BISCHOF SIEHT KATHOLISCHE KIRCHE IN ISLAND IM WACHSTUM
28.07.2025
Das Libori-Fest lockt jedes Jahr Tausende Besucher an – darunter auch Gäste aus dem Ausland. In diesem Jahr feiern, auf Einladung des Bonifatiuswerkes, unter anderem der isländische Bischof, David Tencer, und sein Sekretär, Agnar Óli Snorrason, gemeinsam mit den Paderbornern. Obwohl ihre Gemeinden in Island klein sind, verzeichnen sie ein schnelles Wachstum. Im Interview mit domradio.de berichtet der Bischof über die Situation der katholischen Diaspora in Island und teilt seine Eindrücke vom Libori-Fest.
DOMRADIO.DE: Sie sind von Island nach Deutschland gereist, um an den Libori-Festlichkeiten teilzunehmen. Sie nehmen nicht zum ersten Mal teil. Wie waren ihre Erfahrungen bisher?
David Tencer (Bischof von Reykjavik): Ich nehme zum zweiten Mal an der Libori-Feier teil. Es war damals eine tolle Erfahrung und ich sehe schon, dass es in diesem Jahr noch besser wird. Es ist sehr schön.
DOMRADIO.DE: In Island gibt es nur wenige Katholiken. Deswegen gibt es dort vermutlich keine Veranstaltung, die Tausende von Menschen zusammenkommen lässt, um zu feiern, oder?
Tencer: Nicht Tausende, aber wir können sagen, dass wir in Island die größte dynamische Kirche in Europa sind. Das bedeutet, dass sich die katholische Kirche in Europa verkleinert. In Island jedoch wächst sie schnell.
Ich muss jedoch auch sagen, dass es daran liegt, dass viele Ausländer nach Island kommen. Unter den Einwanderern sind viele Katholiken, vor allem aus Polen, Litauen und den Philippinen.
DOMRADIO.DE: Die Zahl von isländischen Katholiken steigt ebenfalls. Ungefähr die Hälfte sind Isländer und die andere Hälfte Immigranten. Ist es schwierig, Menschen vom katholischen Glauben zu überzeugen?
Tencer: Nein, aber wir betreiben auch keinen Proselytismus. Das bedeutet, dass wir die Menschen nicht werben, sondern ihnen eine offene Tür bieten. Jedes Jahr treten in Island ungefähr 20 Erwachsene der katholischen Kirche bei.
Das bedeutet, dass diese Menschen etwas Besonderes und die Nähe zu Gott suchen. Außerdem sind unsere Sakramente und unsere Feiern sehr attraktiv.
DOMRADIO.DE: Sie bauen sogar neue Kirchen mit der Hilfe des Bonifatiuswerks.
Tencer: Das ist ein weiteres neues Phänomen. In Europa werden die alten Kirchengebäude geschlossen. In Island haben wir keine alten Kirchen. Deswegen müssen wir neue Orte für die Gemeinden bauen.
Ein attraktives Projekt gibt es in Selfoss. Dort entsteht eine neue Pfarrgemeinde: die Pfarrgemeinde "Saint Cross" (Heilig Kreuz, Anm. d. Red.). Wir danken allen Unterstützern, weil sie eine große Hilfe sind. Ohne ihre Hilfe könnten wir nichts bauen.
DOMRADIO.DE: Was kann man von den isländischen Gemeinden lernen? Wie können Europäer den Glauben wiederfinden?
Tencer: Der einzige Weg ist, nah an den Menschen zu sein. Der Zugang zu den Menschen ist wichtig und die Erreichbarkeit der Menschen, die in der Kirche arbeiten. Diesen Kontakt schätzen die Menschen wert.
DOMRADIO.DE: Wie funktioniert eine Kirche mit so wenigen Leuten? Wie werden diese Kirchen finanziert?
Agnar Óli Snorrason (Bischofssekretär und Finanzdirektor der Diözese): Es gibt eine verpflichtende Steuer für arbeitende Isländer. Ein Teil davon geht an die Kirche, der sie zugehörig sind. Außerdem gibt es Sponsoren aus dem Ausland, die uns maßgeblich unterstützen.
DOMRADIO.DE: Sie persönlich sind zum Katholizismus konvertiert. Warum haben Sie sich entschieden, Katholik zu werden?
Snorrason: Ich wollte religiöser und meinen christlichen Glauben ernsthafter leben. Ich habe versucht, zu Messen der Isländischen Staatskirche zu gehen. Die bietet jedoch kein Leben mit einer wöchentlichen Messe und einer festen Gemeinschaft, die einen unterstützt.
Außerdem habe ich angefangen, die Evangelien und die Bibel erneut zu lesen. Bei der Art, wie der Herr über Sakramente spricht, wurde mir klar, dass eine Kirche, die keine echten Sakramente hat, nicht die wahre Kirche sein kann.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch, domradio.de.