BONIFATIUSWERK FÖRDERT PERSONALSTELLE IN CHEMNITZ
20.01.2025
Mit einem großen Fest ist Chemnitz ins Kulturhauptstadtjahr gestartet. Nach Angaben der Stadt haben etwa 80.000 Menschen am Wochenende an den Feierlichkeiten teilgenommen. Bis Jahresende sind unter dem Motto "C the Unseen" mehr als tausend Veranstaltungen in der sächsischen Stadt geplant. Das Bonifatiuswerk fördert die Personalstelle von Dr. Ulrike Lynn, die sich als Beauftragte der katholischen Kirche für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz um eine christliche Perspektive im Zuge der Veranstaltungen kümmert.
Bei einer großen Bühnenshow am Karl-Marx-Monument traten am Samstagabend Musiker wie Bosse, Dilla, Paula Carolina, Omar Massa und Fritz Kalkbrenner auf. Aber auch lokale Tanz- und Musikgruppen beteiligten sich an dem Freiluftkonzert. Eröffnet wurde die Gala unter freiem Himmel mit sphärischen Bläserklängen, die von Hochhausdächern ringsum gespielt wurden. Zudem wurde auf der Bühne getanzt – zu Ballett bis Hip-Hop.
Chemnitz und die ganze Region werden 2025 im Scheinwerferlicht stehen, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung. Und ganz Europa schaue zu. "Kultur verbindet. Von Chemnitz kann in diesem Jahr das Signal eines neuen Miteinanders ausgehen.“ Ein solches Signal brauche man dringend in Deutschland und Europa. Es komme jetzt darauf an, aus Unterschieden zu lernen und gemeinsam etwas Zukunftsweisendes zu entwickeln. "Wo sich die große demokratische Mitte unseres Landes Räume schafft, dort ist für Verächter der Demokratie kein Platz", betonte der Bundespräsident: "Wer Chemnitz bisher nicht gesehen hat, wer es nicht kannte, der hat bereits viel verpasst." Es gebe in der Kulturhauptstadt "enorm viel zu entdecken an kultureller Vielfalt".
Am Eröffnungstag gab es in der Stadt außer einem Festakt mit 700 geladenen Gästen Kulturprogramm auf mehreren Bühnen. Als Symbol des gemeinsamen Anpackens und Verweis auf die Industriegeschichte wurde eine historische Lokomotive von 120 Menschen gezogen. Am Sonntag wurde ein Gottesdienst gefeiert und ein Diskussionsforum unter dem Titel "Und jetzt? – Europa!" veranstaltet. Eine geplante grenzüberschreitende Radtour soll an die einstige Internationale Friedensfahrt erinnern. An dem Programm des Kulturhauptstadtjahres beteiligen sich insgesamt 38 Städte und Gemeinden in der Region sowie zahlreiche lokale Akteurinnen und Akteure, darunter Kulturinstitutionen ebenso wie Freiwillige, Vereine, Demokratieinitiativen und internationale Partner aus 40 Ländern. Insgesamt rechnen die Organisatoren 2025 mit zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern.
Geplant sind etliche Festivals etwa zu Demokratie, Straßen- und Gegenwartskunst sowie Veranstaltungen für Familien. Zum Programm gehören auch unter anderem eine Ausstellung zum norwegischen Maler Edvard Munch und das Projekt "3.000 Garagen", das sich am Beispiel von tausenden zu DDR-Zeiten gebauten Garagen mit dem Thema Ost-Identität beschäftigt. Als ein Schwerpunkt gilt die Europäische Werkstatt für Kultur und Demokratie, die mit vielen kleinen Projekten in das Programm einfließen wird. Ziel ist laut den Organisatoren, damit die Zivilgesellschaft zu stärken.
Als Beauftragte der katholischen Kirche für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz will Dr. Ulrike Lynn vor allem Begegnungen ermöglichen und den Dialog fördern. Im Fokus ihrer Arbeit steht die Frage: Wie kann Kirche im gesellschaftlichen und kulturellen Kontext sichtbar werden? Ihre zweijährige Personalstelle wird über die Glaubenshilfe des Bonifatiuswerkes mit 55.000 Euro gefördert. Lynn arbeitet mit der Landeskirche, dem Verbund der Freikirchen und mit der jüdischen Gemeinde in Chemnitz zusammen, um in ökumenischer Verbundenheit die Diskurse der Stadt aus christlicher Perspektive nachhaltig mitzugestalten. Von Anfang an hat sie die Prozesse und Entwicklungen rund um die Bewerbung zur Kulturhauptstadt begleitet: "Es geht darum, das Ungesehene aufzuzeigen, vor allem in Chemnitz selbst. Und wir wollen in die Begegnung mit den Menschen kommen", sagt Lynn.
Chemnitz ist die erste Stadt in Sachsen, die zur Europäischen Kulturhauptstadt ernannt worden ist. Der Titel wird seit 1985 von der Europäischen Union vergeben. Bislang wurden damit in Deutschland Essen (2010), Weimar (1999) und West-Berlin (1988) ausgezeichnet. 2025 ist neben Chemnitz auch das slowenisch-italienische Nova Gorica/Gorizia Europas Kulturhauptstadt.
(bam)