EINE STARK WACHSENDE UND MULTIKULTURELLE KIRCHE

Vertreter der Diözesan-Bonifatiuswerke besuchen Förderprojekte in Schweden

Die Teilnehmer der Reise am zweitgrößten See Schwedens, dem Vätternsee. Foto: Lena Reiher
Die Teilnehmer der Reise am zweitgrößten See Schwedens, dem Vätternsee. Foto: Lena Reiher

17.04.2015

In der katholischen Kirche in Schweden trifft sich die Welt. Über 80 Prozent der Katholiken haben einen Migrationshintergrund und kommen aus 90 Nationen. Das Besondere: Die katholische Kirche in Schweden wächst, Gottesdiensträume werden zu klein, Kirchen müssen um- oder neugebaut werden. In dieser Woche haben sich Vertreter der Diözesan-Bonifatiuswerke aus 16 Diözesen gemeinsam mit Generalsekretär Monsignore Georg Austen und Präsident Heinz Paus vom Bonifatiuswerk auf den Weg nach Schweden gemacht, um sich ein Bild von der Kirche und ihren Chancen und Herausforderungen zu machen. Vom 14. bis zum 19. April besucht die Reisegruppe bestehend aus 32 Personen verschiedene vom Bonifatiuswerk geförderte Projekte und erlebt eine stark wachsende und multikulturelle Kirche, wie wir sie in Deutschland nicht kennen.

Besuch in der Benediktinerinnenabei „Maria Jesu Moder Kloster Mariavall“

Die sechstägige Reise durch Schweden führte u.a. nach Tomelilla. Hier liegt die Benediktinerinnenabei „Maria Jesu Moder Kloster Mariavall“. Mutter Thyra (82), die seit 50 Jahren Äbtissin des Klosters ist, – was zu einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde führte – informierte über die Flüchtlingssituation in Schweden. „Immer mehr Menschen kommen zu uns und möchten etwas über unseren Glauben erfahren“, sagte Mutter Thyra. Die religiöse Erziehung der Kinder und die Integration der Ausländer und Flüchtlinge seien besonders wichtig.

Alleine im Jahr 2013 kamen 80.000 Flüchtlinge nach Schweden. Seit Anfang 2014 sind es 3.000 pro Woche. Warum es hier weniger Anfeindungen den Flüchtlingen gegenüber gibt, als in Deutschland, will ein Teilnehmer wissen. „Es gibt hier viel Gegend, das Land ist groß“, sagt die kleine Frau mit einem Lächeln. Während des Besuches der Klosterkirche, dem geistlichen Mittelpunkt der Gemeinschaft, beschreibt Mutter Thyra in ihrer typischen Art ihr Bild von der Kirche Schwedens „Unsere Kirche ist keine Torte – eher Knäckebrot“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Je länger man in dieser Kirche ist, desto netter wird man.“

Eine arme Kirche in einem reichen Land.

Die katholische Kirche Schwedens ist eine arme Kirche in einem reichen Land. Vom Staat nur spärlich unterstützt, kann sie die religiöse Infrastruktur in dem großen Flächenstaat nur schwerlich finanzieren. Umso mehr ist sie auf die Unterstützung durch die deutschen Katholiken, über das Bonifatiuswerk und das Diaspora-Kommissariat, angewiesen. „Es ist für uns alle eine sehr bereichernde Reise, auf der wir stets mit großer Gastfreundschaft empfangen werden. Wir erleben ein Land mit einer enormen Internationalität. Beeindruckend ist auch, wie die Menschen hier die vielen Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen, daran können wir uns sicher ein Vorbild, auch mit Blick auf unsere Willkommenskultur, nehmen“, beschreibt Monsignore Austen seine ersten Eindrücke.

Weitere Stationen der Reisegruppe sind u.a. die Blaue Kirche in Vadstena, der Besuch der chaldäischen Gemeinde in Södertälje, das Newman Institut in Uppsala, das Benedikttinerinnenkloster am Omberg sowie ein Besuch beim Nuntius für die nordischen Länder, Erzbischof Henryk Jozef Nowacki, in Djursholm.

Weitere Informationen zur katholischen Kirche in Schweden

Schweden, ein Land riesigen Ausmaßes, verwöhnt durch bezaubernde Natur, mit beeindruckenden Landschaften und einem Volk, das über Jahrhunderte die Geschichte Europas entscheiden mitbestimmte. Schweden steht wie kein Land für die Verteidigung des lutherischen Glaubens auf dem Kontinent. Bis ins Jahr 1996 gehörte jedes in Schweden neugeborene Kind der evangelischen Staatskirche an. Dementsprechend klein ist die katholische Kirche in dem skandinavischen Land. Mit fast 110.000 registrierten Kirchenangehörigen machen die Katholiken gerade einmal 1,15 Prozent der Bevölkerung aus. Noch einmal so viele katholische Gläubige, so die Schätzungen, leben ohne Registrierung in Schweden.

Die große Mehrheit der Katholiken ist in das Land eingewandert oder stammt von Einwanderern ab. Das stellt die kleine Diaspora-Kirche vor besondere Herausforderungen. Denn es gilt, die Gläubigen in einer Minderheitenkirche zu integrieren, zwischen den Einwanderergruppen Brücken zu schlagen und zugleich den katholischen Christen zur Seite zu stehen, wenn sie in ihrer neuen Heimat Fuß fassen wollen. Die solidarische Unterstützung durch das Bonifatiuswerk hilft der Diasporakirche Schwedens dabei, ihren Weg in die Zukunft zu gehen.

(pk)