AUS DER DIASPORA FÜR DIE DIASPORA

Eheleute Cambeis und Marlene Dankowski unterstützen das Bonifatiuswerk mit ihrem Nachlass

Im vertrauten Gespräch (von links): Andreas Kaiser, Referent im Bonifatius Stiftungszentrum, mit Ludwig und Hildegard Cambeis und Marlene Dankowski. (Foto: Theresa Meier)
Im vertrauten Gespräch (von links): Andreas Kaiser, Referent im Bonifatius Stiftungszentrum, mit Ludwig und Hildegard Cambeis und Marlene Dankowski. (Foto: Theresa Meier)

30.08.2024

Es ist eine gemütliche Kaffeerunde, in der sich Marlene Dankowski, ihre jüngere Schwester Hildegard Cambeis mit Ehemann Ludwig Cambeis an einem frühlingshaften Märztag in der Paderborner Südstadt im Haus des Ehepaares an ihre Kindheit erinnern. Die beiden Schwestern haben noch lebhaft vor Augen, wie sie früher in Mechtshausen in Niedersachsen mit der Mutter jeden Sonntag bei Wind und Wetter zur fast fünf Kilometer entfernten Kirche gelaufen sind – und das nüchtern. Denn in den 40er-Jahren galt noch das eucharistische Nüchternheitsgebot. Ab Mitternacht des Tages, an dem die heilige Kommunion empfangen wurde, durfte nicht mehr gegessen und getrunken werden. "Da wurde nicht diskutiert, das war selbstverständlich", erinnert sich Hildegard Cambeis. Und sie mussten früh los, denn die katholische Messe wurde in der evangelischen Kirche gefeiert. Da seien die Protestanten sehr entgegenkommend gewesen. "Bevor anschließend der evangelische Gottesdienst begann, mussten wir Katholen aber aus der Kirche raus sein", fügt Marlene Dankowski mit einem Lächeln hinzu. Das war ganz normal in der niedersächsischen Diaspora.

Kindheitserinnerungen aus der Diaspora

Da ihre Mutter zeitweise die Orgel spielte, hieß es dann für die beiden Töchter – ordentlich den Blasebalg bedienen, damit genug Luft in der Orgel war. Ein anstrengendes Unterfangen. "Da war es toll, wenn wir mal vom Pfarrer zum Frühstück eingeladen wurden. Dann sah er schon, dass wir wortwörtlich auf der Zunge liefen." Das sind für Hildegard Cambeis prägende Kindheitserinnerungen aus der Diaspora. Doch genau diese Zeit habe die beiden Schwestern gefestigt in ihrem Glauben und später in ihrem Leben, in dem Wissen, dass früher nicht alles selbstverständlich war, gerade weil sie nur unter wenigen Katholiken aufgewachsen sind.

Ludwig Cambeis kommt gebürtig aus Kaiserslautern. Für ihn war das Pfarrhaus Dreh- und Angelpunkt seines weiteren Lebensweges. "Dort habe ich Lesen und Schreiben gelernt. Nach dem Krieg gab es noch keine Schule und ich bin immer ins Pfarrhaus marschiert, in dem der Pastor uns unterrichtet hat."

Aus ihm ist ein promovierter Ingenieur geworden, der zuletzt an der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik an der Universität Paderborn gelehrt hat. Als er für den Job mit seiner Frau 1975 in die Paderstadt kam, war das katholische Leben ein ganz anderes als heute, weiß Ludwig Cambeis: "Um noch einen Platz samstags in der Vorabendmesse zu bekommen, durfte man nicht zu spät kommen." Heute sei das leider kein Problem mehr. 

Über den Tod hinaus das Leben und den Glauben gestalten

Interessieren auch Sie sich, wie Sie das Bonifatiuswerk testamentarisch bedenken können? Wir informieren Sie gerne zu den Themen Testamentsgestaltung, Nachlassregelung, Bestattungsvorsorge und Vorsorgevollmachten.

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"Vertraut den neuen Wegen"

Mit seiner Frau geht er noch heute regelmäßig in die Kirche der Paderborner Pfarrgemeinde Maria zur Höhe. Der Weg dahin ist deutlich unbeschwerlicher als früher. 15 Jahre lang hat Hildegard Cambeis in der Gemeinde die Seniorengruppe geleitet, war lange Zeit im Chor und im Pfarrgemeinderat ebenso wie ihr Mann tätig. Ihre Schwester, die erst vor fünf Jahren von Aachen nach Paderborn gezogen ist, engagiert sich auch jetzt noch ehrenamtlich. Die pensionierte Lehrerin hilft Ukrainern und Armeniern, Deutsch zu lernen.

Wie wichtig es ist, Hilfe zu erhalten, haben die Schwestern in ihrer Diaspora-Heimat selbst erfahren. Daher ist es ihnen ein Anliegen, Projekte und Einrichtungen in solchen Regionen zu unterstützen. Für Ludwig Cambeis ist vor allem die Nachhaltigkeit der Projekte des Bonifatiuswerkes ein entscheidender Faktor.

Zu seinem 85. Geburtstag im Dezember 2023 gab es keine Geschenke, sondern es wurden Spenden für das Bonifatiuswerk gesammelt. Und auch seine Frau möchte genau das zu ihrem 80. Geburtstag im Oktober 2024 machen. Dann wird auch wieder die selbstgebastelte Spendenbox zum Einsatz kommen, auf der ein Bild mit grüner Wiese zu sehen und der Slogan "Vertraut den neuen Wegen" zu lesen ist.

Ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis

Und dieses Vertrauen schenkt nicht nur das Ehepaar, sondern auch Marlene Dankowski dem Bonifatiuswerk. Alle drei vermachen ihren Nachlass dem Hilfswerk. Ihre Ansprechperson für alle Fragen in diesem Bereich ist Andreas Kaiser, Referent im Bonifatius Stiftungszentrum. Auch er sitzt an diesem Nachmittag mit am Kaffeetisch. Er hört zu und ist für sie da. Ein regelmäßiger Austausch ist für beide Seiten wichtig. Andreas Kaiser gibt Einblicke in die aktuelle Arbeit des Bonifatiuswerkes und erzählt von geförderten Projekten wie das Caritas-Kinderhospiz-Zentrum LEO in Berlin.

Er beantwortet aber auch Fragen und nimmt Unsicherheiten und Ängste. "Was machen Sie denn mit den ganzen Modell-Lokomotiven, die mein Mann über die Jahre gesammelt hat?", fragt Hildegard Cambeis. "Wir versuchen, einen Kreis an Interessenten zu finden. So können diese Sammlerstücke wieder andere Herzen öffnen", erklärt Andreas Kaiser. Das Ehepaar Cambeis und Marlene Dankowski fühlen sich gut bei ihm aufgehoben. Für sie ist es wichtig, dass alles ordentlich geregelt ist. Es ist dieses gegenseitige Vertrauensverhältnis, das es ermöglicht, so offen über den Tod und den eigenen Nachlass zu sprechen.

(thmei)