"WERDE HOFFNUNGSTRÄGER!"

Eindrücke vom Diaspora-Sonntag in den Bistümern

Gottesdienstbesucher wurden am Diaspora-Sonntag in der Stiftskirche der Pfarrei St. Johann mit den Materialien des Bonifatiuswerkes begrüßt (Foto: Georg Schomaker)
Gottesdienstbesucher wurden am Diaspora-Sonntag in der Stiftskirche der Pfarrei St. Johann mit den Materialien des Bonifatiuswerkes begrüßt (Foto: Georg Schomaker)

16.11.2020

Am gestrigen Diaspora-Sonntag sammelten katholische Christen in coronakonformen Gottesdiensten für ihre Glaubensschwestern und -brüder in der Minderheit.  An diesem großen Tag der Solidarität predigte beispielsweise in der Pfarrei St. Johann im Bistum Osnabrück Dechant Dr. Martin Schomaker zum diesjährigen Leitwort der Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes "Werde Hoffnungsträger!". "Ich hatte die Gelegenheit, das Kinder- und Jugendzentrum Don Bosco in Magdeburg zu besuchen. Mir ist dabei klar geworden: Auch wenn die Gemeinschaft der Glaubenden sehr klein ist, auch wenn die materielle Ausstattung sehr bescheiden ist, auch wenn die wirtschaftliche und soziale Not der Menschen groß ist: Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger können viel bewirken. Wer darauf vertraut, dass Gott uns Menschen liebevoll in seiner Hand hält, kann Menschen aufrichten und ermutigen, die Herausforderungen des Lebens anzupacken und selber Hoffnungsträger für andere zu sein", sagte Dechant Schomaker. Das Don Bosco Zentrum in Magdeburg ist ein Projekt von vielen, das durch die Spenden des Diaspora-Sonntags unterstützt wird.


"Glauben leben, das geht nie allein"

In der Pfarreiengemeinschaft Obergrafschaft, die ebenfalls zum Bistum Osnabrück gehört,haben im Gottesdienst zum Diaspora- Sonntag drei Menschen aus der Diaspora-Gemeinde Antworten auf folgende Frage gegeben: Was heißt es für mich, heute zu glauben und meinen Glauben zu leben in einer Zeit zunehmender Säkularisierung? "Ich habe in meinem Leben Menschen kennen und schätzen gelernt, die treu und entschieden ihren Glauben gelebt haben; aber treu, das heißt nicht unbeweglich. Glauben leben, das geht nie allein", erklärte das Gemeindemitglied Irene Recke.

Für Pfarrer Hubertus Goldbeck bedeute Hoffnungsträger zu sein von Vorbildern im Glauben zu lernen, beim Weitergeben des Glaubens Kraft und Freude zu schöpfen oder sich kritisch mit anderen im Glauben auseinander zu setzen. Vor allem aber lebe unser Glaube vom Miteinander.

Impressionen aus den Bistümern

Im Bistum Passau auf die Diaspora-Situation hingewiesen

Im Pfarrverband Alt-/Neureichenau im Bistum Passau machte der Vorsitzender des Bonifatiuswerkes Msgr. Klaus Hoheisel auf katholische Christen in Minderheitsregionen aufmerksam. "Wir machen uns Sorgen über größer werdende Pfarrverbände und wenige Priester. Schauen wir von Zeit zu Zeit über den eigenen Tellerrand hinaus, über den Schatten unseres eigenen Kirchturms, und unsere Probleme werden sich zum Großteil von selbst auflösen. Sie können zerplatzen wie Luftblasen." Mit diesen Worten forderte Msgr. Hoheisel in seiner Predigt zum Diaspora-Sonntag die Gläubigen dazu auf, einmal über das "katholische Passau" hinauszuschauen in jene Regionen Deutschlands und Europas, in denen katholische Mitchristen als Minderheiten unter meist extrem schwierigen Bedingungen treu zu ihrem Glauben stehen.

Als Beispiele nannte er die Situation der katholischen Kirche in Nord- und Ostdeutschland, in den Nordeuropäischen Ländern und dem Baltikum, wo es nach seinen Worten zum Teil gewaltige Entfernungen von Kirche zu Kirche gebe und Kirchengemeinden mit über 50 Sprachen und Kulturen keine Seltenheit seien.  Finnland beispielsweise sei fast so groß wie Deutschland, habe nur etwa 0,3% Katholiken, acht Gemeinden und sei ein einziges Bistum. Vor dem Hintergrund der jüngsten Enzyklika "Fratelli Tutti" von Papst Franziskus rief er eindringlich zu Solidarität und Unterstützung für die Gläubigen, besonders aber auch für die Priester in der Diaspora auf.


Erzbistum Paderborn begeht Diaspora-Sonntag

Anlässlich des 125-jährigen Kirchweihjubiläums in der Pfarrkirche St. Vitus in Westheim schaute der Paderborner Erzbischof, Hans-Josef Becker, am 8. November nicht nur voller Dankbarkeit zurück auf das Engagement der Vorfahren, die das Gotteshaus errichteten, sondern erinnerte auch an den berühmten Sohn des Dorfes, Joseph Theodor Graf zu Stolberg-Stolberg, der 1849 mit anderen den Bonifatiusverein gründete. Dabei griff er das Leitwort des Diaspora-Hilfswerkes im Coronajahr auf. "Gerade jetzt brauchen wir Menschen, die zupacken und anderen Hoffnung geben, auch in Westheim. Dazu will die Aktion ermutigen: Werdet einander zu Hoffnungsträgern, denkt nicht nur an euch selber. … Wir sollen klug sein und wissen, worauf es auch in den Unwägbarkeiten des Lebens ankommt. 'Werdet Hoffnungsträger', sagt Jesus zu uns. Und: Habt keine Angst! So ist es, und deshalb können wir unsere Spur in diese Welt eingraben. Weil Gott treu bleibt und uns entgegenkommt, egal, was auch immer geschieht", so der Erzbischof.


Zeichen der Hoffnung spürbar

Der Vorsitzende des Diözesanbonifatiuswerkes Paderborn, Geistlicher Rat Wolfgang Winkelmann, hat am vergangenen Samstag und Sonntag im Diasporadekanat Siegen das Thema der Jahresaktion in drei Gottesdiensten aufgegriffen. In der Katechese wurde ausführlich über "Hoffnungsträger" gesprochen. "Gott selbst soll unser Hoffnungsträger sein", so sagte spontan ein Jugendlicher. Aber auch die Eltern und Katecheten erklärten sich bereit, für die Kinder und Jugendlichen in der Coronazeit Hoffnungsträger zu werden.

In dieser schweren Zeit der Pandemie gäbe es viele Zeichen der Hoffnung und des Engagements in den Gemeinden und darüberhinaus, stellte Winkelmann in seiner Predigt heraus. Er verwies auf die vielen Hilfen des Bonifatiuswerkes in den Diasporagebieten Skandinaviens, des Baltikums und der ostdeutschen Bundesländer. "Ich freue mich jedes Jahr besonders auf die Materialien des Bonifatiuswerkes für den Familiengottesdienst", sprach Vorsitzender Winkelmann auch in diesem Jahr viel Lob für die Arbeit der Zentrale des Hilfswerkes aus. Auch die Nikolausaktion wird er wieder unterstützen.
 

Bedeutung der Kollekte in Coronazeiten

Im Pastoralen Raum an Egge und Lippe konnte in den Hl. Messen in St. Marien und St. Martin in Bad Lippspringe der Diözesansekretär und Persönliche Referent des Erzbischofs von Paderborn, Matthias Micheel, über das Bonifatiuswerk und die Arbeit in der Diaspora berichten. Pfarrer Georg Kersting unterstützte dieses Anliegen sehr stark und wies vehement auf die Bedeutung der Kollekte in Coronazeiten hin. "Danke, dass Sie uns Ihr Hoffnungs- und Glaubenszeugnis gegeben haben", sagte er am Ende der drei Gottesdienste. Micheel hatte von seinem Aufwachsen in der Lippischen Diaspora und seinen persönlichen Erfahrungen berichtet. Von großer Bedeutung sei in all den Jahren die Unterstützung durch das Bonifatiuswerk gewesen. Ihm selber und vielen anderen Menschen sei von Kindheit an die langjährige "Seelsorgehelferin" zur Hoffnungsträgerin geworden: Maria Glandorf, die noch vom Bonifatiuswerk ausgebildet worden sei. 


Bistum Eichstätt setzt Hoffnung in den Fokus

Im Norden des Bistums Eichstätt, in der kleinen Diasporagemeinde Happurg, wurde auf die besondere Bedeutung des Leitmotiv zur Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes hingewiesen, das schon vor zwei Jahren vom Hilfswerk festgelegt wurde. Denn damals konnte noch niemand ahnen, wie vorsichtig und achtsam der neue Umgang mit dieser Atemluft der Hoffnungin Pandemiezeiten erfolgen muss, damit sich christliche Hoffnung vermehren kann. Dompropst Alfred Rottler erinnerte in seiner Predigt daran, dass wir mehr denn je dazu eingeladen sind, als Christen jederzeit Auskunft über den Grund der Hoffnung zu geben, die in uns ist. (Vgl. 1 Petr. 3, 15) Er betonte, dass Hoffnung einen Blick nach vorne ermöglicht, Perspektiven schenkt und Zukunft gestalten kann.

(thmei)