"DAMIT DER GLAUBE REIFEN KANN"

Diaspora-Aktion 2014 in Dresden eröffnet

An der bundesweiten Eröffnung der Diaspora-Aktion 2014 nahmen teil: Paul Kirchhof (von Links), Georg Austen, Heinz Paus, Bischof Heiner Koch und Stanislaw Tillich. Foto: Patrick Kleibold
An der bundesweiten Eröffnung der Diaspora-Aktion 2014 nahmen teil: Paul Kirchhof (von Links), Georg Austen, Heinz Paus, Bischof Heiner Koch und Stanislaw Tillich. Foto: Patrick Kleibold

09.11.2014

Knapp 75 Prozent der Bevölkerung in Ostdeutschland sind konfessionslos. In ganz Deutschland breitet sich die Diaspora immer weiter aus. Sie ist in fast allen Großstädten anzutreffen. Zur Unterstützung der Katholiken in der Minderheit hat das Bonifatiuswerk heute seine bundesweite Solidaritätsaktion in Dresden eröffnet. Am Pontifikalamt in der Hofkirche und am anschließenden Festakt im Haus der Kathedrale nahmen u.a. der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Bischof Heiner Koch und Bundesverfassungsrichter a.D., Prof. Paul Kirchhof teil. Alle waren sich in einem einig: Die Kirche hat in der Welt ihren Platz, sie ist in Ostdeutschland lebendig und gestaltet unsere Gesellschaft aktiv mit. 

25 Jahre nach Mauerfall: Kirche in Ostdeutschland lebt!

„Es ist schön, dass wir 25 Jahre nach dem Fall der Mauer unsere Diaspora-Aktion hier in Dresden, in einem freien Land, eröffnen können. Wir sind dankbar für die Menschen, die sich zur Zeit der DDR für ihren Glauben eingesetzt haben, damit dieser weiter lebt und reift“, sagte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen. „Leider sind knapp 75 Prozent der Bevölkerung in Ostdeutschland weder katholisch noch evangelisch, noch gehören sie einer anderen Religionsgemeinschaft an. Diese Glaubensdiaspora, die wir auch in einigen Großstädten antreffen, ist für uns aber kein Grund zur Resignation, sondern vielmehr ein Auftrag zum Aufbruch. Denn wir spüren sehr deutlich, dass unser wertvoller Glaube die Neugierde der Menschen weckt.“

Ministerpräsident Tillich sagte, „auch wenn Religion in den neuen Bundesländern kaum eine Rolle zu spielen scheint, sind die Kirchen dennoch präsent - als wichtige Orte der Friedlichen Revolution oder aber mit ihrer lebendigen Tradition der Kirchenmusik. Das Bonifatiuswerk trägt mit seiner großzügigen Hilfe entscheidend dazu bei. Denn wer sagt `keiner soll alleine glauben`, der sendet diese Botschaft nicht nur in die Kirche, sondern auch nach draußen.“ Tillich ging in seiner Ansprache außerdem auf das Verhältnis von Religion und Staat ein. „Religion ist in Deutschland keine staatliche, wohl aber eine öffentliche Angelegenheit. Ich möchte, dass das Verhältnis zwischen Staat und Kirche so gut bleibt“, betonte er.

Christentum als Wurzel, damit niemand auf der Strecke bleibt 

Prof. Paul Kirchhof, Bundesverfassungsrichter a.D., unterstrich in seine Festrede die große Bedeutung der Kirche und des Glaubens für unsere Gesellschaft. „Wir brauchen die Wurzeln des Christentums, damit der Mensch durch innere Bindung freiheitsfähig, ein redlicher Bürger, und ein anständiger Kaufmann bleibt. So wird die Gemeinschaft der Freien in einem gemeinsamen Menschenbild und in der Würde eines jeden Menschen sicher gestellt.“ In seiner Rede zum Thema „Zugehörigkeit auch ohne Leistung - Wie sich unsere Leistungsgesellschaft ändern muss, damit Kinder, Jugendliche und ältere Menschen nicht auf der Strecke bleiben“ ging Kirchhof auch auf das Prinzip der Gemeinschaft ein: „Es bedarf der Zugehörigkeit des Menschen im Glauben, aber nicht nur im Glauben, sondern auch in der Wirtschaft, in der Wissenschaft, im Staat und elementar in der Familie“, betonte er. 

Wie wichtig der Glaube für unsere Gesellschaft und Gemeinschaft ist, betonte auch Bischof Heiner Koch in seiner Predigt: „Wir sind Christen um Gottes Willen, seinetwegen gehen wir unseren Weg. Deshalb ist es wichtig, dass keiner diesen Weg alleine geht, keiner soll alleine glauben, denn wir brauchen einander. Ein Glaube, der nicht mitgeteilt wird, verkümmert.“ 

Der Präsident des Bonifatiuswerkes, Heinz Paus, dankte mit Blick auf das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls den vielen engagierten Christen, die während der DDR ihrem Glauben treu geblieben sind. „Die katholischen Christen in der DDR haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Steine gelockert wurden, die die Mauer zu Fall gebracht haben“, sagte Paus. Dies sei nur möglich gewesen, da viele Menschen die befreiende Botschaft des Evangeliums gelebt und weitergegeben haben. 

Diaspora-Sonntag am 16. November

Am Diaspora-Sonntag, 16. November, findet die Spenden-Aktion mit einer bundesweiten Kollekte in den katholischen Gottesdiensten ihren Höhepunkt. Die Diaspora-Aktion steht in diesem Jahr unter dem Motto „Keiner soll alleine glauben. Ihre Spende: Damit der Glaube reifen kann“. Das Bonifatiuswerk unterstützt Katholiken überall dort, wo sie in einer extremen Minderheitensituation ihren Glauben leben und fördert so die Seelsorge in den Bereichen der Deutschen- und Nordischen Bischofskonferenz (Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und Island) sowie in den baltischen Staaten Estland und Lettland.

(pk)