BESONDERE KRIPPENDARSTELLUNG IN DER JVA HERFORD

Gefängnis statt Stall von Bethlehem

In der JVA Herford ist mit Unterstützung des Bonifatiuswerks eine besondere Krippendarstellung entstanden. Foto: Andrea Fabry.
In der JVA Herford ist mit Unterstützung des Bonifatiuswerks eine besondere Krippendarstellung entstanden. Foto: Andrea Fabry.

Das Bonifatiuswerk fördert mit 1.700 Euro eine ganz besondere Krippe in der Justizvollzugsanstalt Herford (NRW), die die Weihnachtsbotschaft in die Lebensrealität der jugendlichen Strafgefangenen übersetzt. Damit will das Hilfswerk für den Glauben dazu beitragen, dass die christliche Botschaft auch hinter Gefängnismauern für Menschen mit oder ohne konfessionelle Bindung erfahrbar wird.
 

Das Jesuskind als „Knacki“

Die Krippe zeigt nicht den Stall von Bethlehem, sondern den Haftraum eines Gefängnisses. Türen und Fenster sind vergittert, im Hintergrund hängt ein Fahndungsplakat. Es zeigt das Gesicht Jesu, der nach der biblischen Überlieferung mit Verbrechern gegessen hat und als Verurteilter am Kreuz hingerichtet wurde. Das Jesuskind selbst ist in dieser Krippendarstellung ein Inhaftierter. Maria ist die Mutter eines Strafgefangenen und Josef wird als Großvater dargestellt, da bei vielen Jugendlichen oft die Väter fehlen.

Gestaltet hat die Krippe der Bildhauer Rudi Bannwarth aus Ettlingen bei Karlsruhe. Er ist bekannt für seine modernen, lebensnahen Krippendarstellungen und hat für das Knastprojekt zwei Tage lang die Jugendlichen in der JVA Herford besucht und mit ihnen gemeinsam die Ideen für diese ungewöhnliche Weihnachtskrippe entwickelt.
 

Die Weihnachtsbotschaft ist aktuell

Dabei, so betonen die beiden Herforder Gefängnisseelsorger, seien die Lebenserfahrungen der damaligen Zeit auch heute aktuell: Die armen Verhältnisse, in denen sich die Geburt des Gottessohns ereignet hat, die Suche nach einer Herberge und die zunächst ungeklärte Vaterrolle Josefs. Dass er in der „Knastkrippe“ als Großvater dargestellt wird, habe einen besonderen Grund. Diese spielten oft eine wichtige Rolle im Leben der jugendlichen Inhaftierten. Viele seien bei ihren Großeltern aufgewachsen und würden dort so angenommen, wie sie sind.

Obwohl Weihnachten eigentlich nicht zu einem Gefängnis passen will, schlägt doch von oben der Stern von Bethlehem in die „Knastkrippe“ ein. So wird die Sehnsucht der jugendlichen Inhaftierten nach einem Neubeginn deutlich. Die Botschaft von Weihnachten als Fest der Hoffnung wird so in ihrer realen Lebenswirklichkeit konkret erfahrbar.

(gio)