INTERVIEW ZUM ERSTKOMMUNION PROJEKT 2021
Albert Krottenthaler ist Salesianerpater. Er lebt und arbeitet für seinen Orden in Chemnitz und leitete bis November 2020 Don Bosco-Haus. Unsere Fragen hat er gemeinsam mit Katharina Schnabel, der Teamleitung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit des Hauses, beantwortet.
Was bereitet Ihnen in Ihrer Mitarbeit im Don Bosco-Haus am meisten Freude?
"Kinder sind wie Edelsteine, die auf der Straße liegen. Sie müssen nur aufgehoben werden und schon leuchten sie." Dieses Don Bosco-Zitat lässt sich sehr gut auf die Arbeit mit unseren Kindern, Jugendlichen und Familien übertragen. Die Begleitung auf den individuellen Wegen ist oft herausfordernd und mit Anstrengung verbunden. Eine Anstrengung die sich jedoch sehr lohnt. So gibt es immer wieder Momente des Leuchtens. Noch größer ist meine Freude, wenn die Menschen, mit denen ich arbeite, ihr eigenes Leuchten erkennen. Freude bereitet mir also vor allem die Mitfreude mit unseren Kindern und Jugendlichen und das Teilhabendürfen an deren Erfolgen.
Welchen besonderen Herausforderungen sieht sich das Haus in der Corona-Pandemie gegenüber?
"Diese Zeit ist gekennzeichnet von Abstands- und Hygieneregeln. Bei all der Wichtigkeit dieser Maßnahmen darf jedoch nicht vergessen werden, dass dieser räumliche Abstand auch zu Isolation, Einsamkeit und Überforderung führen kann. Das Don Bosco-Haus war immer ein Ort, der den Menschen offen stand. Das darf es aktuell im räumlichen Sinne nicht sein und so müssen wir kreativ sein, um eine verlässliche Anlaufstelle für die Menschen des Sonnenbergs zu bleiben. Neben telefonischem Kontakt halten wir über verschiedene Onlineangebote auf den sozialen Netzwerken Verbindung zu den Kindern, Jugendlichen und Familien. Darüber hinaus findet regelmäßig aufsuchende Arbeit statt. Das bedeutet, dass unsere Mitarbeitenden kleine Aufmerksamkeiten vor die Türen der Familien stellen, mit denen wir arbeiten. Oft sind es die kleinen Gesten, die den Menschen zeigen, dass sie nicht vergessen sind und dass jemand Anteil nimmt. Darüber hinaus sind höhere Sachkosten und eine z.T. unsichere Finanzierung unserer Projekte Herausforderungen, denen wir uns aktuell stellen müssen."
Das Motto der Erstkommunion-Aktion 2021 des Bonifatiuswerkes lautet: „Vertrau mir, ich bin da!“ Welche Rolle spielt Vertrauen für Sie persönlich und in Ihrer Arbeit?
"Vertrauen in die unbedingte Liebe Gottes, in mich selbst und in den guten Kern der Menschen ist eine wichtige Basis im Leben. Das spiegelt sich natürlich auch in meiner Arbeit wider. Das Vertrauen zu haben, dass man nicht allein ist, gibt Stärke und Mut. Dazu gehört auch der Mut unseren Kinder und Jugendlichen einen Vertrauensvorschuss zu geben. Diese Einstellung ist die Grundlage einer gelingenden Beziehungsarbeit. Vertrauen ist also eine wichtige Basis, muss wachsen und gedeihen und gibt Kraft, wenn man sich außerhalb seiner persönlichen Komfortzone befindet."
Was wünschen Sie sich für die Kinder und ihre Familien, die sich unter diesen besonderen Bedingungen auf die Erstkommunion vorbereiten?
"Ich wünsche den Kindern und Familien die Gewissheit, dass Gott sie liebt und durch schwere Zeiten begleitet, dass sie von ihren Gemeinden in dieser Situation kommunikativ und inhaltlich unterstützt werden, dass Hauptamtliche nachfragen, wie die Familie die Situation erlebt und inwiefern sie Unterstützung benötigt. Ich wünsche den Eltern, dass sie dabei gestärkt werden, inhaltliche Angebote zu Hause umzusetzen, Freiräume, um mit den Kindern etwas zu unternehmen und dass sie sprachfähiger werden, wenn es um das eigene christliche Zeugnis geht. Den Kindern wünsche ich, dass ihnen aus der Kinderbibel vorgelesen wird. Ich wünsche Eltern, Kindern und Gemeinden, dass durch die äußeren Erschwernisse hindurch der Blick auf das Wesentliche der Vorbereitung neu geschärft wird: die Freundschaft mit Jesus, der uns liebt, uns den Rücken stärkt und uns hilft im Vertrauen zu wachsen."