BONIFATIUSWERK SPRICHT ÜBER SCHWEDISCHE BRÄUCHE IM DOMRADIO.DE-INTERVIEW

Mit "Knut" ist die Weihnachtszeit offiziell beendet

Dieser Weihnachtsbaum hat ausgedient. (Foto: freepik/spotluda)
Dieser Weihnachtsbaum hat ausgedient. (Foto: freepik/spotluda)

13.01.2025

Am 13. Januar wird in Schweden der Tag des heiligen Knut gefeiert, der auch als Sankt-Knuts-Tag bekannt ist. Damit ist die Weihnachtszeit offiziell beendet. Wer aber ist der heilige Knut und wie wichtig ist er heute noch in Schweden? Im domradio.de-Interview gibt Julian Heese Antworten. Er ist Leiter des Bereichs "Missionarische und diakonische Pastoral" im Bonifatiuswerk.
 

DOMRADIO.DE: Was wird an diesem Montag genau in Schweden gefeiert? 

Julian Heese (Leiter des Bereichs "Missionarische und diakonische Pastoral" im Bonifatiuswerk): In Schweden feiern wir an diesem Tag den "tjugondag Knut". So heißt es auf Schwedisch. Den Knuts-Tag, der immer traditionell am 13. Januar begangen wird und traditionell in Schweden, Finnland und in Teilen Norwegens gefeiert wird. Dieser Tag geht auf König Knut den Vierten zurück. Das ist der dänische Nationalheilige und er fällt immer genau 20 Tage nach Weihnachten. Der Tag markiert das Ende der Weihnachtszeit in Schweden, in Finnland und in Teilen Norwegens.

DOMRADIO.DE: Wer war denn dieser heilige Knut? 

Heese: Der heilige Knut lebte im elften Jahrhundert. Er war Sohn des dänischen Königs Sven Estridsson der Zweiten. Knut betrieb schon als Prinz eine intensive Außen – und Machtpolitik. Er leitete Kreuzzüge gegen heidnische Nachbarvölker, begleitete seinen Onkel auf einem Englandfeldzug. Um seine Position als Machthaber zu festigen, orientierte sich König Knut eigentlich an einer selbstbewussten, deutschen Kirchenmacht und suchte Abstand zu Rom und zum Papst. Wenn man auf sein Handeln und sein Wirken schaut, so förderte er eigentlich sehr stark die Kirche mit zahlreichen Schenkungen, reformierte überkommenes Recht. Knut war allerdings leider beim Volk nicht ganz beliebt. Er hatte strenge Fastenvorschriften und auch die Kirchensteuer eingeführt. Das machte ihn nicht so ganz beliebt beim dänischen Volk. 

DOMRADIO.DE: Er wurde immerhin später heiliggesprochen. Dafür war damals nicht das dänische Volk zuständig, sondern jemand anderes, viel später. 

Heese: Das ging relativ schnell, die Heiligsprechung. Interessant war, dass eine wütende Hungersnot, vier Jahre nach seinem Tod, dazu beigetragen hat, dass er heiliggesprochen wurde. Zunächst wurde er am 10. Juli 1086 ermordet von Aufständischen, die mit seiner Politik nicht einverstanden waren. Dann brach diese Hungersnot vier Jahre später nach seinem Tod aus. Das führte zu Ernteausfällen und diese Ernteausfälle wurden als göttliche Strafe für den Monarchenmord angesehen. Deshalb hat Papst Paschalis der Zweite um das Jahr 1100 diese aufkommende Heiligenverehrung von Knut, dem Vierten dann offiziell bestätigt. Damit war Knut der Vierte ein Heiliger.

DOMRADIO.DE: Aus Dänemark kommt er. Wie ist das in Dänemark? Wird da heute auch das Ende der Weihnachtszeit gefeiert? 

Heese: In der modernen dänischen Gesellschaft hat der Sankt-Knuts-Tag eigentlich an Bedeutung verloren. Er hat keine religiöse und kulturelle Bedeutung mehr. Es gibt landesweit keine Bräuche mehr. Wenn wir nach Skandinavien schauen oder nach Nordeuropa schauen, merkt man, dass in Schweden, Finnland und in Teilen Norwegens der Knuts-Tag noch verankert ist. In Dänemark weniger.

DOMRADIO.DE: Das schwedische Möbelhaus wirbt für seinen Winterschlussverkauf mit dem Sankt-Knuts-Tag. Da könnte man meinen, es hagelt an dem Tag Weihnachtsbäume aus den Fenstern. Ist das denn wirklich so? 

Heese: Dass die Weihnachtsbäume aus den Fenstern geschmissen werden, ist natürlich eher ein guter Marketinggag von dem schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben, um Platz für neue Möbel, die man dann in diesem schwedischen Möbelhaus hoffentlich kauft, zu schaffen. 

Nein, also am Sankt-Knuts-Tag werden traditionell die Kerzen und der Schmuck von den Weihnachtsbäumen aus den Wohnungen entfernt. Dies findet meistens in einem sehr feierlichen Rahmen mit der Familie statt. Es endet damit, dass die Süßigkeiten, die an den Bäumen hängen, dann auch von den Kindern geplündert werden dürfen. Dieser Brauch nennt sich Julkranz-Plünderung. Der Brauch findet an diesem Montag in Schweden statt. Auch das hat sich etwas weiterentwickelt. Vielerorts werden auch kleine Beutel mit frischen Naschereien zubereitet und zum Knuts-Fest dann an den Baum gehängt, sodass die Kinder diese Beutel dann einfach abpflücken können. 

In einigen Gegenden von Schweden begnügen sich die Kinder damit nicht, sondern sie gehen auch von Tür zu Tür und bitten um weitere Naschereien. Anschließend, sobald der Baum dann leer ist in der Wohnung oder im Haus, wird er dann auf die Straße gebracht oder fachgerecht entsorgt. Das zeigt eben, dass dieser bewusste Übergang der Zeit nach den Festtagen, die Zeit des Alltags da ist. Der Alltag hat uns wieder. Die weihnachtliche Festzeit ist nun leider auch in Nordeuropa beendet.

(Dagmar Peters/domradio.de)