DIE ERSTE KLASSE NIMMT DEN UNTERRICHT IM HERBST 2026 AUF

Katholische Schule in Helsinki wird Realität

Lernort für Kinder in Helsinki: Im Herbst 2026 nimmt in diesem Gebäude die ersten katholische Schule Finnlands ihren Betrieb auf. Foto: Marko Tervaportti
Lernort für Kinder in Helsinki: Im Herbst 2026 nimmt in diesem Gebäude die ersten katholische Schule Finnlands ihren Betrieb auf. Foto: Marko Tervaportti

Die Idee, in Finnland eine katholische Schule zu gründen, wurde lange diskutiert – und nun wird sie Wirklichkeit. Die Katholische Schule Helsinki nimmt im August 2026 in Helsinki, im Stadtteil Lauttasaari, neben der Kirche des Heiligen Jakobus des Älteren, ihren Betrieb auf. Die angestrebte Mindestschülerzahl für die erste Klasse liegt bei 5 bis 10 Kindern. Anmeldungen werden jetzt angenommen.

Doch was genau bringt die katholische Schule? Die Stärke der Schule liegt in ihrer Größe. Sie gleicht einer kleinen Dorfschule mitten in der Stadt, wo die Schüler individuell betreut werden. Die Lehrer haben Zeit, sich ganz dem Unterrichten zu widmen. Und die Schüler haben Zeit und Ruhe, sich dem Lernen zu widmen. Die Schule steht allen offen, unabhängig von ihrer Weltanschauung. Die Teilnahme an konfessionellen Aktivitäten ist freiwillig.

Eine Schule mit katholischen Werten

Schulkoordinatorin Sara Numminen: „Eine katholische Schule orientiert sich am nationalen Lehrplan, dem Lehrplan der Stadt Helsinki und dem finnischen Grundschulgesetz und gewährleistet so eine qualitativ hochwertige finnische Grundbildung für die Familien. Die Schule verfügt bereits über einen eigenen Lehrplan, der zusätzlich durch katholische Werte geprägt ist.“ Zu den katholischen Werten gehört unter anderem das Verständnis von innerer Freiheit, eng verbunden mit der Suche nach Wahrheit und der gelebten Nächstenliebe. Laut Bischof Raimo Goyarrola von Helsinki tragen das Erlernen von Tugenden und das Wachsen im Glauben auch dazu bei, dass Kinder und Jugendliche zu guten Bürgern heranwachsen.

Im Schulalltag ist es außerdem wichtig, die Eigeninitiative der Schüler zu fördern und ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern zu pflegen. „Diese Merkmale sind in der Schulkultur in Finnland sehr wichtig und passen gut in eine katholische Schule. Unter den Schülern wird nicht Konkurrenzdenken betont, sondern Solidarität und Rücksichtnahme auf andere“, betont Bischof Raimo.

Im Herbst 2026 wird die katholische Schule mit Vorschule und den Klassen 1, 2 und möglicherweise 3 starten. Zunächst findet der Unterricht in jahrgangsübergreifenden Klassen statt, in denen Kinder unterschiedlichen Alters gemeinsam lernen. Dieses System hat den Vorteil, dass auf die unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Schüler eingegangen wird. Die Klassen sind kleiner als üblich. Aine Assistenzkraft unterstützt die Lehrkraft.

Die Lehrerin der Schule wird Anna-Mária Lahdelma sein, eine an der Universität Jyväskylä ausgebildete Klassenlehrerin mit Spezialisierung auf frühkindliche und frühkindliche Bildung. „Im Unterricht beginnt alles damit, jedem Kind als Individuum zu begegnen“, erklärt Lahdelma. „In meiner Arbeit konzentriere ich mich darauf, die Stärken und den Unterstützungsbedarf der Kinder zu erkennen, jeden so anzunehmen, wie er ist, und eine positive Lernatmosphäre zu schaffen – das ist die Grundlage für erfolgreiches Lernen.“ Sie sieht die katholische Schule als eine wunderbare Gelegenheit, das katholische Gemeinschaftsleben zu stärken und Verbindungen zwischen Kindern herzustellen, die denselben Glauben und dieselben Werte teilen. „Ich bin in den 1990er Jahren in Jyväskylä in einer finnisch-ungarischen katholischen Familie aufgewachsen. Damals trafen wir nur sehr wenige andere katholische Kinder, aber Besuche in größeren Pfarreien waren immer beeindruckende Erlebnisse!“, erzählt Lahdelma. Im alltäglichen Schulleben sei es wichtig, den Kindern zuzuhören und sie in gemeinsame Entscheidungsprozesse im Klassenzimmer einzubeziehen. Die Schülerschaft ist multikulturell, die Unterrichtssprache ist Finnisch. Die Schule fördert daher auch die Integration.

Unterricht ist kostenfrei

Für die Familien ist der Unterricht kostenfrei. Lediglich optionale Angebote vor und nach dem Unterricht kosten etwa 100 Euro pro Monat; dazu gehört beispielsweise der Nachmittagssnack. Zur Unterstützung des Schulbetriebs haben das katholische Bistum Helsinki und die Fundación Parentes, eine international tätige Stiftung mit Sitz in Spanien, eine separate Stiftung gegründet. Ziel der Stiftung ist der Vermögensaufbau durch Investitionen und Spenden zur Förderung katholischer Bildung, Lehre und Erziehung in Finnland. Ihre Arbeit beschränkt sich somit nicht nur auf die Gründung der katholischen Schule, sondern umfasst auch die Förderung von Bildung und kultureller Bildung im Allgemeinen.

Das benötigte Startkapital wurde größtenteils von der Fundación Parentes bereitgestellt. Zukünftig strebt die Stiftung eine breitere Finanzierungsbasis an. „Die Stiftung spielt eine zentrale Rolle bei der Schulfinanzierung. Wichtig ist, dass der Stiftungsrat unabhängig vom Schulvorstand agiert, der ebenfalls benötigt wird. Der Schulvorstand wird nach Schulbeginn ernannt. Auch der Elternverein ist maßgeblich an der Mittelbeschaffung beteiligt. So werden die Familien der Schüler aktiv in das Schulleben eingebunden“, erklärt Koordinatorin Sara Numminen.

Während die Finanzierung und weitere Details noch geklärt werden, stehen im Obergeschoss der Kirche des Heiligen Jakobus des Apostels in Lauttasaari bereits ein großer und ein kleinerer Klassenraum für die Schüler bereit. Die Innenarchitekten Pablo Riquelme und Alexis Ramirez haben die Renovierung und die Inneneinrichtung der Schulgebäude entworfen und dabei Holz und natürliche Farbtöne in den Vordergrund gestellt. Die Arbeiten werden im kommenden Winter und Frühjahr durchgeführt. Ziel ist es laut den Architekten, eine flexible Lernumgebung zu schaffen, die klassenübergreifenden Unterricht ermöglicht und später an steigende Schülerzahlen angepasst werden kann. Die Pläne sind bereits auf der Website und dem Instagram-Account der Schule einsehbar.

Weitere Infos auf koulu.katolinen.fi

Quelle: Diözesanmagazin „Fides“ Helsinki