650 SCHOKONIKOLÄUSE IN ERSTAUFNAHMEEINRICHTUNG IN EISENHÜTTENSTADT VERTEILT

Nikolaus besucht Geflüchtete

Sr. Regina Stallbaumer verteilt Schokoladennikoläuse an Geflüchtete in Eisenhüttenstadt (Foto: Markus Nowak)
Sr. Regina Stallbaumer verteilt Schokoladennikoläuse an Geflüchtete in Eisenhüttenstadt (Foto: Markus Nowak)

06.12.2021

Eine kleine Menschenschlange hat sich in der Mittagszeit vor dem Eingang zur Cafeteria der Erstaufnahmeeinrichtung im brandenburgischen Eisenhüttenstadt gebildet. Auf dem Weg zum Mittagessen postierte sich Sr. Regina Stallbaumer SA mit einem kleinen Tisch und einem Karton voller Schokonikoläuse. "It´s for you and your children", sagt sie auf Englisch zu den vorbeigehenden Geflüchteten, "nehmen Sie es, es ist für Sie und Ihre Kinder." Sie überreicht den Menschen einen der Nikoläuse und einen kleinen Handzettel. Darauf sind die Kontaktdaten des Seelsorgeteams in der Erstaufnahmeeinrichtung und einige wenige Sätze über den Heiligen Nikolaus, in sechs Sprachen.
 


"Nikolaus bringt Licht in den Alltag"

Am Montag wurde die Geflüchtete-Erstaufnahmeeinrichtung im Osten von Brandenburg zu einem Tat.Ort.Nikolaus. So bezeichnet das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken seine Aktion, bei der sich kirchliche Gruppen, Vereine, Verbände, Schulkassen, Einrichtungen und Gemeinden aus ganz Deutschland beteiligen und dem Beispiel des Heiligen Nikolaus folgen und anderen Menschen eine Freude machen. Allein 650 Schokonikoläuse verteilten Mitarbeiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in der Unterkunft. "Die Menschen hier haben viel durchgemacht, der kleine Nikolaus ist wenigstens ein kleines Zeichen, das ein Licht in ihren Alltag bringt", sagt Sr. Stallbaumer, deren Stelle vom Bonifatiuswerk für zwei Jahre gefördert wird. Derzeit leben rund 400 Geflüchtete vorübergehend in der Erstaufnahmeeinrichtung, davon rund ein hundert Kinder. Die meisten von ihnen kamen über Belarus in die EU, noch vor wenigen Wochen, als sich die Grenzspannungen zwischen Minsk und der EU verschärften, waren mehr als 1.400 Geflüchtete in Eisenhüttenstadt.

Eindrücke von der Verteilaktion

Ein Zeichen der Wertschätzung setzen

Viele verbrachten mehrere Wochen in Wäldern oder erlebten sogenannte "push backs", also das vom Europarecht geahndete Zurückstoßen über die Grenze durch Patrouillen. "Die Tat.Ort.Nikolaus-Aktion kann die push backs nicht verhindern, aber sie kann den Menschen ein Zeichen der Wertschätzung sein, dass sie nicht egal sind", glaubt Sr. Stallbaumer. Als Seelsorgerin in der Erstaufnahmeeinrichtung schenkt Sr. Stallbaumer den Geflüchteten einen Raum, um über ihre Erfahrungen und Fluchterlebnisse zu sprechen, sie zu entlasten, angesichts der aufenthaltsrechtlichen Unsicherheit haben viele Angst. Zudem gibt es einen Schutzraum für besonders vulnerable Geflüchtete, darunter Betroffene von Menschenhandel.
 


Nikolaus als Integrationsfigur

Damit diese sich dem Seelsorgerteam öffnen, braucht es Vertrauen. Kerollous Shenouda, Partizipationsberater beim Jesuitenflüchtlingsdienst, glaubt, der Tat.Ort.Nikolaus kann hier Gutes leisten: "Bei der Nikolausgeschichte geht es um gegenseitige Hilfe, unabhängig von Religion." Denn obwohl der Großteil der Geflüchteten nicht christlich sei, könne der Nikolaus eine Integrationsfigur und Vorbild sein, glaubt Sr. Stallbaumer. Denn er lehre auch Werte wie Hilfsbereitschaft, Barmherzigkeit und Offenheit. "Wenn die Geflüchteten offen von uns empfangen werden, fällt es ihnen auch leichter, offen zu sein", weiß Sr. Stallbaumer.

 

Nächstenliebe leben

"Nächstenliebe, die der Heilige Nikolaus vorgelebt hat, sollte vor Menschen, die abseits unserer Gesellschaft stehen, nicht haltmachen", sagt Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerks. "Menschen sind auf der Flucht vor Kriegen, Katastrophen oder Elend und wollen bei uns eine Zuflucht finden. Gerade sie haben vieles durchgemacht und sollten, ganz gleich welcher Religion oder Herkunft sie sind, Zeugen christlicher Nächstenliebe werden. Ich bin froh, dass es einen Tat.Ort.Nikolaus auch in der Erstaufnahmeeinrichtung gibt."

(mn)

ORTE GUTER TATEN SCHAFFEN

TAT.ORT.NIKOLAUS

Bundesweit schaffen kirchliche Gruppen, Vereine, Verbände, Schulklassen, Einrichtungen oder Gemeinden ihren "Tat.Ort.Nikolaus" und tun Gutes. Vom Bonifatiuswerk haben sie pro "Tat.Ort" eine Förderung von bis zu 500 Euro erhalten. Die Aktionen werden mit einer interaktiven Karte auf der Seite weihnachtsmannfreie-zone.de vernetzt und präsentiert.

Aktionszeitraum: 22. November bis zum 13. Dezember 2021

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