebensmodellen, aber auch Lebensformen versuchen zusammenzufinden? Wie können in dieser säkularen Gesellschaft gemeinsam Zeichen gesetzt werden und wie kann mit den vielen verschiedenen Sprachen hinsichtlich einer gelingenden Verständigung umgegangen werden? Themen, die mit dem neuen Bischof aus Trondheim, Erik Varden, diskutiert wurden.  "Die Menschen haben auch in einer säkularen Gesellschaft Durst nach Wesentlichem", betont Varden.  

Es scheint mir ein schönes Paradox, dass hier in der äußersten Diaspora die Katholizität der Kirche und die Einheit in der Vielfalt so stark erlebt werden kann.

Bischof Erik Varden

Marienkloster auf Tautra erweitert

Der 47-jährige Bischof hat gerade erst den Erweiterungsbau des Marienklosters auf Tautra eingeweiht. Der Anbau ist nötig geworden, um neue Schwestern aufzunehmen und um auf die Bedürfnisse der älteren Schwestern reagieren zu können. Neben einer Krankenstation sind auch eine Kapelle und ein Gemeinschaftsraum im neuen Flügel integriert. Dank richteten die Schwestern, die dem Trappistenorden angehören, an das Bonifatiuswerk, das mit Mitteln der Bauhilfe sowie durch die Weitergabe zweckgebundener Spenden den Anbau unterstützt hatte.

Das Marienkloster, am Trondheim Fjord gelegen, ist ein Ort der Stille und des Gebets. Es zieht viele Menschen an, die auf der Suche nach Einkehr und Orientierung für ihr Leben sind. Um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, produzieren die Schwestern Seife und weitere kosmetische Produkte. Doch die Einnahmen reichen gerade einmal aus, um die aktuellen Kosten des täglichen Lebens zu übernehmen.


Munkeby blüht auf

In Munkeby besuchten Austen und Geistbeck die Trappisten im Kloster St. Marien. Vier Mönche leben zurzeit dort, die mit ihrer Käseherstellung über Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Über 3,5 Tonnen werden jährlich produziert. Aufgrund hoher Nachfragen muss die Produktion fortwährend gesteigert werden. Nun sollen mit Hilfe des Bonifatiuswerkes und des Diaspora-Kommissariats der deutschen Bischöfe neue Klosterzellen für bis zu neun Mönche und eine Klosterkirche angebaut werden.

Eindrücke der Projektreise

Aufbruchstimmung in der Dispora-Kirche

"Es bewegt sich etwas in der Diaspora-Kirche in Norwegen. Mit all den Ehrenamtlichen, Seelsorgern und engagierten Menschen ist eine hoffnungsvolle Aufbruchsstimmung zu verspüren, die zuversichtlich stimmt. Es freut uns zu sehen, wie die Unterstützung durch das Bonifatiuswerk Früchte trägt, sodass keiner alleine glauben muss. Ebenso nehmen wir für unsere Zusammenarbeit auch Fragestellungen mit: zum Beispiel das Problem der vielen Sprachen, die Priesterzentriertheit, fehlende Priester für die Seelsorge, die Ausbildung und der Einsatz von Laien in der Gemeindearbeit, die Möglichkeit von Glaubensbildung in einer säkularisierten Gesellschaft. Wir sind dankbar für die große Gastfreundschaft und das Erleben einer Kirche, die zahlenmäßig klein ist, aber das Gesicht einer Weltkirche trägt und dabei Freude im Glauben sowie Gottvertrauen ausstrahlt. Davon können wir etwas lernen", resümiert Monsignore Georg Austen die Projektreise durch Norwegen.

(thmei)