BONIFATIUSWERK FÖRDERT BESONDERES PROJEKT
25.02.2021
Vor einem Jahr gründeten sich im vorpommerschen Stralsund die Lazarusdienste. Ein ehrenamtliches Angebot für Menschen, die Hilfe benötigen. Der Dienst wird für zwei Jahre vom Bonifatiuswerk mit dem bundesweiten Förderprogramm "Räume des Glaubens eröffnen" mit 17.900 Euro finanziell unterstützt und hat sich in kurzer Zeit in der Stadt etabliert.
"Geburtstage feiert man eigentlich anders, aber gut, dass wir es dennoch wenigstens so tun können", meinte der Pfarrer der katholischen Gemeinde Heiliger Bernhard während der Andacht zu den Lazarusdiensten in Stralsund. Diese wurden Anfang Februar ein Jahr alt. "Unser Dienst fing an zu laufen und wurde von Tag zu Tag sicherer, wie bei einem Kind, dank der Ehrenamtlichen, die ihn tragen", ergänzte die Leiterin des Caritas Hospizdienstes Martina Steinfurth. Sie ist auch als Koordinatorin der Lazarusdienste die Ansprechpartnerin der rund 70 Engagierten. "Wir sagen dabei nicht: ‚Du erledigst jetzt diese Aufgabe und du jene‘. Nein, wir fragen: ‚Was kannst du leisten, was kannst du besonders gut‘", beschreibt sie den Ansatz der ehrenamtlichen Arbeit.
Die Gemeinde Heiliger Bernhard, die von Rügen über Stralsund bis nach Demmin in Vorpommern reicht, hat sich bei der Gründung Hilfen und Angebote rund um das Thema Sterben, Tod und Trauer ins Konzept geschrieben. Im Februar 2020 entstanden so für die Hansestadt Stralsund die Lazarusdienste. Bei einer zentralen Telefonnummer können Hilfesuchende sich melden. 180 Anfragen erreichten die Lazarusdienste im ersten Jahr. Darunter waren viele Fälle von Akutseelsorge, aber auch Vermittlungen von psychisch Erkrankten an Therapeuten fanden statt.
Ursprünglich sollte der Dienst Hilfen rund um die Themen Sterben, Tod und Trauer anbieten. "Drei Familien aus unserer Gemeinde haben wir beim Sterben ihres Angehörigen bis hin zum Requiem und der Bestattung begleitet", berichtet Martina Steinfurth weiter. Mit Beginn der Pandemie öffnete sich der Lazarusdienst für alle Anliegen.
Gemeindemitglied und Ehrenamtlicher Sebastian Tacke erzählte auf der Geburtstagsandacht: "Gleich am Anfang des ersten Lockdowns erreichte mich ein Anruf. Eine Dame bat darum, dass jemand Medikamente aus der Apotheke für ihren Mann abhole. Das übernahm ich gleich. Als ich ihr diese brachte, fragte sie: ‚Sind sie Herr Lazarus‘?" So konnten auch Senioren in den Heimen und zu Hause besucht werden und so manche Freundschaft zwischen den Hilfesuchenden und dem Ehrenamtlichen entstand. Auch Einkäufe für Hilfesuchende und Fahrten beispielsweise zum Friedhof und zum Arzt wurden durch die Ehrenamtlichen wahrgenommen.
Dabei sind die Lazarusdienste Stralsund immer unkompliziert, nah an den Menschen, trotz des nötigen Abstandes in Zeiten von Corona. "Wir sind da, wo andere schon längst weggelaufen sind. Das ist eine christliche und ganz menschliche Haltung", so Martina Steinfurth.
(Anja Goritzka/thmei)