PERSPEKTIVE WECHSELN, AUF WIDERSTÄNDE STOßEN, HALT FINDEN

Steinbildhau-Workshop auf der Huysburg

Fünf Frauen nahmen an den Steinbildhau-Tagen des Bistums Magdeburg auf der Huysburg teil. (Foto: S. Albrecht)
Fünf Frauen nahmen an den Steinbildhau-Tagen des Bistums Magdeburg auf der Huysburg teil. (Foto: S. Albrecht)

24.05.2024

Abstand zum Alltag und Ruhe finden, neue Herausforderungen angehen. All das konnten die Teilnehmerinnen der Steinbildhau-Tage auf der Huysburg erleben – und auch eine Meereswoge im Stein entdecken. Es waren fünf Frauen. Drei von ihnen sind als Betreuungskräfte in einer Pflegeeinrichtung tätig, eine leitet eine Kita, eine andere arbeitet als Bildungsreferentin. Abstand von den beruflichen Anforderungen wollten sie gewinnen, sich sortieren, neu ausrichten, innere Kräfte ausfindig machen. Zuerst wählten sie sich einen Stein aus, den sie in den kommenden zwei Tagen bearbeiten konnten. Die Verantwortliche für das Angebot, Bettina Albrecht, Referentin im Fachbereich Pastoral ist dafür eigens in einen Kalkstein-Steinbruch gefahren und hat einige Brocken, jeder Stein zwischen 15 und 30 kg schwer, auf die Huysburg transportiert. Die Förderung des Projekts durch das Bonifatiuswerk machte nicht zuletzt auch die Anschaffung der speziellen Werkzeuge und Arbeitsmaterialien möglich.
 

Perspektiven wechseln, Widerstände überwinden

In den zwei Tagen verwandelten sich die Steinklumpen tatsächlich in etwas Neues. Die Handhabung der Werkzeuge und die Steinbearbeitung des relativ weichen Kalksteins waren dabei schnell ausgelotet. Ganz anders verhält es sich mit der entstehenden Form. Was wird das hier eigentlich? Kriege ich das so hin, wie ich’s mir vorstelle? Und was nun, wo gerade was Wichtiges abgebrochen ist? Die Perspektive wechseln, auf Widerstände stoßen, Unvorhergesehenes integrieren – all das begegnete den Frauen, die sich um ihren Stein mühten. Manchmal wollten sie ihn am liebsten wegschubsen. Geht nicht: Der Stein ist zu schwer. Weggehen, ja! Aber beim Wiederkommen liegt das Ding immer noch da und weist auf die gleichen Schwierigkeiten von eben hin. Wie gut, dass die Huysburg so viel Sicherheit, Ruhe, Gelassenheit und Ermutigung ausstrahlt – in allem. Diese Herzlichkeit tut gut. Abbrechen und Abreisen kam also auf keinen Fall in Frage. Der Stein wurde liebevoll poliert, nach jedem Wegpusten des Staubs gab es ein aufmerksames Innehalten, der Stein wurde zur besseren Bearbeitung auf ein sandgefülltes Kissen umgelagert. Um die Holzböcke der Teilnehmerinnen waren inzwischen kleine Trittkreise im Rasen entstanden. Wie Ufo-Landeplätze sehen sie aus, als nach zwei Tagen alle Arbeitsgeräte wieder weggeräumt waren. Sie weisen auf eine ganz eigene Erkundungsreise der Teilnehmerinnen hin.
 

Die Meereswoge im Stein

Eine Teilnehmerin beschreibt die so: "Ich wollte tatsächlich diesen Stein, ich sah eine Meereswoge in ihm: Ich liebe das Meer und bin so oft wie möglich dort. Aber dann wollte zunächst gar nichts klappen mit dem Meer im Stein. Ich dachte, dass ich das nie hinkriegen werde. Das sah ja überhaupt nicht so aus, wie ichs haben wollte. Aber dann allmählich, wurde mir der Stein vertrauter und ich arbeitete hinein, was mir wichtig ist. Für andere sieht er vielleicht noch immer nicht nach einer Meereswoge aus. Aber ich sehe sie und noch vieles andere mehr, von dem ich zu Anfang gar nicht wusste, dass das in meinen Stein sein soll." Die anderen Frauen erlebten Ähnliches, und allesamt staunten sie über die veränderten Steine. Die sollen nun im Garten oder in der Wohnung einen Platz finden. Auf jeden Fall wollen die Frauen sie immer wieder anschauen können, um für die neuen Prüfungen und Fragen, eine Antwort zu sehen, die Halt gibt.

(Bistum Magdeburg)

 

Unterstützen Sie die Kinderhilfe!