ZUR PERSON

Generalsekretär Msgr. Georg Austen

Generalsekretär Monsignore Georg Austen

INTERVIEW ZUR ERSTKOMMUNION 2024: „Du gehst mit!“

"Ein Gefühl von Vertrauen"

Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, spricht über die Bedeutung der Erstkommunion in der heutigen Zeit, welche Projekte mit den Gaben der Kommunionkinder gefördert werden und welche Haltung nach dem Fest bleibt.


Wofür steht die erste heilige Kommunion?

Monsignore Austen: "Es geht um Gemeinschaft. Ohne Beziehungen zu anderen Menschen und zu Gott, würde unser Herz verkümmern. Die Kommunionkinder erfahren durch ihre erste heilige Kommunion wie es ist, Teil einer Mahlgemeinschaft zu werden. Es bedeutet, nicht nur ein Teil der christlichen Gemeinschaft zu sein, sondern vielmehr das Leben mit seinen Mitmenschen zu teilen.  Der Empfang der ersten heiligen Kommunion ist auch eine Zusage, die Freundschaft Jesu anzunehmen, ihm zu vertrauen, aus seinen Worten Taten folgen zu lassen, die Gemeinschaft zu spüren und aus ihr heraus in Nächstenliebe und Güte zu leben und zu handeln. Das klingt nach einer verantwortungsvollen Aufgabe, die man als Erstkommunionkind erhält und das ist sie auch, aber die Kinder sind auch sensibel dafür. In der Weggeschichte von Emmaus wird deutlich, dass er mit uns geht und dabei oft unerkannt bleibt. Eine Zusage Jesu, mit dieser Aufgabe nicht allein auf dem Lebensweg zu sein."

Das Erstkommunion-Motto in diesem Jahr lautet: „Du gehst mit!“ Was bedeutet es?

Austen: "„Du gehst mit!“ ist ein Versprechen, dass wir nicht allein durch das Leben gehen müssen. Wir Menschen werden von Jesus nicht im Stich gelassen, sondern vertrauensvoll von ihm in allen Lebensabschnitten begleitet. Wir können uns ihm anvertrauen und eine Orientierung sowie einen Maßstab für das eigene Leben finden. Aber es ist nicht nur das Versprechen von Jesus, was uns auf all unseren Lebenswegen begleitet, es kann in den Haltungen unseres Lebens widerspiegeln, dass wir uns gegenseitig vertrauen und dem anderen nicht böswillig zu misstrauen. In den aktuellen Zeiten der Umbrüche, der Ängste und Veränderungen ist es wichtiger denn je, gemeinsam einen Weg zu gehen. Gerade, wenn gesellschaftliche Gefüge drohen auseinanderzubrechen, ist es unerlässlich, dass man Werte der Solidarität und Nächstenliebe in der Gemeinschaft lebt und nach außen vertritt. Das macht Mut, gibt Zuversicht und auch Freude am Leben. "

Was können die Worte aus der Emmaus-Geschichte den Erstkommunionkindern in unserer heutigen Zeit vermitteln?

Austen: "In der Emmaus-Geschichte geht Jesus mit seinen Freunden mit und lässt sie nicht allein. Er begleitet sie auf ihrem Weg und sie spüren seine Nähe. Es ist ein Freundschafts- und Vertrauensbeweis von Jesus und das kennt bestimmt jedes Kommunionkind: Ein Freund oder eine Freundin, die mich im Leben begleitet und mit mir durch dick und dünn geht. Da ist ein Gefühl des Geborgenseins, des Vertrauenwollens und der Zuversicht. Ob Eltern, Geschwister, Freunde, Lebenspartner, Seelsorger oder Katecheten: Sie hören zu, sie erklären und sie begleiten die Kinder zu ihrer Erstkommunion-Vorbereitungszeit und danach. Die Worte „Du gehst mit“ aus der Emmaus-Geschichte sind eine Einladung an die ganze Familie, bereits innerhalb der Familie Gemeinschaft und Nächstenliebe zu leben und auch die Inhalte des Glaubens zu erfahren und vielleicht auch neu für sich zu entdecken. Dieses Vertrauen bedeutet, ein inneres Bewusstsein zu haben, dass Gott da ist und er in mir ist."

Auch in diesem Jahr unterstützen die Kommunionkinder mit ihren Gaben soziale Projekte des Bonifatiuswerkes – welche sind es in diesem Jahr?

Austen: "Gerade ambulante Kinderhospizdienste, Kinderdörfer, Wohngruppen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sowie Jugendsozialeinrichtungen haben wir im Blick. Die Spenden aus der Erstkommunionaktion fließen genau dahin – laut dem Motto: Kinder helfen Kindern. Auch Gemeinschaft und Glaubensbildung während Religiöser Kinderwochen oder in katholischen Kindertagesstätten werden mit dem Geld gefördert. In diesem Jahr kommen die Spenden der Kommunionkinder zum Beispiel dem Caritas-Kinderhospiz-Zentrum LEO in Berlin zugute. Durch das Angebot der Einrichtung werden schwerkranke Kinder und ihre Familien durch eine sehr herausfordernde Zeit begleitet. Durch die finanzielle Unterstützung kann das Zentrum zu einem Ort der Freude und Stärke werden, an dem sich die ganze Familie würde- und respektvoll begleitet fühlt. "

Was bleibt nach der Erstkommunion?

Austen: "Das ist die große Frage. Ich wünsche uns, dass die Erstkommunionfeier länger wirkt als sie dauert, auch nachhaltige Erlebnisse und Gottesdienste wach bleiben und nicht nur die Erinnerung an tolle Geschenke. An unserem Beispielspendenprojekt, dem Caritas-Kinderhospiz-Zentrum LEO in Berlin, merkt man ganz deutlich, welche Dinge und vor allem welche Werte im Leben wichtig sind. Mit der Erstkommunion wird den Kindern auch eine christliche Haltung mitgegeben. Diese Haltung soll ihnen ohne eine regelmäßige Gruppenstunde bleiben und eine Stütze und Orientierung in ihrem Alltag sein. Durch das einprägsame Erstkommunion-Motto „Du gehst mit!“ kann die Kommunion ein wichtiger Baustein für junge Menschen sein. Es soll zeigen, dass der christliche Glauben Bedeutung für mein persönliches Leben hat, ich in der Glaubensgemeinschaft willkommen bin und auch wahrgenommen werde."

Das Interview führte Pia Wittek.

weitere Interviews:

Interview zur Erstkommunion 2024

Interview zur Diaspora-Aktion 2023

 

ZUR VITA

Werdegang von Msgr. Georg Austen

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Georg Austen wuchs in Brenken, einem Ortsteil der ostwestfälischen Stadt Büren, auf. Nach seinem Abitur im Jahr 1978 am Mauritius Gymnasium in Büren studierte er Katholische Theologie in Paderborn und München. Anschließend absolvierte er in den Jahren 1985 und 1986 sein Diakonat in der Gemeinde St. Johannes Baptist und in der Justizvollzugsanstalt in Herford. Am 16. Mai 1986 empfing er in Paderborn das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend war er als Vikar in der Pfarrei St. Marien in Fröndenberg, als Pfarradministrator in der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist in Siddinghausen und in der Kirchengemeinde St. Michael in Weine eingesetzt.

Zudem war er Diözesanpräses der Katholischen Landjugendbewegung und von 1996 bis 2002 Diözesanseelsorger des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Paderborn sowie Studentenpfarrer und Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde in Paderborn.

Als Sekretär des XX. Weltjugendtages der Deutschen Bischofskonferenz in Köln war Austen in den Jahren 2002 bis Juli 2006 maßgeblich an der Vorbereitung des katholischen Großereignisses im Jahr 2005 beteiligt. Er verantwortete die pastorale Vor- und Nachbereitung des Weltjugendtages, die Tage der Begegnung mit dem Tag des sozialen Engagements in allen deutschen (Erz-)Bistümern, das Kultur- und Jugendfestival beim Weltjugendtag in Köln sowie den Pilgerweg des Weltjugendtagskreuzes durch Europa und Deutschland.

Im Anschluss an den XX. Weltjugendtag verbrachte Austen für persönliche Fortbildungen einige Monate in New York City und in Schweden. Nach seiner Rückkehr wurde er im selben Jahr Geschäftsführer der Steuerungsgruppe "Perspektive 2014" im Erzbistum Paderborn.

Seit März 2008 ist Georg Austen Generalsekretär und Hauptgeschäftsführer des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken sowie Geschäftsführer des Diaspora-Kommissariates der deutschen Bischöfe/Diasporahilfe der Priester. Seine zweite Amtszeit begann am 1. März 2014. Im Jahr 2019 wurde Austen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Die dritte Amtszeit begann am 1. März 2020. 

Im Mai 2008 ernannte Papst Papst Benedikt XVI. Austen zum päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) und berief ihn im Dezember 2011 ins Konsultoren-Kollegium des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung. Austen ist Berater in der Unterkommission für Missionsfragen der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Mitglied in der Konferenz Weltkirche sowie im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Austen engagiert sich für den Dialog und die solidarische Zusammenarbeit in der Weltkirche sowie für Randgruppen, beispielsweise in der Gefängnisarbeit, und setzt sich für junge Menschen ein. Hierfür gründete er 2011 die „Georg Austen Stiftung Solidarität“ mit der Zielsetzung Werte zu vermitteln, den Glauben zu entdecken und die Persönlichkeit zu fördern. Durch entsprechende Projektförderung soll Kindern und Jugendlichen geholfen werden, ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken, Lebenskrisen zu überwinden, den Sinn für solidarisches Handeln zu fördern und nicht zuletzt, eine Orientierung und Zuversicht aus dem christlichen Glauben zu erfahren.

Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ernannte Papst Franziskus am 10. Februar 2016 Austen zum "Missionar der Barmherzigkeit".

Austen ist es ein wichtiges Anliegen – in Kooperation mit nationalen und internationalen Künstlern und Veranstaltern von Großereignissen – Berührungspunkte mit Themen der Kunst, der Kultur und der Kirche zu schaffen, um so auch einen Dialog mit Andersdenkenden und -glaubenden anzuregen. So konnten bereits bundesweite Konzertreihen, Benefizveranstaltungen, Buchprojekte und Kunstausstellungen organisiert werden. Die Erlöse kommen sozial-caritativen Projekten zugute. In den Jahren 2017 und 2018 konnten zwei Kunstausstellungen unter dem Titel "Udos 10 Gebote" mit Bildern des Sängers Udo Lindenberg in der Gaukirche in Paderborn und in der Überwasserkirche in Münster realisiert werden. In Kooperation mit Michael Patrick Kelly kam es zu zwei Konzertreihen ("Agape-Tour" im Jahr 2012 und "Ruah-Tour" im Jahr 2016) durch mehrere Kirchen und Dome im deutschsprachigen Raum. Außerdem gab es im Jahr 2022 eine gemeinsame Ausstellung vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken und Michael Patrick Kelly in der Paderborner Gaukirche. Gezeigt wurden die Friedensglocke #Peacebell, die Kelly aus Kriegsschrott geschmiedet hat sowie Fotografien und gemalte Bilder. Im Zuge der Nikolausaktion des Bonifatiuswerkes unter dem Titel "Weihnachtsmannfreien Zone" gibt es seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der Sängerin Maite Kelly. Zu weiteren Kooperationen kam es unter anderem mit der Sängerin Kathy Kelly, dem Tenor Juan del Bosco und der Gospelsängerin Carla A. Harris aus New York, der Sängerin Judy Bailey, der Straßenmusikerin Simone Oberstein und der Rügener Künstlerin Sylvia Vandermeer.

Im April 2023 berief ihn Papst Franziskus als Konsultor (Berater) in das neugegründete Dikasterium für die Evangelisierung in der römischen Kurie, wo Georg Austen in der Abteilung für Grundfragen der Evangelisierung in der Welt tätig werden soll.

 

KURZ NACHGEFRAGT

bei Monsignore Georg Austen

Als Generalsekretär des Bonifatiuswerkes ist es mein Anliegen …

… gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu beizutragen, Gott in der Welt einen Ort zu sichern und dem Glauben an ihn Räume zu öffnen. Denn: Keiner soll alleine glauben.
 

Unter "Diaspora" verstehe ich …

… eine Kirche von innen für draußen, eine Kirche die alle Christinnen und Christen – egal wo – in den Blick nimmt, damit sie auskunfts- und dialogfähig gegenüber Andersdenkenden und –glaubenden sind.
 

Missionare des 21. Jahrhunderts – das sind für mich …

… Menschen, die aus dem christlichen Geist heraus heraus die Welt aktiv mitgestalten und für ihre Überzeugungen einstehen, aber auch Grenzgänger und Wegbereiter sind.
 

Wenn ich an die Kirche von morgen denke, dann …

… hoffe ich, dass bei allen Veränderungen und Strukturfragen immer die Pastoral und die Sorge um die Menschen im Vordergrund stehen und damit die Botschaft Jesu als „Frohe Botschaft“ erfahren wird. Eine Kirche die als Weltkirche denkt und sich für die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit und Menschenwürde wie für den Frieden einsetzt.
 

Meine liebste Bibelstelle lautet…
 

… „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ (2 Kor 3,17).
 

Eigenschaften, die ich besonders schätze, sind…
 

…Verlässlichkeit und Ehrlichkeit.
 

Sprachlos machen mich…

… Kleingläubigkeit, Unflexibilität und Situationen, die erdrückend und belastend für Menschen sind und die auf den ersten Blick nicht verändert werden können.
 

Ich könnte nicht leben ohne…

… Beziehungen zu lieben Menschen und ohne eine Orientierung aus dem Glauben für mein Leben.