MITGLIEDERVERSAMMLUNG: CAROLINE FREIFRAU VON KETTELER IST NEUE VIZEPRÄSIDENTIN DES BONIFATIUSRATES
10.11.2025
In Deutschland werden immer mehr Gebiete zur katholischen Diaspora. Doch für Gläubige steckt in der Minderheitensituation auch eine Chance. Das wurde bei der Mitgliederversammlung des Bonifatiuswerkes am Montag in Köln deutlich. Delegierte aus den verschiedenen Bistümern berichteten, wie wichtig und wertvoll der Erfahrungsaustausch über das deutschlandweite und internationale Netzwerk des Bonifatiuswerkes ist. Das Hilfswerk für den Glauben mit Sitz in Paderborn ist seit 1849 das Diaspora-Hilfswerk der katholischen Kirche.
"Dieses Beziehungsgeschehen macht unseren Glauben aus", sagte Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen, "dadurch bekommt unsere Kirche ein Gesicht." Nur in der Begegnung, im Austausch sowie im gemeinsamen und verbindenden Gebet könne Glaube gelebt und weitergegeben werden, auch in der Gewissheit einer Weltkirche. Die Mitgliederversammlung sei ein wichtiger Beitrag zur Reflexion und zur Schärfung des Bewusstseins der Situation der katholischen Kirche, auch im europäischen Kontext. Am Sonntag war mit einem Gottesdienst im Kölner Dom und mit einem Festakt die Diaspora-Aktion der katholischen Kirche eröffnet worden. "Dabei wurde eindrucksvoll deutlich, was das Bonifatiuswerk als Hilfswerk für den Glauben und die Solidarität in Deutschland, Nordeuropa und im Baltikum leistet", so Monsignore Austen.
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki betonte in seinem Grußwort zur Mitgliederversammlung, die Arbeit des Bonifatiuswerkes bekomme durch die gesellschaftliche Entwicklung "eine neue Dimension". Ursprünglich gegründet als Missions-Verein für arme katholische Minderheits-Gemeinden, leiste es gerade in der heutigen Zeit mit seinem historischen Erfahrungsschatz einen wertvollen Beitrag für ein lebendiges, mutiges und wachsendes Christentum. Kardinal Woelki verwies darauf, dass Christen statistisch gesehen heute überall in Deutschland in die Minderheit gerieten. "Das darf uns nicht lähmen, sondern muss uns anspornen", sagte er. "Wachsenwollen" im Geiste des Evangeliums sei Auftrag an alle Christinnen und Christen.
Zum internationalen Netzwerk des Bonifatiuswerkes gehören auch die jungen Menschen, die über das Programm "Praktikum im Norden" mehrere Monate in den Fördergebieten in Nordeuropa und im Baltikum verbringen. Jule Maletz aus Eschweiler (Bistum Aachen) berichtete von ihren Erfahrungen aus dem Praktikum im estländischen Tartu von September 2024 bis April 2025. Viele Kontakte und Beziehungen lebten auch nach der Praktikumszeit weiter. Die Studentin appellierte auch an die Verantwortlichen in den Bistümern, die Möglichkeiten dieses Austauschprogramms des Bonifatiuswerkes zu nutzen und dafür zu werben. Das Interesse junger Menschen und die Bereitschaft, sich zu engagieren, sei sehr hoch.

Die Mitgliederversammlung wählte neue Mitglieder des Bonifatiusrates sowie eine neue Vizepräsidentin: Caroline Freifrau von Ketteler aus dem Bistum Münster wurde zur Vertreterin des amtierenden Präsidenten Manfred Müller gewählt. Das Aufsichtsgremium des Bonifatiuswerkes besteht aus 13 Mitgliedern. Freifrau von Ketteler engagiert sich seit 2011 ehrenamtlich im Bonifatiusrat. Sie folgt als Vizepräsidentin auf Bernd Duhn aus dem Erzbistum Hamburg, der dieses Amt sechs Jahre lang ausübte und seit 2010 dem Bonifatiusrat angehörte. Gemäß der Satzung stand er aus Altersgründen nicht zur Wiederwahl.
Drei neue Mitglieder wurden in den Bonifatiusrat gewählt. Neu dabei ist Michael Focke, Vorsitzender des Diözesanen Bonifatiuswerkes und Leiter der Revision im Erzbistum Hamburg. Ein weiteres Neumitglied ist Mathias Laminski, stellvertretender Generalvikar des Erzbistums Berlin und Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Josef Treptow-Köpenick. Außerdem wurde Josef Gründel gewählt, Pastoralassistent und -referent in der Erzdiözese Bamberg.
Aus dem Bonifatiusrat verabschiedet wurden, nach langjähriger ehrenamtlicher Mitwirkung, Franz Eller aus dem Bistum Bamberg sowie Uta Raabe aus dem Erzbistum Berlin. Wiedergewählt wurden Klaus Henke aus dem Erzbistum Paderborn, Domkapitular Dr. Martin Schomaker aus dem Bistum Osnabrück sowie Generalvikar Martin Wilk aus dem Bistum Hildesheim. Der Bonifatiusrat ist das ehrenamtliche Aufsichtsgremium des Bonifatiuswerkes. Er entscheidet über den Rahmen der Vergabe der Hilfen, beschließt den Haushaltsplan und beaufsichtigt den Vorstand.
Der Präsident des Bonifatiusrates, Manfred Müller, gratulierte den Neugewählten und Wiedergewählten sowie der neuen Vizepräsidentin. Er freue sich auf die Unterstützung von Caroline Freifrau von Ketteler bei der Repräsentation des Bonifatiuswerkes. Müller hob auch die Projekt-Berichte von Delegierten aus verschiedenen Bistümern bei der Mitgliederversammlung hervor. Dies seien wertvolle Beispiele für eine lebendige und kreative Arbeit in den Diözesen. Es sei wichtig, im gemeinsamen Austausch voneinander zu lernen, um die Kirche nach vorne zu bringen.
Geschäftsführer Ingo Imenkämper informierte und gab Rechenschaft über die finanzielle Situation des Bonifatiuswerkes. Generalsekretär Monsignore Georg Austen präsentierte bei der Mitgliederversammlung einige Höhepunkte aus der Arbeit des Bonifatiuswerkes. Dazu gehörte die Seligsprechung von Erzbischof Eduard Profittlich im September in Tallin. Präsident Manfred Müller hatte das Bonifatiuswerk, das den Seligsprechungsprozess gefördert hatte, bei den Feierlichkeiten in der estländischen Hauptstadt repräsentiert. Ein Erfolg war auch die Konferenz "Drinnen, draußen, (n)irgendwo?" zu pastoralen Fragen und Antworten rund um den Kirchenaustritt am 9. Oktober. Das Bonifatiuswerk hatte die Konferenz in Kooperation mit der Theologischen Fakultät Paderborn organisiert. Bereits ausgebucht ist die Konferenz "dennoch.weiter.anders" zum Thema Kirchen-Innovation am 13. und 14. November in Kassel.
Ganz aktuell präsentierte Monsignore Austen die neue Filmreihe des katholischen Fernsehsenders EWTN über die Arbeit des Bonifatiuswerkes in der Diaspora. Die einzelnen neun Teile werden vom 9. bis 16. November täglich ausgestrahlt. Ein besonderer Höhepunkt des nächsten Jahres wird die geplante Fertigstellung der neu gebauten Kirche im isländischen Selfoss sein. Das Bonifatiuswerk und das Diaspora-Kommissariat fördern den Baukomplex mit Kirche, Gemeindezentrum und Priesterwohnung mit insgesamt circa einer Million Euro.
Die nächste Mitgliederversammlung wird nach der Eröffnung der Diaspora-Aktion stattfinden, die nächstes Jahr am 8. November mit einem Pontifikalamt und Festakt im Bistum Fulda gefeiert wird. In Fulda liegt der Heilige Bonifatius begraben. Der Missionar und Kirchenreformer ist der Namensgeber des Bonifatiuswerkes.
(thi)