"VĒL SPĒLESIM?"
30.04.2025
Das Freiwilligenprogramm "Praktikum im Norden" ermöglicht jungen Erwachsenen die Diaspora-Kirche in Nordeuropa und im Baltikum kennenzulernen. Eine von Ihnen ist Luzia, Praktikantin in Riga. Auf dem Blog www.praktikum-im-norden.de berichten sie von ihren Erfahrungen.
"Vēl spēlesim?" – Für mich ist diese Frage bereits ein wichtiger Bestandteil meines begrenzten Lettisch-Wortschatzes geworden. Sie bedeutet übersetzt so viel wie "Sollen wir noch einmal spielen?". Im Tageszentrum für Menschen mit Autismus in Riga wird sie fast täglich verwendet. Aber nicht nur diesen Satz habe ich beim UNO-Spielen gelernt, sondern auch die Farben und Zahlen sind mir anhand des Kartenspiels auf Lettisch beigebracht worden.
Obwohl das UNO-Spielen natürlich eine schöne Beschäftigung ist, habe ich auch andere Aufgaben. Einmal pro Woche leiten meine Mitfreiwillige Sophia und ich einen Backworkshop mit den jungen Erwachsenen mit Autismus. Die Ergebnisse können sich mal mehr, mal weniger sehen lassen, aber immerhin haben wir Spaß dabei. Für mich ist die Arbeit mit den Menschen im Zentrum eine ganz neue Erfahrung, bei der ich viel lernen kann. Und spätestens, wenn man mit einem strahlenden Gesicht und einer Umarmung begrüßt wird, merkt man, dass sich die anfänglichen Schwierigkeiten ausgezahlt haben.
Zwei Tage in der Woche arbeite ich darüber hinaus in der Kerzenwerkstatt. Das ist ein Ort, an dem Menschen mit Behinderung Kerzen herstellen können. Ich übernehme in der Regel die Tätigkeiten, die die Menschen mit Behinderung nicht ausführen können. Zum Beispiel das Vorbereiten der Kerzenformen oder das Verpacken der Bestellungen. Für das Bonifatiuswerk haben wir 600 Weihnachtsbaumkerzen produziert und sorgfältig in die Pakete nach Deutschland gepackt. Den letzten Tag meiner Arbeitswoche verbringe ich in der Suppenküche der Mutter-Teresa-Schwestern. Sie sind sehr herzlich und ich fühle mich hier sehr willkommen. Ich helfe beim Verteilen der Suppe an die bedürftigen Menschen, beim Geschirrwaschen, dem anschließenden Reinigen und erledige Aufgaben, die gerade anstehen.
In meiner Freizeit habe ich schon die wunderschöne Stadt Riga erkundet. Mit ihren Gassen, schönen Häusern und Kirchtürmen, gemütlichen Cafés und Bars sowie beeindruckenden Jugendstilbauten ist die Innenstadt der perfekte Ort zum Schlendern. Kulturell gesehen hat die größte Stadt im Baltikum natürlich auch einiges zu bieten.
Außer der Nationaloper, die wir in ein paar Wochen für das Ballett "Der Nussknacker" besuchen werden, gibt es zahlreiche Museen und Veranstaltungen. Bei einem Kulturabend haben Sophia und ich uns an traditionell lettischen Tänzen versucht und der Volksmusik gelauscht. In der Petrikirche mitten in der Altstadt findet jeden Sonntag eine deutsche Andacht mit anschließendem Kirchenkaffee statt. Nicht nur auf die Butterbrezen freue ich mich jedes Mal, sondern auch auf die Gespräche und die netten Leute in der Gemeinde. An den Wochenenden habe ich bereits Ausflüge nach Jūrmala ans Meer und nach Sigulda, die "lettische Schweiz", unternommen. Beide Orte sind gut und günstig mit dem Zug zu erreichen und definitiv einen Besuch wert.
(Luzia, Praktikantin in Riga)
Das "Praktikum im Norden" kann mittlerweile auf mehr als 220 ehemalige Praktikantinnen und Praktikanten zurückblicken – jährlich machen sich mehr als 20 junge Menschen auf den Weg.