40 REISETEILNEHMER LERNEN NORWEGEN KENNEN

Spektakuläre Natur und kirchliches Leben

Ein Ziel der Reise: die Stabkirche Runkeby (Foto: B. Blanke)
Ein Ziel der Reise: die Stabkirche Runkeby (Foto: B. Blanke)

25.08.2022

Erstmalig hat das Bonifatiuswerk in Kooperation mit Individual-Reisen Koch aus Bad Wünnenberg eine Norwegenreise angeboten. Unter dem Motto "Die Traumstraßen Norwegens" haben sich 40 Interessierte auf den Weg gemacht, um einige Leuchtturmprojekte des Hilfswerks der deutschen Katholiken zu besuchen, aber auch um die Traumstraßen Norwegens zu entdecken und zu erleben. Am Sonntag ging es für den Großteil der Gruppe um 5.00 Uhr in Paderborn los. Ein Reisesegen und ein morgendlicher Segensimpuls begleiteten die Reisegruppe. Der Weg führte über Kiel weiter mit der Fähre Color Line nach Oslo. Bei bestem Wetter war die Ausfahrt durch den Kieler Fjord sowie die Einfahrt durch den Osloer Fjord sehr beeindruckend, sagen die Teilnehmer. In Oslo angekommen, folgte eine Stadtrundfahrt durch Oslo. Beeindruckende Bauwerke wie zum Beispiel die neue Oper – einem Eisberg gleichend – aus italienischem weißem Stein gebaut, das Munch-Museum, der Dom in Oslo, das Nobel-Institut, das Schloss mit angrenzendem Park oder die neue "junge" Fjordstadt wurden durch die Stadtführerin vorgestellt. Unser Weg führte weiter zum Hausberg von Oslo, dem Holmenkollen (Höhe 375 Meter) und zu der bekannten Sprungschanze "Holmenkollen" mit dem Biathlonzentrum. 2011 fand dort die Ski-WM statt. Die gewaltige Sprungschanze und die Biathlonanlage konnten besichtigt werden.

Seit 1814 gibt es eine Universität in Oslo, die medizinische Fakultät ist international besonders bekannt. Viele Deutsche studieren dort Medizin. Insgesamt leben gut 30.000 Studenten in Oslo. Der norwegischen Bevölkerung ist es wichtig, dass auch die Städte lebenswerte Orte sind und bleiben. Aus diesem Grund pflegt und schützen die Norweger den hohen Anteil der Grünflächen und Erholungsflächen in den Städten. Oslos Stadtgebiet ist zu einem Drittel bewohnt, Zweidrittel sind Grün- und Erholungsflächen. Die „grünen Lungen“ in den Städten und insbesondere in Oslo sind wichtig für ein gutes Lebensgefühl, sagen die Norweger.

Auf dem Reiseprogramm standen abwechslungsreiche Orte

Startpunkt: Oslo

Die Reisegruppe besuchte unter anderem den größten Stadtpark, den Frognerpark. Er umfasst 30 Hektar mitten im Stadtgebiet. Der Stadtteil Frogner ist eine sehr beliebte Wohngegend. In diesem Park befindet sich auch der Skulpturenpark von Gustav Vigeland. Der Vigelandpark zeigt 212 Stein- und Bronzeskulpturen des norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland, die in den Jahren von 1907 bis 1942 entstanden sind. Zahlreiche Skulpturen symbolisieren den Kreislauf des menschlichen Lebens. Anschließend führte der Weg von Oslo Richtung Norden nach Lillehammer. Dort hat die Reisegruppe die Gemeinde Mariakirken besucht. Kaplan Hai Duy Nguyen und Marit begrüßten die Gruppe herzlich. Sie berichteten eindrucksvoll und lebendig, wie positiv sich die katholische Gemeinde entwickelt und wie lebhaft und international es in der Gemeinde zugeht. Ein Kaffeetrinken und ein Wortgottesdienst rundeten den ersten Reisetag ab.
 

Von Lillehammer nach Trondheim

Ein erster Stopp wurde an der Stabkirche in Ringebu eingelegt. Nach der Christianisierung Norwegens um das Jahr 1030 wurden bis zur Einführung der Reformation in Norwegen (1537) schätzungsweise an die tausend Stabkirchen erbaut. Die Stabkirche in Ringebu wurde um 1220 errichtet und zählt als eine der größten zu den 28 hierzulande verbliebenen Stabkirchen. Nur in Norwegen sind so viele dieser Baudenkmäler erhalten. Kennzeichnend für Stabkirchen sind die auf Schwellen ruhenden vertikalen Eckpfeiler und Wandplatten, die die sogenannte Stabwand ausmachen. Die Konstruktion der Stabkirchen ist verzapft, man findet keine Nägel. Andreas-Kreuze und Halbbögen wirken dabei stabilisierend. In Ringebu ist vom ursprünglichen Stabkirchenbau allein das Hauptschiff mit seinen Pfeilern im Innenraum erhalten.

An dem Naturdenkmal Magalaupet, kurz vor Oppdal, wurde ein weiterer Stopp verbunden mit einer kleinen Kaffeepause eingelegt. Im Fluss Diva hat sich eine 100 Meter lange und sehr schmale Schlucht (an ihrer engsten Stelle sind es nur 1,5 Meter) mit spektakulären Gletschertöpfen gebildet. (Marmiten, das sind Hohlräume, die sich aufgrund der Wirkung des Gletschers im Gestein gebildet haben). Ein einzigartiges Naturdenkmal, in dem die Wassermassen durch das Gestein tosen.

Am Nachmittag erreichten die Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer Trondheim. Die Gruppe besuchte das katholische Gemeindezentrum an der Kathedralkirche St. Olav. Bischof Erik Varden und Dompfarrer Egil Mogstad begrüßten die Gruppe. Dompfarrer Mogstad berichtete beeindruckend über die Entwicklung der katholischen Kirche in Norwegen und über die wachsende Gemeinde vor Ort in Oslo. Jeden Sonntag werden fünf Messen in unterschiedlichen Sprachen gehalten. Nach den Messen, mit etwa 200 Gläubigen pro Messe, findet in diesem Gemeindezentrum ein „Kirchencafe“ mit regem Zuspruch statt. Die Reisegruppe war sich enig: "Dieses Gemeindezentrum ist ein Ort, der jeden und jede willkommen heißt und wo Begegnungen stattfinden, wo Menschen zueinander finden." Dieses Zusammenführen von Menschen unterschiedlichster Herkunft ist Dompfarrer Mogstad ein sehr großes Anliegen. Zum Abschluss stand noch ein gemeinsamer Gottesdienst in der Kathedralkirche St. Olav in Norwegisch auf dem Programm.
 

Einblicke bei Führungen und in die Seifenherstellung

Klosterbesuche im Trappistenkloster St. Marien Munkeby und Trappistinnenkloster St. Maria auf der Insel Tautra

Am Mittwoch standen die Besuche weiterer Leuchtturmprojekte in der Prälatur Trondheim an. Für die Reisegruppe war es der „Klostertag“. Am Vormittag haben wir das Trappistenkloster Munkeby in Levanger besucht. Prior Joel, Bruder Bruno, Bruder Arnaud und Florian Pletscher, Teilnehmer des Bonifatiuswerkprogramms "Praktikum im Norden" begrüßten die Reisegruppe herzlich. Florian Pletscher, seit März 2022 als Praktikant im Kloster Tautra in Norwegen, übernahm das Dolmetschen für uns von Norwegisch ins Deutsche. Prior Joel berichtete von seiner Eingebung hier ein neues Kloster aufzubauen und von den ersten Schritten hier vor Ort. Die Bevölkerung stand diesem Neuanfang sehr positiv gegenüber, erklärte Prior Joel.

Die erste Bauphase wurde 2009 abgeschlossen. Derzeit werden eine eigene Klosterkirche und weitere Lebens- und Arbeitsräume für die Mönche gebaut. Mit Hilfe des Bonifatiuswerkes und des Diaspora-Kommissariats wurde dies ermöglicht. Neben der Kirche entstehen eine größere Käserei, weitere Gästeräume sowie Wohnraum für neun Mönche – mit der Option auf Erweiterung, sodass theoretisch 15 Trappisten dort leben und wirken können. Noch wohnen die Mönche im Gästehaus, das nach Fertigstellung ausschließlich den zahlreichen interessierten Besuchern zur Verfügung stehen soll. Vor allem an den Wochenenden und Sonntagen kommen zahlreiche Menschen, um gemeinsam mit den Mönchen Gottesdienst zu feiern.
 

Rückkehr zu den alten Wurzeln - Zeichen der Hoffnung

Es ist schon etwas Besonderes: Nach mehr als 500 Jahren wagten die Trappisten aus dem französischen Citeaux den Schritt, sich im norwegischen Trondheim-Levanger anzusiedeln. Streng genommen ist das Kloster nur die Fortsetzung einer Tradition, die etwa 1,5 Kilometer vom heutigen Standort vor langer Zeit bestand: Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1180. Seit geraumer Zeit bereichert wieder neues geistliches Leben die Diaspora Mittelnorwegens: Insbesondere in Munkeby und Tautra ist ein einzigartiger Aufbruch zu spüren - dort, wo sich atemberaubende Natur mit christlich-kontemplativer Spiritualität an einem Ort des Glaubens verbindet.

Als besonderes Zeichen der Verbundenheit überreichte die Reisebegleiterin Birgit Blanke vom Bonifatiuswerk das neugestaltete Kreuz für die Kirche. Es war auf dem Katholikentag 2022 in Stuttgart mit Hilfe der Katholikentagsbesucher angefertigt worden. Am Stand des Bonifatiuswerks konnten sie Schmucksteine auf das Kreuz kleben. Als Gemeinschaftswerk der Christen hat dieses Kreuz nun seinen Platz im Kloster Munkeby in Levanger gefunden.

Am Nachmittag erwartete uns ein Besuch im Trappistinnenkloster St. Maria auf der Insel Tautra. Die besondere Architektur der Klosterkirche mit viel Licht und Holz verströmt eine besondere Spiritualität und lud zum Innehalten ein. Priorin Brigitte Pinot begrüßte die Gruppe. Das Kloster wurde 1999 von sieben Schwestern aus den USA und aus Norwegen gegründet. Es ist ebenfalls ein Symbol der aufblühenden katholischen Kirche im Norden Europas. 

Am Donnerstagmorgen ging es zum Nidarosdom in Trondheim (alter Name der Stadt: Nidaros). Der Nidarsdom gehört zu den bedeutendsten Kirchen in  Norwegen. Er gilt als Nationalheiligtum. Er war seit 1152 die Kathedrale der norwegischen Metropoliten. Weil hier der Schrein von Olaf dem Heiligen hinter dem Hochaltar stand, trug der Dom auch den Beinamen „Herz Norwegens“. Nach der Reformation wurde er zur Kathedrale der evangelisch-lutherischen Bischöfe des Bistums Nidaros. Seit 2011 ist er außerdem Sitz des neugeschaffenen Amtes der Vorsitzenden der norwegischen Bischofskonferenz.
 

Die Traumstraße von Norwegen

Stadtführung durch Trondheim

Nach der Führung durch den Nidarosdom schloss sich eine Stadtführung durch Trondheim an. Der Weg führte unter anderem an der königlichen Residenz vorbei, in der die königliche Familie residiert, wenn sie in Trondheim verweilt. Diese Residenz ist das älteste Holzhaus in Trondheim mit einer Größe von 400 Quadratmetern und 120 Zimmern. Nächstes Ziel war die Stadt Molde – die Rosenstadt an der Westküste.
 

Ab Freitag standen die Traumstrassen Norwegens im Fokus.

Natürlich durfte eine der schönsten Passstraßen Europas nicht fehlen. Somit war das heutige Ziel eine dieser besagten schönsten Paßstraßen Europas, die Trollstiegen. 1936 wurden die Trollstiegen, diese besondere Passstraße eröffnet. Sie ist seit jeher eine der spektakulärsten Passstraßen Europas. Sie schlängelt sich in unzähligen und unglaublich engen Kurven den Berg hinauf, passiert dabei eine alte Steinbrücke, die über einen gewaltigen Wasserfall führt. Oben beim Besucherzentrum angekommen, konnte die Gruppe die verschiedenen Aussichtsplattform erlaufen und unglaubliche Eindrücke sammeln und Fotos machen.

Es ging weiter auf den 1500 Meter hohen Dalsnibba. Der Blick auf teilweise gletscherbedeckte Berge und den Geirangerfjord sei überwältigend gewesen, sagten die Teilnehmer. Die Weiterfahrt führte an Stryn vorbei in Richtung Loenfjord.

Einer der Höhepunkte am Samstag war der Sognefjord, mit einer Länge von gut 200 Kilometern und einer Tiefe von 1300 Meter. Der Sognefjord ist der „König der Fjorde“ und der bekannteste und größte Fjord in Norwegen. Unser Ziel war die Stadt Bergen, die wohl schönste Stadt Norwegens, sagen zumindest die Norweger. Bergen wurde 1070 gegründet. Bis 1830 die gröβte Stadt in Norwegen, ein wichtiger Europäischer Handels- und Seefahrtshafen und ein wichtiges Handelszentrum der hanseatischen Kaufleute. Das Deutsche Kontor wurde 1360 in Bergen etabliert und bestand 400 Jahre (etwa 1360-1754). Die Hansestadt Bergen hat ab dem 13 Jh. den Norden bewirtschaftet und war quasi ein „kleiner separater Staat“ im Land. Mit dem Verkauf und dem Handel von Stockfisch ist die Hanse sehr reich geworden. Doch dieser Reichtum ist nicht im Land geblieben beziehungsweise den Arbeitern zugutegekommen, sondern nur den Hansefamilien, insbesondere die deutschen Hansefamilien profitierten vom Geschäft. Die Hanse erhielt ein Monopol im Handel mit Stockfisch und Fischöl. Das Kontor lag bei Bryggen, ganz im Zentrum. Die Häuser bei Bryggen sind mehrmals abgebrannt, aber immer im alten Stil aufgebaut. Die Häuser von heutzutage stammen aus 1702 und sind UNESCO Weltkulturerbe. Heute hat Bergen 250.000 Einwohner, und zwei Drittel der norwegischen Exporte stammen aus der Region. Die meisten Einnahmen werden mit Öl und Gas aus der Nordsee sowie der Schifffahrts- und Fischereiindustrie erwirtschaftet. Die Stadt verfügt über eine starke Forschungslandschaft, einen vielfältigen und hoch entwickelten Industriesektor und Zugang zu einigen der größten Energiequellen der Welt: Öl, Gas und Wasserkraft. Auch in Bergen gibt es eine wachsende katholische Gemeinde und in der St. Paulskirche fand um 18 Uhr eine Messe auf Latein statt. Ein Teil der Gruppe hat diese Einladung genutzt und ist zur heiligen Messe gegangen.

Am Sonntag zeigte ein Stadtführer der Reisegruppe den alten Hafen sowie sehenswerte Kunstwerke von jungen Künstlern und weitere Sehenswürdigkeiten. Nach der Führung blieb noch etwas Zeit, um über den Fischmarkt und durch die Fischhallen zu schlendern. Aber es hieß Abschied nehmen, da wir am Mittag auf der Fähre Richtung Stavanger-Hirtshals/Dänemark einchecken mussten. Das Fazit der Reiseteilnehmerinnen und Reiseteilnehmer:  "Eine wunderbare Reise mit vielen Eindrücken." Vor allen Dinge die sensationelle Natur, die Begegnungen vor Ort und innerhalb der Reisegruppe sowie die nette und offene Atmosphäre werden allen in guter Erinnerung bleiben.

(bam/hes)