WO GLAUBE MENSCHEN VERBINDET

"Lenkpause für Körper und Seele" aus dem Erzbistum Freiburg gewinnt zweiten Platz des Bonifatiuspreises

Pfarrer Klaus Käfer (Priester und LKW-Fahrer), Bonifatiuswerk-Generalsekretär Msgr. Georg Austen, Heike Gotzmann (Betriebs- und Fernfahrerseelsorgerin, Netzwerk Kirche und Arbeitswelt, Organisation Lenkpause), Bonifatiuswerk-Geschäftsführer Ingo Imenkämper, Sybille Geitner (Veranstaltungsorganisation Lenkpause, ehrenamtliche Mitwirkende), Bonifatiuswerk-Präsident Manfred Müller, Journalistin und Jurymitglied Daniela Ordowski. Foto: Marcus Thielking
Pfarrer Klaus Käfer (Priester und LKW-Fahrer), Bonifatiuswerk-Generalsekretär Msgr. Georg Austen, Heike Gotzmann (Betriebs- und Fernfahrerseelsorgerin, Netzwerk Kirche und Arbeitswelt, Organisation Lenkpause), Bonifatiuswerk-Geschäftsführer Ingo Imenkämper, Sybille Geitner (Veranstaltungsorganisation Lenkpause, ehrenamtliche Mitwirkende), Bonifatiuswerk-Präsident Manfred Müller, Journalistin und Jurymitglied Daniela Ordowski. Foto: Marcus Thielking

Die “Lenkpause für Körper und Seele” der Betriebs- und Fernfahrerseelsorge Bodensee-Hohenzollern gewinnt den mit 4.000 Euro dotierten zweiten Platz des “Bonifatiuspreises für missionarisches Handeln in Deutschland”, den das Bonifatiuswerk alle drei Jahre vergibt. Der diesjährige Wettbewerb stand unter dem Motto: “Kurs setzen. Neue Horizonte entdecken!”  
 
Wer denkt beim Blick auf die Autobahn an die Menschen, die tagtäglich darauf unterwegs sind? An jene, die Regale füllen und die Versorgung sichern? Das Angebot der “Lenkpause für Körper und Seele” rückt genau diese Menschen in den Mittelpunkt: die Fernfahrerinnen und Fernfahrer, die häufig unsichtbar bleiben und deren Arbeit selten gewürdigt wird. 

Entstanden ist die Idee im ökumenischen Netzwerk “Kirche und Arbeitswelt im Hegau”. Seit 2018 kommen Seelsorgerinnen und Seelsorger gemeinsam mit Ehrenamtlichen dorthin, wo die Fahrerinnen und Fahrer sind: auf die Rastplätze entlang der Autobahn in Hegau in Baden-Württemberg und am Zollamt zur Schweiz. Sie schenken Zeit, offene Ohren – und vor allem Respekt.

Inspiriert von der Vesperkirche und dem Gedanken “Essen und Trinken am gemeinsamen Tisch” – so einfach und doch so tiefgründig – werden die Fahrerinnen und Fahrer im Sommer bei einem Begegnungsfest bewirtet. Während der sogenannten “Lenkpausen”, die drei- bis viermal im Jahr stattfinden, verteilen die Ehrenamtlichen Präsente wie Duschgutscheine oder Holzkreuze, die in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung hergestellt werden. Pro Lenkpause werden bis zu 100 Fahrerinnen und Fahrer erreicht.   

Die mehr als 30 Ehrenamtlichen werden unter anderem von Pfarrer Klaus Käfer, selbst Lkw-Fahrer und Heike Gotzmann, Betriebs- und Fernfahrerseelsorgerin unterstützt. "Die Lenkpause steht beispielhaft für solidarisches Handeln und den Einsatz für Menschen, die kaum eine Lobby haben. Diese besonderen Pausen sind für Lkw-Fahrer gelebtes Evangelium. Es geht darum, die unveräußerliche und von Gott gegebene Würde eines jeden Menschen sichtbar zu machen", erklärt Heike Gotzmann, die schon oft Geschichten von Entbehrung und Einsamkeit, aber auch von Dankbarkeit gehört hat. Es fallen Sätze wie: “Ich fahre seit über 30 Jahren Lkw, aber noch nie hat sich jemand für meine Arbeit bedankt.” Oder: “Wie malen Kinder ein Auto? Immer ohne Fahrer – und so fühle ich mich: ungesehen.” Für Heike Gotzmann sind das Worte, die durch Mark und Bein gehen. Ein ganz besonderer und bewegender Moment war für sie, als sie einem Fahrer ein Holzkreuz in die Lenkkabine geben wollte: “Ein Fahrer ist extra ausgestiegen, neigte seinen Kopf, und es war ihm sehr wichtig, dass ich ihm das Kreuz um den Hals hänge und ihn segne.”

Die Freude über die Auszeichnung durch den Bonifatiuspreis ist groß, denn "das Preisgeld sichert uns die Finanzierung für die Lenkpausen in den kommenden zwei Jahren." Ergänzend sagt Gotzmann: "Gerne möchten wir die Lenkpause auch deutschlandweit in die Fläche bringen und sind bereit, Gruppierungen bei der Umsetzung Starthilfe zu geben."

Für die sechsköpfige Jury ist die “Lenkpause für Körper und Seele” ein zutiefst menschliches Projekt: “Es werden Gespräche geführt, Sorgen geteilt, dort geschieht Seelsorge auf dem Asphalt, mitten im Lärm der Lastwagen. Die Lenkpause zeigt, was Kirche sein kann: ein Ort der Nähe, der Würde und der Wertschätzung. Hier wird Glaube erfahrbar – nicht in großen Gebäuden, sondern unmittelbar auf dem Rastplatz”, begründet Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen als Jurymitglied die Entscheidung für die Prämierung. Außer ihm gehörten der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Dr. Thadäus König, thüringischer Landtagspräsident, Schriftstellerin Nora Bossong, Journalistin Daniela Ordowski sowie Dr. Martina Kreidler-Kos, Leiterin des Seelsorgeamtes im Bistum Osnabrück, zur diesjährigen Bonifatiuspreis-Jury.  

Der “Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland” wird alle drei Jahre vom Bonifatiuswerk verliehen. Der von dem 2024 verstorbenen Prälat Erich Läufer gestiftete Preis wurde dieses Jahr zum achten Mal vergeben. Insgesamt sind 227 Bewerbungen eingegangen. Ausgezeichnet werden Kirchengemeinden, Schulen, Verbände, Institutionen, Orden, Gemeinschaften, ökumenische Initiativen und Einzelpersonen, die zeigen, wie die Inhalte des Glaubens Menschen heute erreichen können.  

(thmei)