REPORTAGE VOM 12.09.2023:

Vom Hobbyfunker zum Priester in der Diaspora

Nicht nur durch sein Priesteramt, sondern schon als Kind hat Heinrich Stenzaly das Bonifatiuswerk kennengelernt und ist ihm seither eng verbunden

"Willkommen auf der Homepage von Heinrich Stenzaly" – mit diesen Worten begrüßt der Pfarrer die Besucher auf seiner Website. Der 86-Jährige aktualisiert einmal die Woche seine Seite, die unter anderem Impulse, Meditationen, Informationen zur heiligen Messe und aktuelle kirchliche Nachrichten anbietet. Für ihn ist es wichtig, auch in der digitalen Welt für die Menschen ansprechbar zu sein.

Schon als Jugendlicher hat er sich interessiert dem Amateurfunk gewidmet. So konnte er nicht nur mit seinem Freund, der ihn zum Funken gebracht hat, sondern auch mit der ganzen Welt in Verbindung stehen. Die Computertechnik ist auch heute noch eines seiner Hobbies. "Es macht Spaß, sich in die Grundlagen hineinzufuchsen und zu sehen, wie so ein Gerät überhaupt funktioniert", sagt der Pfarrer. Er selbst recherchiert gerne im Internet, um sich auch auf die Sonntagsliturgie vorzubereiten.

Über ein halbes Jahrhundert ist er mittlerweile als Seelsorger aktiv. 2012 feierte er sein goldenes Priesterjubiläum in Hamburg. Dass Heinrich Stenzaly sich für den Weg des Priesteramtes entscheiden sollte, dafür hatte seine Oma schon früh ein Gespür. "Entweder du wirst Schauspieler oder Priester", sagte sie früher zu ihrem Enkel. Sie sollte Recht behalten und nicht nur Heinrich Stenzaly, sondern auch gleich seine zwei Brüder schlugen den Weg des Priesteramtes ein. Was den gebürtigen Hamburger dazu gebracht hat? "Ich denke, das war auch ganz stark durch meine Heimatgemeinde und die Seelsorger dort geprägt. Die Kapläne und Vikare haben uns ein wichtiges und gutes Beispiel priesterlichen Dienstes und fröhlicher priesterlicher Art gegeben", erzählt der 86-jährige Pfarrer. Auch seine Eltern gehörten immer aktiv der Gemeinde an. Sie engagierten sich im Bibelkreis, in der Kolpingfamilie und sangen im Chor. "Auf diese Weise haben wir auch den Weg gefunden, nicht nur im Ehrenamt, sondern auch im priesterlichen Dienst der Gemeinde zur Seite zu stehen, zu helfen und zu begleiten."

Seine Eltern waren es auch, durch die Stenzaly das Bonifatiuswerk kennengelernt hat. So hat er schon als Kind das Bonifatiusblatt, die Mitgliederzeitschrift des Hilfswerkes, gelesen. Nach der Kriegszeit habe man deutlich gespürt, wie die Kirchen und Gemeindehäuser durch den Bonifatiusverein, so hieß das Hilfswerk früher, aufgebaut wurden. "Später als Pfarrer habe ich dann selbst die Hilfe des Bonifatiuswerkes für so manche Aufgaben in Anspruch nehmen können, die wir in den Gemeinden zu erfüllen hatten. Es war immer selbstverständlich, dass das Bonifatiuswerk auch ein Teil dessen ist, was unsere Arbeit unterstützt und was wir unterstützen. Damals war es schon so, dass Priester hier aus unserer nordischen Region ins Emsland fuhren, in das ‚katholische Land‘, um dort für die Anliegen der armen Diaspora-Kirche im Norden Deutschlands zu predigen. Diese Predigten wurden von den Priestern auch gerne als ‚Kartoffelpredigten‘ bezeichnet, da es in den Nachkriegsjahren auch darum ging, den hungernden Menschen in Norddeutschland, besonders in den Großstädten, mit Nahrungsmitteln zu helfen. Das ist mir sehr bewusst geworden", sagt der Hamburger. Was er früher an Hilfe und Unterstützung empfangen hat, möchte er auch wieder zurückgeben. "Es ist nicht nur ein Nehmen. Es darf auch in dem Sinne gerne ein Geben sein", erklärt der Priester, der seinen Nachlass dem Bonifatiuswerk vermacht.

Stenzaly ist vor allem die Krankenhausseelsorge ein wichtiges Anliegen. Seitdem er 1962 zum Priester geweiht wurde, hat er regelmäßig in den Krankenhäusern Besuchsdienste durchgeführt. Ende der 1980er-Jahre hat er dann das zentrale "Katholische Krankenhauspfarramt für die Krankenhäuser in Bremen, Osnabrücker Bistumsteil" eingerichtet und ein Netzwerk von ehrenamtlichen Mitarbeitern geschaffen. Es besteht bis heute und war das erste Pfarramt im Bistum Osnabrück, das nach der Emeritierung von Pfarrer Stenzaly von einem Laien, einem Pastoralreferenten, geleitet wurde und bis heute wird. „Diese Zeit hat mich schon sehr beeindruckt und geprägt. Da gab es sehr viele Begegnungen mit leidenden Menschen. Aber es gab auch immer wieder Ereignisse, die zu großer Freude Anlass gaben, wie zum Beispiel die jungen Eltern auf den Geburtsstationen begleiten zu dürfen.“ Auch wenn er 2002 nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand entlassen worden ist, ist er auch jetzt noch an vielen verschiedenen Stellen aktiv. In seinem neuen Wohnsitz im Malteserstift St. Johannes XXIII. in Hamburg-Lohbrügge besucht er auf Wunsch Menschen auf der Pflegestation und feiert die Heilige Messe in einer der zur Pfarrei gehörenden Gemeindekirchen oder in der Hauskapelle.

Für ihn persönlich ist der Verzicht auf die Ehe und eine eigene Familie nicht einfach gewesen, "denn du weißt, dass du relativ allein leben wirst." Das sei heute noch einmal schwieriger geworden, denn früher gab es das Pfarrhaus als eine Gemeinschaft von Priestern mit viel mehr priesterlichen und mitbrüderlichen Kontakten. Heute müsse ein Priester oftmals sechs oder sieben Gemeinden versorgen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es, so wie es Diakone mit einem Zivilberuf gibt, auch einen Priesterdienst für die Gemeinden geben müsste: Priester, die verheiratet im Beruf stehen und nach ihren Kräften in ihrem Dienst für eine Gemeinde zur Verfügung stehen." Eine weitere Herausforderung sieht Stenzaly in dem gegenwärtigen Glaubensschwund, denn das Grundwissen des Glaubens nehme immer weiter ab und damit oftmals auch die Motivation, darüber nachzudenken, ob der Weg des Priesters für jemanden der richtige sei. Auch die aktuellen Krisen und Debatten um das Thema Missbrauch erleichtern diesen Weg nicht. "Wir stehen als Priester direkt unter der Prämisse: ‚Der könnte das auch gemacht haben.‘ Das ist eine gewisse Last, die wir zu tragen haben und die wir auch alle solidarisch mittragen sollten. Denn wir gehören zu der Organisation, die durch diese Dinge sich als ganze Institution schuldig gemacht hat. Da sollte ich auch als Einzelner, auch wenn ich mich nicht selbst schuldig gemacht habe, mit meinem Dienst, der angefeindet werden kann, geradestehen."

Was Kirche neben einer konsequenten Aufklärung der Missbrauchsvorfälle aktuell benötige? Eine gesunde Gesprächskultur, denn wenn in der Kirche so ein Klima herrsche wie in der heutigen Gesellschaft, getränkt von Feindseligkeit, Ablehnung und Hass, "dann sollten wir uns nicht wundern, wenn die Kirche zumindest hier vor Ort kaputt geht. Es bedarf einer echten Umkehr. Wir sollten uns wieder anhörend und zuhörend aufeinander zubewegen, mit dem Bemühen, zu verstehen, was der andere meint, mit dem, was gesagt wird", konstatiert Stenzaly.

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BILDMATERIAL ZUR PRESSEMITTEILUNG

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Referent Andreas Kaiser (rechts) vom Stiftungszentrum des Bonifatiuswerkes ist der direkte Ansprechpartner für Pfarrer Stenzaly, der in ihm eine gute und verlässliche Unterstützung bei der Klärung wichtiger Themen wie Spenden- und Nachlassregelung sieht. Foto: Theresa Meier5,28 MBDownload
Pfarrer Stenzaly (l.) im vertrauten Gespräch mit Referent Andreas Kaiser, der für ihn der direkte Ansprechpartner im Stiftungszentrum des Bonifatiuswerkes ist. Foto: Theresa Meier8,83 MBDownload
Schon als Kind hat Pfarrer Heinrich Stenzaly das Bonifatiusblatt, die Mitgliederzeitschrift des Hilfswerkes, gelesen. Foto: Theresa Meier3,59 MBDownload
Regelmäßig feiert Pfarrer Heinrich Stenzaly die Heilige Messe in der Hauskapelle des Malteserstiftes St. Johannes XXIII. in Hamburg-Lohbrügge. Foto: Theresa Meier2,90 MBDownload

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