OHNE GOTT GEPLANT- TROTZDEM IST ER DA

Auf Projektreise durch ostdeutsche Diözesen

Die Barockkirche des Klosters Neuzelle (Foto: Patrick Kleibold)
Die Barockkirche des Klosters Neuzelle (Foto: Patrick Kleibold)

25.08.2020

Das DDR-Regime hat in den 40-Jahren sozialistischer Staatsführung versucht, das christliche Glaubensleben gänzlich aus der Gesellschaft zu verdrängen. Einige Städte, die in dieser Zeit entstanden sind, so wie Eisenhüttenstadt, wurden sogar gänzlich ohne Gott geplant, – und trotzdem ist "ER" immer noch da. "Auch wenn die Christen in den ostdeutschen Diözesen in einer extremen Diaspora leben, so ist das Glaubensleben vielfältig und lebendig. Jedoch gibt es auch hier zahlreiche Probleme und Schwierigkeiten vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Gesellschaft", berichtet der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, der sich auf eine Projektreise durch ostdeutsche Diözesen begeben hatte.

Ziele der Projektreise, auf der Monsignore Austen von Dominikanerpater Manfred Entrich begleitet wurde, waren unter anderem das Kloster St. Marienthal in der Ostritz an der polnischen Grenze, die St. Jakobus-Kathedrale und die Pfarrkirche Hl. Kreuz in Görlitz, das neugegründete Zisterzienserkloster in Neuzelle und auch die ohne Gott geplante Stadt Eisenhüttenstadt. In Görlitz stand zudem ein Treffen und Informationsaustausch mit dem Bischof des Bistums Görlitz, Wolfgang Ipolt, auf der Agenda.


Eindrucksvolle Besuche

"Es war sehr schön zu erleben, mit welchem Engagement die sich in der Minderheit befindenden Katholiken ihren Glauben leben und hinein in die Gesellschaft tragen", sagte Austen zum Ende der Reise. Eindrucksvoll sei insbesondere sein Besuch im Kloster St. Marienthal gewesen. "Es ist bewundernswert, wie die Schwestern mit Hilfe ehrenamtlicher Hilfe aus der Region die große Klosteranlage nach dem verhängnisvollen Hochwasser im Jahr 2010 renoviert haben. Für mich ist das Kloster ein sehr schöner und wertvoller Ort des Glaubens in der Diaspora", sagte Austen. Unterstützt wurden die Renovierungsmaßnahmen durch das Bonifatiuswerk mit 100.000 Euro.

Eindrücke von der Projektreise

In der St. Jakobus-Kathedrale in Görlitz kam es zu einem Treffen mit Pfarrer Norbert Joklitschke und Regina Pätzold vom Diözesan-Bonifatiuswerk im Bistum Görlitz. Inhaltlich wurden unter anderem die Zusammenarbeit und aktuelle beziehungsweise zukünftige Projekte des Diözesan-Bonifatiuswerkes Görlitz und des Bonifatiuswerkes besprochen. "Beeindruckend fand ich auch den Besuch der neu renovierten Pfarrkirche Heilig Kreuz, in der mithilfe des Bonifatiuswerkes die Beleuchtung, der Putz und Anstrich mit farblicher Gestaltung, der Einbau einer automatischen Lüftungssteuerung, die Neugestaltung des Altarraumes und die Sanierung der Fenster erneuert wurden. Es ist auf eine sehr einladende Weise gelungen, die traditionelle Glaubensbotschaft mit neuen Elementen wie Computerzahlen zu verbinden", sagt Austen.


Der Glaube wurde nicht gänzlich verdrängt

Ebenfalls auf dem Reiseweg lag Eisenhüttenstadt, die Stadt, die die sozialistische Staatsführung als Paradebeispiel kommunistischer Stadtentwicklung ansah und bewusst ohne Gott geplant hatte. "Und trotzdem ist er da", sagte Monsignore Austen über den mangelnden Erfolg dieser sozialistischen Planungen. Zu DDR-Zeiten wurde mit Hilfe des Bonifatiuswerkes und durch den Einsatz und das Zeugnis einiger Gläubigen in einer Baubaracke eine Kirche ermöglicht. "Es war sehr bewegend etwas von der Unterdrückung und dem Engagement der Christen in sozialistischer Diktatur zu hören und zu erfahren, dass der Glaube nicht gänzlich verdrängt werden konnte", sagt Austen.

Die letzte Station der Reise war das neugegründete Zisterzienserkloster in Neuzelle. Hier wurde mit alten Wurzeln ein Zisterzienser-Priorat gegründet und es soll mit viel Mut, Energie und Gottvertrauen auf einem ehemaligen Stasigelände ein neues Kloster in dieser extremen Diasporasituation entstehen. Die Neugründung wurde von Anfang an vom Bonifatiuswerk unterstützt und wird auch weiterhin begleitet.

(pk)