ZWISCHEN HOFFNUNG UND VERZWEIFELUNG

Seelsorge für besonders schutzbefürftige Asylsuchende

Sr. Regina Stallbaumer sa im Gespräch mit einem Geflüchteten. (Foto: Martina Schneider)
Sr. Regina Stallbaumer sa im Gespräch mit einem Geflüchteten. (Foto: Martina Schneider)

01.03.2021

Das Bonifatiuswerk fördert im Rahmen der Personalstellenförderung  für zwei Jahre die Arbeit von Sr. Regina Stallbaumer sa. Sie ist Seelsorgerin in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt und hat dabei vor allem besonders schutzbedürftige Geflüchtete im Blick. Die Geflüchteten, der Sr. Regina Stallbaumer begegnet, tragen oft schwere, schmerzvolle Geschichten mit sich. Die Gründe, warum, sie nach Deutschland kamen, sind unterschiedlich.

Manche der Geflüchteten wirken auf den ersten Blick recht stabil, mit einer unglaublichen Kraft ihr Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Sie haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es auf dieser Welt einen Platz gibt, an dem sie in Frieden und Sicherheit leben können. Andere wirken sehr zurückgezogen, verängstigt und erschöpft. Nach all dem, was sie erlebt haben und angesichts der Unsicherheit ihrer aktuellen Situation, droht ihnen die Kraft auszugehen. Sie können nicht mehr. Wieder andere sind verzweifelt und wütend. Sie tragen eine schwierige Geschichte mit sich und stoßen scheinbar nur auf Ablehnung und Unverständnis. Sie sollen zurück in ihr Heimatland. Doch genau das können sie sich nicht vorstellen, denn in ihrem Heimatland sehen sie ihr Leben bedroht. Schlaflose Nächte, Albträume über die Erfahrungen in ihrem Heimatland, die nagende Angst vor einer möglichen Abschiebung bringen sie an den Rand der Verzweiflung.

"„Hello“, so grüße ich einen Geflüchteten, der mir entgegenkommt und in sich versunken zu sein scheint."

Sr. Regina Stallbaumer sa,
Personalstelleninhaberin des Bonifatiuswerkes

Die Belastungen bei den Geflüchteten sind oft sehr groß

Der Ordensfrau ist es wichtig, die Menschen, denen sie begegnet, ernst zu nehmen, ihnen Wertschätzung und Respekt entgegen zu bringen. Nicht alle Geflüchteten haben den Anspruch auf einen Schutzstatus. Und dennoch haben sie oft vieles erlebt, das für sie persönlich extrem belastend ist und das sie zu dem Entschluss gebracht hat, ihr Herkunftsland zu verlassen, da sie sich ein weiteres Leben in diesem Land nicht mehr vorstellen können. Größtenteils sind sie mit ihren Sorgen ganz allein. Nicht immer finden sie andere Geflüchtete, mit denen sie über ihre Situation sprechen können. Und auch ein Kontakt zu Angehörigen ist nicht immer möglich. Manchmal sehen sie sich selbst gezwungen, ihren Verwandten zu erzählen, dass es ihnen gut gehe – auch wenn sie gerade sehr verzweifelt sind – denn zu hoch sind die Erwartungen der Verwandten, die ggf. noch auf Geldtransfers warten, zu groß wäre der Gesichtsverlust, wenn sie eingestehen müssten, dass sie gerade ganz am Boden sind, dass ihre Zukunft ungewiss ist und dass sie angesichts der Tatsache, dass sie nichts tun können und zum Warten verurteilt sind, depressiv werden.

Als Seelsorgerin stellvertretend für die Kirche

Wenn sie den Geflüchteten begegnet, fragt sie nicht nach ihrer Religion. Sie ist für die Menschen da, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Und gleichzeitig ist sie sehr wohl auch Ansprechperson, wenn sich jemand für den christlichen Glauben oder den interreligiösen Dialog interessiert. Die meisten der Geflüchteten in der Erstaufnahmeeinrichtung sind Muslimen und Musliminnen, doch es gibt auch einen nicht unerheblichen Anteil an Christen und Christinnen. Und nicht selten bringen diese einen sehr lebendigen Glauben mit. Die spirituellen Hintergründe und kulturellen Ausdrucksformen sind unterschiedlich. Doch in der Tiefe gibt es einen Glauben der verbindet. Für einen Teil der Geflüchteten ist ihr Glaube eine wichtige Kraftquelle, eine Kraftquelle, die sie den Weg bis hierher überhaupt durchstehen hat lassen. In Gesprächen und Bibelgesprächen mit ihnen, möchte sie einen Raum eröffnen, in dem sie mit dieser tiefen Hoffnungsquelle in sich in Berührung kommen können. Und die Ordensfrau staunt immer wieder, wie sie sich oft auch über sprachliche Hürden hinweg auf einer tieferen Ebene verstehen.

Das Bonifatiuswerk unterstützt die Personalstelle im Bistum Görlitz mit einer Fördersumme in Höhe von 55.000 Euro.

(nd)

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Weitere Auskünfte zur Glaubenshilfe erhalten Sie bei Simon Rüffin. Ansprechpartner für die Personalstellenförderung ist Daniel Born.

Simon Rüffin

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Referent Missionarische und diakonische Pastoral
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