GLAUBE, GASTFREUNDSCHAFT UND GEMEINSCHAFT

Katholikenrat des Bistums Magdeburg auf Informationsreise in Dänemark

Gemeinsam unterwegs in Dänemark: Die Reisegruppe des Katholikenrates aus dem Bistum Magdeburg (v.l.n.r.): Norbert Lakomy, Regina Masur, Christoph Rink, Dr. Friederike Maier, Ute Stumpe, Guido Erbrich, Julian Fischer und Christian Krause. (nicht im Bild): Dagobert Glanz. (Foto: Dagobert Glanz)
Gemeinsam unterwegs in Dänemark: Die Reisegruppe des Katholikenrates aus dem Bistum Magdeburg (v.l.n.r.): Norbert Lakomy, Regina Masur, Christoph Rink, Dr. Friederike Maier, Ute Stumpe, Guido Erbrich, Julian Fischer und Christian Krause. (nicht im Bild): Dagobert Glanz. (Foto: Dagobert Glanz)

14.08.2025

Mit Neugier, Offenheit und dem Wunsch nach geistlichem Austausch machte sich der Katholikenrat des Bistums Magdeburg auf den Weg nach Dänemark. Dank der Unterstützung des Bonifatiuswerks konnten die Teilnehmenden Quartier im Kloster der Birgittenschwestern in Maribo nehmen. Das Hilfswerk hat die Reise mit 4.900 Euro gefördert. Nach über 400 Jahren kehrten die Birgittenschwestern 1995 an diesen Ort zurück. Heute leben dort sieben Schwestern aus drei verschiedenen Ländern, die ihr Leben ganz auf Jesus ausrichten und eine beeindruckende Gastfreundschaft pflegen. Obwohl das Kloster zu Spaziergängen in der Natur einlädt, blieb dafür wenig Zeit – denn täglich ging es mit dem Bonibus zu verschiedenen Gesprächspartnern in Kopenhagen und Umgebung. Dennoch nahmen sich die Mitglieder des Katholikenrates bewusst einige Stunden, um mehr über das Klosterleben zu erfahren. Das Leben im Kloster ist geprägt von Gebet, Arbeit und einer offenen Willkommenskultur – Werte, die die Reisegruppe jeden Tag spüren durfte. 

Zu Gast bei den Benediktinerschwestern in Høsterkøb

Im Rahmen seiner Informationsreise nach Dänemark besuchte der Katholikenrat des Bistums Magdeburg auch den Wallfahrtsort Høsterkøbvej – ein Ort der Stille und geistlichen Begegnung. Dort traf die Gruppe auf Schwester Anna Maria, eine Benediktinerschwester mit rheinländischem Temperament – obwohl sie gar nicht aus dem Rheinland, sondern aus Dänemark stammt. Evangelisch aufgewachsen, konvertierte sie später zum katholischen Glauben und trat schließlich ins Kloster ein – sehr zum Erstaunen ihrer Familie, die ihre Entscheidung zur Konversion nur schweren Herzens akzeptierte und hoffte, dass sie nicht auch noch ins Kloster gehen würde. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht – zum Glück, wie Schwester Anna Maria heute sagt. In einem beeindruckend klaren und lebendigen Deutsch erzählte sie von ihrem Weg in die katholische Kirche und ins Klosterleben. "Ich bin da, wo Gott mich haben will", sagte sie mit strahlender Überzeugung – ein Satz, der die Gruppe tief berührte und lange nachklang. Das Benediktinerinnenkloster in Høsterkøb besteht derzeit aus neun Schwestern – zwei Däninnen und sieben Brasilianerinnen. Der Konvent befindet sich aktuell in einem Prozess der Öffnung und möchte künftig stärker mit der Außenwelt in Kontakt treten. Auch Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste sind vorhanden, was den Ort zu einem spirituellen Rückzugsraum für Suchende und Interessierte macht.

Priesterseminar des Neokatechumenalen Wegs in Kopenhagen

Zu Beginn der Reise hatte der Katholikenrat die Gelegenheit, das Priesterseminar des Neokatechumenalen Wegs in Kopenhagen zu besuchen. Das Seminar befindet sich in der ehemaligen Botschaft des Heiligen Stuhls – ein geschichtsträchtiger Ort, der heute geistliche Berufungen fördert. Acht Seminaristen und ihr Rektor leben dort gemeinsam mit einer Familie, die für Haushalt und Verpflegung sorgt. Die Seminaristen schlafen zu zweit in einem Zimmer – ein bewusst gewählter Rahmen, um sich gegenseitig zu stärken. Sport und Spaziergänge zu den nahegelegenen Klippen bieten Ausgleich und Raum für Reflexion. Schwerpunkt des Besuchs war der Austausch über das Leben im Seminar und die Spiritualität des Neokatechumenalen Wegs, einer weltweiten Bewegung, die in den 1960er Jahren in Spanien entstand. Ziel ist es, Menschen in ihrer Glaubensentwicklung zu begleiten und lebendige Gemeinschaften zu fördern.

Wallfahrt nach Aasebakken – Gemeinschaft im Regen

Früh am Morgen begann die Wallfahrt nach Aasebakken – gemeinsam mit Schwestern und Gemeindemitgliedern aus Maribo ging es unter Regenschirmen zur Bushaltestelle. Nach und nach stiegen weitere Wallfahrer aus Nakskov und Nykøbing zu. Kurz vor dem Ziel stiegen die meisten aus, um sich mit anderen Gemeinden zu versammeln. Schilder markierten die Sprachgruppen – deutsch, englisch, vietnamesisch. Der Bischof begrüßte alle persönlich. Die Pilgergruppe zog betend und singend durch den Wald. In Aasebakken angekommen, erwartete die Teilnehmenden ein einfacher Gottesdienst unter Zeltdächern – begleitet von E-Piano und Chor. Trotz Regen und Prüfungszeit war die Begegnung bewegend. Nach dem Gottesdienst gab es eine Marienandacht, eine Prozession und einen vietnamesischen Tanz. 

Katholische Bildung und Jugendarbeit in Dänemark

Am zweiten Tag der Reise informierte sich die Reisegruppe über die katholischen Schulen und die Jugendarbeit in Dänemark. Begleitet wurde die Gruppe von Diakon Kaare Nielsen. In Dänemark gibt es 22 katholische Schulen, organisiert im Verband FAKS. Sie finanzieren sich über Schülerkostensätze und stehen in direkter Konkurrenz zur öffentlichen Volksschule. Erster Besuch war die St. Josephsschule in Kopenhagen. Die offene Atmosphäre und das christlich geprägte pädagogische Leitbild beeindruckten. 420 Schülerinnen und Schüler lernen dort, die Mehrheit ist evangelisch, einige katholisch oder muslimisch. Die Schule legt Wert auf individuelle Förderung, Verantwortung und Gemeinschaft. Religiöse Angebote wie Gottesdienste und Andachten sind fester Bestandteil des Schulalltags. Anschließend besuchte die Gruppe die Niels Steensen Grundskole og Gymnasium. Vor Ort berichtete Lea Noval von der DUK – Danmarks Unge Katolikker – über die katholische Jugendarbeit. Die Organisation bietet Freizeiten, Schulungen und Materialien für Kinder und Jugendliche in der Diaspora. Schulseelsorger P. Daniel Norgaard informierte über die Schule, die in jesuitischer Trägerschaft steht und sich durch ignatianische Prägung auszeichnet. Sie ist offen für alle Konfessionen und Weltanschauungen.

Katholische Schulen und pastorale Initiativen in Kopenhagen

Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Besuch des Niels Steensen Gymnasiums – dem einzigen katholischen Gymnasium Dänemarks. Die Schule wurde auf Initiative des Bischofs in jesuitischer Trägerschaft gegründet und ist offen für alle Religionen und Weltanschauungen. 772 Schülerinnen und Schüler lernen dort ab Klasse 6, etwa 7 bis 8 % sind katholisch. Besonders beeindruckend war die große Schulkirche, in der Gottesdienste für jeweils drei Jahrgänge gefeiert werden, sowie ein angrenzender Andachtsraum für kleinere Veranstaltungen. Thematische Projekttage, wie aktuell zum Thema "Glück", ergänzen das religiöse Angebot.

Im Anschluss stellte Diakon Kaare Nielsen seine "MobilKirche" vor – ein umgebauter Anhänger, der als mobiler Begegnungsraum für Glaubensgespräche dient. Mit Kaffee, Kuchen und offenen Ohren steht er regelmäßig in der Fußgängerzone Kopenhagens und bei Veranstaltungen bereit, um Menschen niederschwellig mit der Botschaft Gottes in Kontakt zu bringen.

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Smørrebrød und Seelsorge – ein dänischer Mittag mit Bischof Czeslaw

Ein besonderes Highlight der Reise war der Besuch im bischöflichen Ordinariat in Kopenhagen – inklusive typisch dänischem Smørrebrød mit Bischof Czeslaw Kozon. Im Mittelpunkt stand jedoch der Austausch über die Situation der katholischen Kirche in Dänemark. Bischof Kozon, seit 1995 im Amt, berichtete eindrücklich über die Entwicklung der Kirche seit der Reformation. Die katholische Kirche in Dänemark ist stark geprägt von Zugewanderten – darunter Polen, Vietnamesen, Chilenen und viele andere. Heute zählt das Bistum rund 75 Priester, wobei dänische Geistliche eine Minderheit darstellen. Besonders herausfordernd ist das seit 2020 geltende Glaubensgemeinschaftsgesetz, das die öffentliche Präsenz nicht-europäischer Priester einschränkt. Die katholische Kirche lebt dennoch eine aktive Ökumene, etwa in der Gebetswoche für die Einheit der Christen oder durch eine katholisch-lutherische Kommission.

Auch die Frage nach Synodalität wurde thematisiert: Pfarrgemeinderäte und ein Diözesanpastoralrat existieren, doch die Beteiligung hängt stark von der Herkunft und dem Stil des jeweiligen Pfarrers ab. Die Vielfalt der Gemeinden – oft nach Sprachgruppen organisiert – zeigt die internationale Prägung der Kirche in Dänemark.

Effizient und digital – Einblick in die Verwaltung des Bistums Kopenhagen

Im Rahmen der Reise stand auch ein Besuch im Ordinariat von Kopenhagen auf dem Programm. Dort traf die Gruppe auf Verwaltungsleiter Thomas J. Larsen, der zuvor in leitender Funktion in der freien Wirtschaft tätig war und die Verwaltung des Bistums professionell und effizient aufgestellt hat. Mit nur vier Mitarbeitenden werden zentrale Aufgaben wie Buchhaltung, IT, Mitglieder- und Immobilienverwaltung, Lohnabrechnung, Fundraising, Projektmanagement sowie die pastorale Verwaltung und Kirchenbuchführung bewältigt. Durch konsequente Digitalisierung – etwa beim Buchführungsprogramm – können auch die Gemeinden aktiv mitarbeiten, indem sie Unterlagen einscannen und digital übermitteln. Die Verwaltung des Bistums zeigt eindrucksvoll, wie mit begrenzten Ressourcen und moderner Struktur kirchliche Arbeit effizient gestaltet werden kann.

Caritas Dänemark – Ehrenamtlich engagiert für Menschen in Not

Im Rahmen des Besuchs im Bistum Kopenhagen traf die Reisgruppe auch die Leiterin von Caritas Dänemark, Maria Hammershøj. In einer anschaulichen Präsentation stellte sie die Struktur, Aufgabenfelder und Arbeitsweise der Organisation vor. Besonders beeindruckend war der hohe Anteil ehrenamtlichen Engagements: Die meisten Aufgaben werden von Freiwilligen übernommen, die fachlich und menschlich gut begleitet werden. Trotz einer schlanken hauptamtlichen Struktur gelingt es der Caritas, wirksam auf die grundlegenden Bedürfnisse von Menschen in Not zu reagieren. Die Offenheit und das Engagement der jungen Leitung sowie die professionelle Organisation zeigten eindrucksvoll, wie Caritasarbeit in einem Land mit geringer katholischer Bevölkerungszahl gelingen kann – getragen von Solidarität, Vertrauen und Ehrenamt.

Ländliches Gemeindeleben und persönliche Berufung – Besuch in Nykøbing

Zum Abschluss der Reise besuchte die Gruppe die Gemeinde Sankt Joseph in Nykøbing auf der Ostseeinsel Lolland-Falster. Pfarrer Sigurd Sverre Stangeland empfing die Gruppe herzlich und gab Einblicke in das Leben einer ländlich geprägten katholischen Pfarrei. Die Gemeinde umfasst drei Gottesdienstorte – Nykøbing, Maribo und Nakskov – mit jeweils eigener Prägung und starker lokaler Verbundenheit. Die Messen finden regelmäßig statt, teils auch in verschiedenen Sprachen. Ehrenamtliches Engagement ist vielfältig, besonders von polnischen, dänischen und deutschen Gemeindemitgliedern. Kinder- und Jugendarbeit konzentriert sich auf Katechese und traditionelle Feste. 

Pfarrer Sigurd berichtete auch von seiner persönlichen Berufung: Nach einem Gemeindepraktikum entschied er sich zunächst gegen das Priesteramt und wurde Major der norwegischen Luftwaffe. Doch die seelsorgliche Begleitung von Menschen brachte ihn zurück zur Kirche. Heute lebt er seine Berufung mit großer Nähe zu den Menschen – als promovierter Historiker und engagierter Seelsorger. Der Besuch endete mit einem Gottesdienst in kleiner Runde – ein stiller, würdiger Abschluss einer eindrucksvollen Reise.
 

Vielfalt, Offenheit und Zuversicht – Kirche in Dänemark erleben

Zum Abschluss der Reise bot ein freier Vormittag Gelegenheit, die Ausstellung zum Fehmarnbelt-Tunnel in Rødbyhavn zu besuchen – ein Symbol für internationale Zusammenarbeit. Dieses Bild passt gut zur katholischen Kirche in Dänemark: Menschen aus vielen Ländern gestalten gemeinsam kirchliches Leben.

Die Kirche präsentierte sich als klein, aber lebendig. Sie ist geprägt von Vielfalt, klaren Strukturen und einem bemerkenswerten Miteinander. Unterschiedliche geistliche Prägungen – von traditionell bis progressiv – existieren nebeneinander und werden respektvoll gelebt. Die Rollen von Priestern und Gemeinden sind klar verteilt, neue Formen von Gemeindeleitung oder Liturgie spielen derzeit keine große Rolle.

Die Reise hinterlässt den Eindruck einer Kirche, die ihre Herausforderungen kennt, ihre Stärken nutzt und mit Zuversicht in die Zukunft blickt – ein inspirierender Einblick für alle, die selbst in der Diaspora Kirche gestalten.

(Bistum Magdeburg/dün)