ÖKUMENE IN DER DIASPORA

Fastenpost mal anders

Projekt "Fastenpost" sammelte Spenden für den Lebenshof Ludwigsdorf - ein sozialer Betrieb mit der Zielstellung, Jugendlichen ohne Schul- und Berufsabschluss eine Chance für ihre berufliche Entwicklung zu geben. (Foto: Bistum Görlitz)
Projekt "Fastenpost" sammelte Spenden für den Lebenshof Ludwigsdorf - ein sozialer Betrieb mit der Zielstellung, Jugendlichen ohne Schul- und Berufsabschluss eine Chance für ihre berufliche Entwicklung zu geben. (Foto: Bistum Görlitz)

15.05.2021

Heute stellen wir Ihnen neben dem Programm-Tipp des Tages ein ökumenisches Projekt aus dem Bistum Görlitz vor. Eine Gruppe von Görlitzer Christinnen und Christen hat in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern eine ganz besondere Fastenaktion auf die Beine gestellt.

PROGRAMM-TIPP DES TAGES

    Am Samstag 15. Mai:  Podium Sichtbarkeit.
Nach der Ausstrahlung sind viele Veranstaltungen in der Mediathek einsehbar.

WEITERE INFORMATIONEN ZUM PODIUM

Ökumene in der Diaspora

Fastenpostaktion

Aufgrund der Unmöglichkeit präsenter Exerzitien im Alltag als Angebot für eine Gemeinde entstand im Bistum Görlitz die Idee einer außerordentlichen Briefaktion in der Fastenzeit. Jeden Tag einen persönlich adressierten Brief zu erhalten - konkret für diesen einen Tag, sich jeweils auf ein Wochenthema in der gesamten Fastenzeit einzulassen, in dem ein Tag auf den anderen setzt, ergab den roten Faden in der vorösterlichen Zeit.

Die Idee breitete sich in einem Viererteam aus und entwickelte sich ungeahnt zu einer wirkungsvollen Aktion von Teilnehmern in mehrere Richtungen der Bundesrepublik. Neben Gabi Kretschmer, Referentin im Seelsorgeamt im Bistum Görlitz gehörte der Hausleiter des Görlitzer Bildungshauses sowie ein evangelischer Pfarrer und ein Künstler und Theologe zum Team. Zu den sieben Wochenthemen "Befreiung, Endlichkeit, Schöpfung, Geschwisterlichkeit, Freude, Entrüstung und Bewahrung" wählte der Künstler ein Bild, welches erst am Ende der Woche ganz sichtbar wurde und bis dahin jeden Tag mehr Bildfläche freigab. Eine Kurzinterpretation zwischen Bild und Thema, ein kurzer Bibeltext und ein betender Satz, beinhalteten den täglichen Brief. Nach einer Bewerbungszeit von drei Wochen innerhalb des Bistums Görlitz und des evangelischen Kirchenkreises der Schlesischen Oberlausitz war die höchstgedachte Zahl von 200 Teilnehmern längst überschritten. Bei 600 hieß es endgültig Stopp. Materialien, Finanzen sowie die Zeit für Logistik, lagen zunächst jenseits des Machbaren. Allein der starke Inhalt und das besonders nötige Gottvertrauen der Initiatoren ließen jede Woche neu gelingen.

Das Besondere: Menschen erhalten echte Post, keine Werbung

Die Teilnehmer wurden mit Namen angesprochen und erkannten einen konkreten Absender. Die Teilnahme stand allen Menschen unabhängig von Konfessions- und Glaubensbestimmung, ohne jegliches technische Hilfsmittel offen. Dafür erreichte das Seelsorgeamt ein besonderer Dank. Die große Teilnehmerschaft spürte eine geistige Verbundenheit – eine Art Gemeinschaft mit Unbekannten. Viele der Teilnehmer fühlten sich in diesen Wochen getröstet, gestärkt und nicht allein gelassen.

Da für viele Menschen schon traditionell ein freiwilliges und sinnvolles Fastenopfer zur Fastenzeit dazu gehört, wurde eine Spendenmöglichkeit angeboten: Eine evangelische Einrichtung, die sich gestrauchelter Jugendlicher annimmt: In der Einrichtung "Lebenshof" können Sie ihren Schulabschluss nachholen und ins Leben zurückfinden. Ohne Aufforderung und nur als Angebot kam ein überwältigendes Spendenergebnis in Höhe von 10.800 Euro zustande. Diese Summe half vielen Mitarbeitern über das Corona-Loch hinweg. Den Grundstock zur gesamten Finanzierung bildeten Mittel aus dem Bonifatiuswerk, dem Bistum Görlitz und aus dem evangelischen Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz. Den finanziellen Hauptteil der Aktion deckelten jedoch die Teilnehmer mit freiwilligen Spenden. Das Team schaut sehr dankbar auf diese wunderbar wirksame Aktion zurück und lässt aufgrund der Rückmeldungen vermuten, dass manches Menschenherz wieder neue Kraft gewonnen hat.

Das Bonifatiuswerk hat das Projekt mit 1.000 Euro gefördert.

(nd)

"Ich erhoffe mir einen Schulterschluss aller Christinnen und Christen und ein Bekenntnis zu Solidarität in diesen in der Tat seltsamen Zeiten."

Bettina Limperg,
Evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentages