BONIFATIUSWERK ERÖFFNET MIT DEM KÖLNER KARDINAL WOELKI DIE DIASPORA-AKTION UND RUFT BUNDESWEIT ZU SOLIDARITÄT UNTER GLÄUBIGEN AUF.
09.11.2025
Es ist starkes Zeichen des Zusammenhalts und der Ermutigung für katholische Christen: Mit einem feierlichen Gottesdienst im voll besetzten Kölner Dom hat am Sonntag das Bonifatiuswerk die bundesweite Diaspora-Aktion der katholischen Kirche eröffnet. Unter dem Leitwort "Stärke, was dich trägt." ruft das internationale Hilfswerk zu Solidarität und Zuversicht unter Gläubigen auf – in katholisch geprägten Regionen ebenso wie in der Diaspora in Nord- und Ostdeutschland, in Nordeuropa und im Baltikum, wo Katholiken in der Minderheit leben.
"Stärke, was dich trägt – unser Leitwort ist eine ermutigende Aufforderung, die in all den Krisen und Ungleichzeitigkeiten, in all den Fragen und Unsicherheiten, die sich uns aktuell stellen, Halt geben kann", sagte Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes. "Wir bleiben oft beim zermürbenden ,noch‘ stehen. Wie viele kommen noch zur Kirche? Wie viele werden die Kirche noch verlassen? Was steht uns in Zukunft an Finanzen und hauptamtlichem Personal zur Verfügung? Die Zeichen sind deutlich und brauchen radikale, an die Wurzeln gehende Veränderungen", so Monsignore Austen. Katholiken müssten sich mit dem nötigen Gottvertrauen bewegen: "Geht hinaus zu den Menschen und zeigt draußen, was ihr drinnen glaubt. Dabei kommt es nicht auf die Anzahl an, sondern darauf, dass die Wenigen oder weniger Werdenden etwas Wertvolles zu sagen und aus dem Glauben heraus etwas für das Gemeinwohl in der Welt beizutragen haben." Das trage Christen und sei die Stärke aus dem gelebten Evangelium.
Hauptzelebrant des Pontifikalamts war der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. In seiner Predigt betonte er, dass die Entchristlichung der Gesellschaft kein Grund für Mutlosigkeit sei: "Das darf uns nicht ängstigen. Dies gilt es auch nicht zu beklagen, wohl aber nüchtern festzustellen und sich daran zu erinnern, dass dies eigentlich der Normalzustand für Christen in dieser Welt ist." Der Kardinal sagte, dass Christen "wirklich keinen Grund haben, mutlos zu sein, wenn wir vom verborgenen Wachstum des Gottesreiches heute augenscheinlich nicht so viel sehen". Dieses verborgene Wachstum sei erfahrbar und erlebbar in den Diözesen. "In so manchem Zeitgenossen ist das Gespür für Gott verkümmert, so dass er bei allem Wortschwall den Mund nicht mehr zu öffnen vermag, um Gott zu loben und ihm zu danken. Zu diesen Menschen sind wir gesandt, um den Samen des Wortes Gottes in ihr Herz zu säen." In dieser Sendung stehe auch das Bonifatiuswerk mit seinen Projekten und Unterstützungsangeboten. Deren Ziel sollte es sein, "dass Menschen in ihrem Leben Jesus finden und damit das Ewige Leben", so der Kardinal.

Unter den Konzelebranten des Gottesdienstes waren Bischöfe aus Regionen, in denen Katholiken in der zahlenmäßig extremen Diaspora leben, so Erzbischof Zbignevs Stankevics aus Riga in Lettland, Bischof Fredrik Hansen aus Oslo in Norwegen sowie der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt. Im Erzbistum Riga liegt der Anteil der Katholiken bei 17 Prozent, im Bistum Oslo sind es etwa 3,4 Prozent. Gerade aus solchen Diaspora-Regionen gebe es laut Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Austen viele ermutigende Beispiele, wie die Kirche trotz der Schwierigkeiten in der Minderheitensituation den Menschen eine Heimat gibt und die Gemeinschaft stärkt – auch dank der finanziellen Unterstützung durch das Bonifatiuswerk.
Beim anschließenden Festakt im Erzbischöflichen Priesterseminar hielt Nathanael Liminski (CDU), Europaminister und Chef der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, ein Grußwort zur Eröffnung der Diaspora-Aktion. Der Minister lobte die "Street Credibility" des Bonifatiuswerkes. Durch seine Aktionen und Projekt-Förderungen zeige es, dass sich christliches Wirken immer auch durch aktives Tun erweise. Das stecke auch junge Menschen in der Kirche an, selbst mit anzupacken, so wie im Bonifatiuswerk-Programm "Praktikum des Nordens". Liminski betonte, Kirche sei keine Privatsache und nicht nur für sich selbst da. "Seien Sie laut", rief der Politiker die Kirchenangehörigen auf, "seien Sie konstruktiv und kritisch!" Gerade in Krisenzeiten zeige sich, "dass der christliche Glaube immer noch das Wertefundament unserer Gesellschaft bildet".
Tobias Haberl, Redakteur des Süddeutsche Zeitung Magazins und Autor des Buchs "Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe – Was kann das 21. Jahrhundert eigentlich von gläubigen Menschen lernen?", hielt einen Impulsvortrag zum Thema Diaspora heute. Er bedauerte, dass die Skandale und der Vertrauensverlust derzeit "die strahlende Seite der Kirche überschatten", wie zum Beispiel die vielen Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und Altenheime in christlicher Trägerschaft. Das Wirken des Bonifatiuswerks in der Diaspora und in der Glaubenshilfe sei eine "wertvolle, kostbare Arbeit in der Nachfolge Christi", so der Journalist.
Mutmachende Beispiele, wie die Botschaft des Evangeliums zeitgerecht weitergetragen werden kann, wurden bei der anschließenden Verleihung des Bonifatiuspreises vorgestellt. Der erste Platz, dotiert mit 6.000 Euro, ging an das Projekt "Himmelszelt" aus Wolfsburg im Bistum Hildesheim. Unter einem bunten Zirkuszelt wurde dort mit einer großen Resonanz Raum für Begegnung, Freude und Glauben mitten in der Stadt geschaffen, mit Gottesdiensten, Gebet, Kabarett, Konzerten, Ausstellungen, Zirkus-Shows von Kindern einer Förderschule und Familienfesten.

Den zweiten Platz erhielt das Projekt "Lenkpause für Körper und Seele" der Betriebs- und Fernfahrerseelsorge Bodensee-Hohenzollern im Erzbistum Freiburg, ein seelsorgerisches Angebot für Fernfahrer auf Rastplätzen. Mit dem dritten Platz wurde der "Trostweg" der Pfarrei Heilige Familie Bad Sassendorf im Pastoralen Raum Soest ausgezeichnet, ein Stationenweg auf dem Friedhof, der Trauer und Hoffnung thematisiert. Der Sonderpreis ging an das Social-Media-Projekt "Frengels & Chef" von Gemeindereferentin Michelle Engel und Pfarrer David Grüntjens aus der Krefelder Pfarrei Papst Johannes XXIII. Ihr Instagram-Account hat mehr als 80.000 Follower.
Insgesamt ist der Bonifatiuspreis mit 14.500 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden innovative und kreative Ideen und Projekte zur Vermittlung der Frohen Botschaft. Dieses Jahr waren 227 Bewerbungen aus fast allen deutschen Bistümern eingegangen – das war die höchste Zahl an Bewerbungen in der Geschichte des Bonifatiuspreises, der 2006 erstmals vergeben wurde. Stifter des Preises war der 2024 verstorbene langjährige Chefredakteur der Kirchenzeitung im Erzbistum Köln, Prälat Erich Läufer.
Der Präsident des Bonifatiusrates, Manfred Müller, betonte beim Festakt die Bedeutung der innerdeutschen Solidarität unter Katholiken, auch mit Blick auf die überall anstehenden Transformationen: "Das Bonifatiuswerk will sich dieser Aufgabe weiter besonders widmen, die christliche Tugend des Ausgleichs weiter pflegen und seinen Beitrag leisten. Das können wir aber nicht allein. Deswegen sind wir den Diözesen mit hohem Katholikenanteil für die Kollekten sowie allen Spenderinnen und Spendern sehr dankbar", sagte Müller als Vorsitzender des Aufsichtsgremiums des Bonifatiuswerkes.
Am kommenden Sonntag, 16. November, folgt der traditionelle Diaspora-Sonntag der katholischen Kirche: In Gottesdiensten in ganz Deutschland wird an diesem Sonntag die Kollekte für Katholiken in der Diaspora gesammelt. Seit 1966 findet diese bundesweite Kollekte jedes Jahr am dritten Sonntag im November statt. Das Bonifatiuswerk sammelt diese Spenden und unterstützt damit Projekte in Regionen, in denen Katholiken in der extremen Minderheit leben.
(mth)