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Familienwochenende syrischer Familien in Heiligenstadt

Anfang Mai gab es ein christlich-syrisches Familienwochenende. (Foto: Bruder Andreas Knapp)
Anfang Mai gab es ein christlich-syrisches Familienwochenende. (Foto: Bruder Andreas Knapp)

30.05.2025

Seit fast 2000 Jahren ist das Christentum in Syrien verwurzelt. Paulus wurde in Damaskus getauft – und dort blieb das Christentum trotz vieler Diskriminierungen immer lebendig. Aufgrund des langen Krieges in Syrien und der islamistischen Bedrohung mussten allerdings in den vergangenen Jahren immer mehr einheimische Christen das Land verlassen. Sie wurden in alle Welt zerstreut und wo es möglich ist, versuchen sie, sich wieder zu sammeln. So entstand in Halle und Leipzig eine Gruppe christlicher Familien aus Syrien, die ihren Glauben auch in einer Diaspora-Situation leben und an die nächste Generation weitergeben wollen. Neben regelmäßigen abendlichen Treffen konnte Anfang Mai im Bildungshaus "Marcel Callo" in Heilbad Heiligenstadt ein Familienwochenende organisiert werden. Das Projekt wurde von der Kinder- und Jugenhilfe des Bonifatiuswerkes mit 7000 Euro gefördert.

Familienwochenende in Heilbad Heiligenstadt

Die Familie wird zu "Hauskirche"

Es war ein großes Zusammenkommen, als 67 Erwachsene, 30 Studierende und junge Erwachsene und 23 Kinder in Heiligenstadt eintrafen und von der Leiterin, Frau Dr. Beck, herzlich begrüßt wurden. Als Thema hatte die Gruppe sich für "Die Bedeutung der Familie und ihre Rolle beim Aufbau von Gesellschaft und Kirche" entschieden. Gerade durch die weite Zerstreuung der syrischen Christinnen und Christen kommt der Familie eine besondere Bedeutung zu. Denn in einer weitgehend religionslosen Umgebung wie in Leipzig oder Halle, wo weder Schule noch eine organisierte Pfarrgemeinde die religiöse Erziehung der Kinder unterstützen, wird die Familie zur "Hauskirche". Dort lernen die Kinder Gott, das Evangelium, das Gebet und christliche Werte kennen. Die Leiterin des Bildungshauses, Frau Dr. Beck, freute sich sehr über den Besuch: "Wir waren sehr froh, die Gruppe bei uns zu haben. So fröhliche, aufgeschlossene, herzliche und dankbare Christen!"

Beim Familienwochenende spielten diese Elemente eine zentrale Rolle: Jeder Tag wurde von drei Gebetszeiten und einer Meditation zu einem Evangelium geprägt. Am Samstagabend kam ein Priester der rum-orthodoxen Kirche (byzantinische Liturgie in arabischer Sprache) zur Eucharistiefeier nach Heiligenstadt. Zum Thema der Familie (Vorträge und Gesprächsrunden) orientierte man sich an der Bibel: Anhand der Geschichte von Jakob und Esau wurden etwa die Zusammengehörigkeit und der Umgang mit Konflikten bearbeitet. Für die Kinder war ein eigenes Programm organisiert: Sie beschäftigten sich spielerisch mit Gleichnissen aus dem Evangelium und erlernten christliche Lieder. Überhaupt prägten Musik, Gesang, Spiel und am Abend auch Tanz diese Zeit, die Familien aus Syrien darin bestärkt hat, als kleine christliche Gemeinschaft den Glauben zu leben und weiterzugeben.

(Br. Andreas Knapp)

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