"KEIN KIND SOLLTE SICH WENIGER WERT FÜHLEN"
02.12.2025
In Deutschland wächst der Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss. Der Bildungserfolg hängt weiterhin stark vom Elternhaus ab. Berichte der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) unterstreichen diesen Trend. Vor diesem Hintergrund hat das Bonifatiuswerk unter dem Motto „Bessere Bildung. Gleiche Chancen.“ am Dienstag im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin seine bundesweite Nikolausaktion gestartet. Die Botschaft war klar: Junge Menschen, deren Stimme häufig zu wenig gehört wird, sollen sichtbar gemacht, gestärkt und ernst genommen werden.
„Ich wünsche mir sichere Orte, an denen man in Ruhe lernen oder Hausaufgaben machen kann. Jeder sollte die Möglichkeit haben, gut zu lernen, egal, wie oder wo er lebt“, sagte die 13-jährige Fiona. „Und jemanden, der zuhört, wenn uns etwas beschäftigt“, ergänzte der 14-jährige Sandro. Die 15-jährige Anna betonte die Bedeutung sprachlicher Förderung: „Sprache ist der Schlüssel zu Bildung, Freundschaft und Teilhabe. Ich finde, dass kein Kind sich ausgeschlossen oder weniger wert fühlen sollte, nur weil es eine andere Muttersprache hat. Schule sollte ein Ort sein, an dem Vielfalt als Stärke gesehen wird – und wo jedes Kind die Unterstützung erhält, die es braucht.“
70 Jugendliche aus der Manege gGmbH im Don-Bosco-Zentrum Berlin-Marzahn, den katholischen Schulen St. Hildegard und Salvator in Berlin brachten ihre Wünsche und Forderungen für eine bessere und faire Bildung direkt ins politische Zentrum. Sie überreichten diese am Aktionstag an Bundesjugendministerin Prien. Sie machte deutlich: „‘Bessere Bildung. Gleiche Chancen‘ – das Motto der diesjährigen Nikolausaktion des Bonifatiuswerkes ist auch der Bundesregierung ein Anliegen. Darin liegt das Aufstiegsversprechen, das dieses Land allen Kindern in Deutschland gibt: Kinder und Jugendliche sollen die Chance haben, mit besserer Bildung ihr Potenzial zu entfalten, ihr Leben zu gestalten, beruflich erfolgreich zu sein und gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen. Dafür braucht es gute Schulen und passgenaue Angebote der Kinder- und Jugendhilfe.“
Die bundesweite Nikolausaktion des Bonifatiuswerkes zeigte, wie zivilgesellschaftliches und kirchliches Engagement sowie politisches Handeln zusammenwirken können – und rief Politik, Schulen und Kirche gleichermaßen dazu auf, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen: „Die Nikolausaktion greift eine bildungspolitische Herausforderung auf, die in Bund und Ländern zunehmend diskutiert wird. Bildungs- und Chancengleichheit sind nicht nur pädagogische Themen, sondern entscheidende Elemente für soziale Teilhabe und Integration. Mit unserer Aktion und den Werten des heiligen Nikolaus der für Respekt und Nächstenliebe steht, wollen wir deutlich machen, dass Bildungsgerechtigkeit keine Frage der Herkunft sein darf. Gerade jetzt, in einer Phase großer bildungspolitischer Unsicherheit, ist es Zeit für mutige Schritte: mehr Investitionen, Reformen, christliche Werte – denn Bildung macht junge Menschen stark, auch gegen verführerische Ideologien, und stärkt ihre Kritikfähigkeit. Keine Bildung macht arm und ist ungerecht.“
Austen hob außerdem die Bedeutung von Einrichtungen wie der Manege gGmbH in Marzahn-Hellersdorf hervor, die seit fast 20 Jahren „aus christlicher Überzeugung und für ein starkes Gemeinwesen“ vom Bonifatiuswerk unterstützt wird. Sie sei ein verlässlicher Partner der Jugendlichen, die oft kaum Bildungschancen erhielten. Mit ihrem Beratungsbus, der auch durch das Bonifatiuswerk gefördert und mit ins Regierungsviertel gebracht wurde, helfen die Mitarbeiter der Manege jungen Menschen in den sozialen Brennpunkten und bieten ihnen in Krisensituationen eine Notunterkunft. Für das Projekt „Notübernachtung PLUS – Off the Road“, das sich an akut wohnungslose junge Erwachsene richtet, überreichte das Bonifatiuswerk einen Spendencheck über 5.000 Euro an Manege-Leiter Pater Simon Härting.
Aus persönlicher Überzeugung setzt sich auch der ehemalige Fußballprofi und Stiftungsgründer Arne Friedrich für Bildungs- und Teilhabechancen ein. Mit seiner Stiftung „Wir stiften Mut.“ unterstützt er Jugendliche, die in ihrem Alltag vor sozialen und strukturellen Hürden stehen. Sein Ziel: ihnen die Chancen zu geben, die ihnen oft verwehrt bleiben: „Mich bewegt immer wieder, wie viele junge Menschen in Deutschland ihr Potenzial nicht entfalten können, weil ihnen die nötigen Chancen fehlen. In meiner Laufbahn haben Menschen immer wieder an mich geglaubt, genau dieses Vertrauen möchten meine Kollegen und ich mit der Arne-Friedrich-Stiftung weitergeben. Bildung und Zusammenhalt sind Schlüssel, die Türen öffnen, Lebenswege verändern und Zukunft möglich machen.“
Für die Arbeit der „Wir-AGs“, die Schülern klassenübergreifend Räume zum Lernen, Entdecken und Wachsen bieten und durch die Arne-Friedrich-Stiftung gefördert werden, übergaben Monsignore Austen und Maite Kelly ebenfalls einen 5.000 Euro-Spendencheck an Arne Friedrich. Die finanzielle Unterstützung kommt einer katholischen Schule in der deutschen Diaspora zugute.
Als dreifache Mutter weiß Sängerin Maite Kelly, wie wichtig gerechte Bildungschancen und verlässliche Förderung für Kinder sind. Seit Jahren begleitet sie die Nikolausaktion als Botschafterin. In Berlin erinnerte sie daran, wie sehr der Bischof von Myra für Zusammenhalt steht: „Der heilige Nikolaus ist Schutzpatron der Kinder, Schüler und Studierenden. Er steht wie kaum eine andere Gestalt für Gerechtigkeit und Solidarität. Gerade diese Werte brauchen wir. Seine Güte, seine Aufrichtigkeit, sein Einsatz für die Schwächsten – das ist heute mehr als nur ein Vorbild aus der Geschichte, sondern ein politischer Grundstein, den wir brauchen.“
Die Nikolausaktion, die von KIKA-Moderator, Autor und Regisseur Juri Tetzlaff moderiert wurde, verdeutlichte, dass Bildungsgerechtigkeit eine gesamtgesellschaftliche und auch kirchliche Aufgabe ist – getragen von engagierten Menschen, die nach dem Vorbild des heiligen Nikolaus handeln. Zum Abschluss der Veranstaltung griff Erzbischof Dr. Heiner Koch diesen Gedanken auf und fasste die gemeinsame Verantwortung für junge Menschen in einem Gebet zusammen. Mit seinen Worten bat er um Stärke, Mut und Zuversicht für all jene, die sich für faire Chancen einsetzen, und erinnerte daran, dass jeder Beitrag helfen kann, jungen Menschen neue Wege zu eröffnen.
In ganz Deutschland fördert das Bonifatiuswerk in diesem Jahr 64 Orte guter Taten mit seiner Initiative "Tat.Ort.Nikolaus: Gutes tun – kann jeder." Engagierte Menschen werden eingeladen, selbst Gutes zu tun und mit einem Sachkostenzuschuss durch das Hilfswerk sowie mit bis zu 200 Schokonikoläusen unterstützt. Die "Tat.Ort.Nikolaus"-Aktion gehört zur bundesweit bekannten "Weihnachtsmannfreien Zone", die das Hilfswerk vor mehr als zwanzig Jahren ins Leben gerufen hat, um dem heiligen Nikolaus mit seinen christlichen Werten wie Solidarität, Gerechtigkeit und Hilfsbereitschaft wieder stärker in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken.
(thmei)