ERSTKOMMUNION 2023

Interview mit Bischof Dr. Stephan Ackermann

Bischof Dr. Stephan Ackermann erinnert sich an seine Erstkommunion. (Quelle: Bistum Trier/Thewalt)
Bischof Dr. Stephan Ackermann erinnert sich an seine Erstkommunion. (Quelle: Bistum Trier/Thewalt)

12.04.2023

Für viele Kinder findet am kommenden Sonntag ein ganz besonderes Ereignis statt - sie feiern ihre erste heilige Kommunion. Was eine gute Vorbereitung auf die Erstkommunion ausmacht und was es bedeutet, offene Augen und ein weites Herz zu haben, das erklärt Bischof Dr. Stephan Ackermann im Interview mit dem Bonifatiuswerk.

Bischof Dr. Stephan Ackermann, welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Erstkommunion?

Bischof Dr. Stephan Ackermann: Ich bin 1972 zur Erstkommunion gegangen. Da der Weiße Sonntag für die Erstkommunionkinder ja nicht selten mit einer gehörigen Aufregung verbunden ist, gab es in der Pfarrei, zu der unsere Familie damals gehörte, das Angebot, dass wir Kinder nicht erst am Weißen Sonntag zum ersten Mal die Hl. Kommunion empfangen, sondern schon in der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag – dann natürlich ohne besondere Feierlichkeit. Diese gut gemeinte Überlegung hat bei mir allerdings nichts genützt. Denn ich war an diesem Abend offensichtlich so aufgeregt, dass mir ganz schlecht wurde und ich nicht zur Kommunion gehen konnte. So bin ich also tatsächlich am Weißen Sonntag zum ersten Mal zur Kommunion gegangen. Ich habe das Fest zusammen mit meiner ein Jahr jüngeren Schwester gefeiert. Den Tag selbst habe ich in guter Erinnerung mit der Gemeinschaft der Familie, mit den Omas, den Tanten und Onkels, die zu diesem Tag kamen.

Was macht für Sie eine gute Vorbereitung auf die Erstkommunion aus?

Bischof Dr. Stephan Ackermann: Für mich wäre eine Vorbereitung dann besonders gut, wenn sie nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Familien eine Gelegenheit bietet sich zu vergewissern, wo sie in der Beziehung zu Jesus gerade stehen. Glaubensweitergabe kann ja nur funktionieren, wenn die Kinder erleben, dass auch ihren Eltern der Glaube an Jesus Christus etwas bedeutet und wenn im Alltag spürbar wird: Wie wir miteinander umgehen, wie wir reden und handeln, das ist inspiriert vom Evangelium. Und: Jesus lässt uns damit nicht allein, sondern er ist bei uns, er hilft uns, ist an unserer Seite.
 
Unser Leitwort zur aktuellen Erstkommunionvorbereitung lautet "Weites Herz – offene Augen", das auf die Begegnung des blinden Bettlers Bartimäus mit Jesus – beschrieben im Markusevangelium –verweist. Es geht im Leitwort auch darum, nicht blind und herzlos durchs Leben zu gehen. Wie können wir das Kindern vermitteln und sie dafür sensibilisieren, auch auf andere zu achten, die unsere Unterstützung und Hilfe benötigen? 

Bischof Dr. Stephan Ackermann: Kinder haben – oft mehr als wir Erwachsene – ein sehr sensibles Gespür dafür, wie es anderen Menschen geht und ob jemand Trost und Hilfe braucht. Daher bringt es nichts, Kindern eine heile Welt vorgaukeln zu wollen, die sie selbst so nicht erleben. Ich halte es auch für nicht sinnvoll zu versuchen, die Kinder vor allen Schwierigkeiten und Dunkelheiten des Lebens zu schützen. Wichtiger ist es, über die Welt mit ihren Schicksalsschlägen, ihren Kriegen, ihren Naturkatastrophen und den Folgen für die Menschen zu reden und damit zu zeigen: Das Schicksal von Menschen – egal ob in unserem eigenen Umfeld oder weit weg – ist uns nicht gleichgültig. Und wir können selbst in unserem direkten Umfeld Wichtiges tun: Menschen zuhören, uns in Hilfsaktionen engagieren, materielle Unterstützung geben, aber auch die Kraft des Gebetes einsetzen.

Bartimäus war blind, aber er hatte ein weites Herz und offene Augen. Aber ist es immer einfach im Leben, ein weites Herz zu haben? Und welche Rolle spielt der christliche Glaube dabei?

Bischof Dr. Stephan Ackermann: Ein weites Herz zu haben bedeutet ja: Nicht bei mir selbst zu verharren und nur um mich selbst zu kreisen. Ein weites Herz zu haben, bedeutet: Einen wachen Blick für die Mitmenschen und deren Fragen, Sorgen und Anliegen zu haben. Dabei kommt es – das zeigt die Erzählung vom blinden Bartimäus – nicht allein auf die Sehkraft im physischen Sinn an, sondern darauf, ob und wie ich mich von Menschen und Situationen innerlich berühren lasse. Dabei kann mir der Glaube zum einen helfen, vom Herzen her meinen Blick für die Welt und die Menschen zu schärfen. Zum anderen schenkt mir der Glaube die Dimension der Gemeinschaft. Sie zeigt mir: Ich bin kein Einzelkämpfer, sondern darf mich verbunden wissen mit Gott und mit vielen anderen, die die Welt ähnlich sehen wie ich.

Die Vorbereitung auf die Erstkommunion ist für viele Kinder und ihre Familien eine besondere Zeit. Was möchten Sie den derzeitigen Erstkommunionkindern und ihren Familien mit auf den Weg geben – auch über die Zeit der Erstkommunion hinaus? 

Bischof Dr. Stephan Ackermann: Ich erlebe in Begegnungen und Gesprächen, dass die Vorbereitung auf die Erstkommunion für viele Familien eine sehr dichte Zeit ist – vollgepackt mit etlichen Terminen. Ich würde daher den Erstkommunionkindern und ihren Familien vor allem Zeit wünschen: Zeit dafür, dass sie das Fest als Bestärkung für die ganze Familie erfahren. Darüber hinaus wünsche ich ihnen, dass sie sich immer wieder die Zeit nehmen, auf Jesus zu schauen, auf ihn zu hören, seine Nähe zu suchen in den Erzählungen des Neuen Testaments, im persönlichen Gebet, in den Begegnungen des Alltags, im gemeinsamen Gottesdienst … Diese Aufgabe ist ja mit dem Ende der Erstkommunionvorbereitung nicht beendet, sondern dauert ein Leben lang.

(bam)

BEISPIEL-SPENDENPROJEKT 2023

WOHNGRUPPE DER SALESIANER DON BOSCOS

In diesem Jahr gehen die Spenden der Erstkommunionkinder beispielhaft an die Don-Bosco-Wohngruppe "Start ins Leben" im sächsischen Limbach-Oberfrohna, bei Chemnitz. Hier leben 16 Kinder- und Jugendliche von acht bis 21 Jahre in zwei Wohngruppen (WGs), hinzukommen drei weitere junge Menschen, die in einer so genannten Verselbstständigungs-Gruppe leben.

Mehr erfahrenJetzt spenden Zum Film