WO GLAUBE MENSCHEN VERBINDET
09.11.2025
Vier Projekte aus den (Erz-)Bistümern Freiburg, Paderborn, Hildesheim und Aachen zeigen, wie Kirche heute Hoffnung schenkt – mitten im Alltag und nah bei den Menschen
Kirche bewegt sich – dorthin, wo Menschen leben, suchen und glauben. Ganz im Sinne des diesjährigen Mottos “Kurs setzen. Neue Horizonte entdecken!” haben sich 227 engagierte Menschen, Gruppen und Gemeinden mit ihren Projekten für den mit insgesamt 14.500 Euro dotierten “Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland” beworben. Während der Diaspora-Aktionseröffnung des Bonifatiuswerkes in Köln sind am Sonntag vier Projekte ausgezeichnet worden, die zuvor von einer fachkompetent besetzten Jury ausgewählt wurden.

Der erste Preis, der mit 6.000 Euro dotiert ist, wurde an das Projekt “Himmelszelt” aus Wolfsburg im Bistum Hildesheim verliehen. Bereits zum vierten Mal haben katholische Pfarreien im Dekanat Wolfsburg-Helmstedt und der Gesamtverband Wolfsburg unter einem bunten Zirkuszelt Raum für Begegnung, Freude und Glauben mitten in der Stadt geschaffen. Neun Tage lang verwandelte sich das Zelt im Sommer in einen Ort voller Leben – mit Gottesdiensten, Gebeten, Kabarett, Konzerten, Ausstellungen, Zirkus-Shows von Kindern einer Förderschule und Familienfesten. Dort begegnen sich Kinder und Senioren, Schüler und Ehrenamtliche, Glaubende und Suchende – und erleben eine Kirche, die rausgeht zu den Menschen. Für Antonia Przybilski vom Organisationsteam ist es ein Herzensprojekt und diese Prämierung eine Bestärkung, das Konzept fortzuführen: „Das Himmelszelt gibt Energie. Es soll die Menschen stärken, aber auch gleichzeitig inspirieren. Es ist leicht, aber auch tiefgründig. Diese besondere Atmosphäre kommt bei den Menschen an.“ Den Verantwortlichen ging es um die Hoffnung, dass etwas Himmlisches an einem ungewöhnlichen Ort wie einem (Zirkus-)Zelt erlebbar werden kann.

Das Projekt “Lenkpause für Körper und Seele” der Betriebs- und Fernfahrerseelsorge Bodensee-Hohenzollern im Erzbistum Freiburg hat den zweiten Platz mit 4.000 Euro gewonnen. Entstanden ist die Idee im ökumenischen Netzwerk “Kirche und Arbeitswelt im Hegau”. Das Projekt lenkt den Blick zu den Menschen, die häufig unsichtbar bleiben und keine gesellschaftliche Aufmerksamkeit erfahren: die Fernfahrerinnen und Fernfahrer. Seit 2018 kommen Seelsorgerinnen und Seelsorger gemeinsam mit Ehrenamtlichen dorthin, wo die Fahrerinnen und Fahrer sind: auf die Rastplätze entlang der Autobahn in Hegau in Baden-Württemberg und am Zollamt zur Schweiz. Sie schenken Zeit, offene Ohren – und vor allem Respekt. Es werden Gespräche geführt, Sorgen geteilt und Geschenke verteilt. Das Team der Lenkpause hört Geschichten von Entbehrung und Einsamkeit. Es fallen Sätze wie: “Ich fahre seit über 30 Jahren Lkw, aber noch nie hat sich jemand für meine Arbeit bedankt”, oder: “Wie malen Kinder ein Auto? Immer ohne Fahrer – und so fühle ich mich: ungesehen.” Bei dieser Seelsorge auf dem Asphalt werden bis zu 100 Fahrerinnen und Fahrer erreicht. Drei- bis viermal im Jahr wird eine solche Lenkpause angeboten.

Mit dem dritten Preis und 3.000 Euro wurde der “Trostweg” der Pfarrei Heilige Familie Bad Sassendorf im Pastoralen Raum Soest geehrt. Entstanden während der 72-Stunden-Aktion des BDKJ 2024, haben Firmbewerberinnen und -bewerber gemeinsam mit ihrem Katechetenteam und einem Gartenlandschaftsbauunternehmen einen besonderen Stationenweg auf dem Friedhof in Ostinghausen im Erzbistum Paderborn geschaffen. Die vier Stationen des Projektes "Taufe, Trost und Trauer – Facetten des menschlichen Glaubens-(lebens): Trostweg" laden dazu ein, über Trauer, Hoffnung und das eigene Leben nachzudenken. Die Impulse zu den einzelnen Stationen und weiterführende Informationen werden digital, aber auch mithilfe von Schaukästen vor Ort bereitgestellt.

Den Sonderpreis, der mit 1.500 Euro dotiert ist, erhält das Social-Media-Projekt “Frengels & Chef” von Gemeindereferentin Michelle Engel und Pfarrer David Grüntjens aus der Krefelder Pfarrei Papst Johannes XXIII. Mit ihrem Instagram-Account “diokirche_krefeld”, dem inzwischen mehr als 80.000 Menschen folgen, zeigen sie eine Kirche, die nahbar, humorvoll und tiefgründig ist. Mit authentischen Einblicken in ihren pastoralen Alltag und kreativen Glaubensimpulsen erreichen sie nicht nur Kirchennahe, sondern auch viele, die sich von der Kirche entfremdet haben. „Die Menschen wollen im Alltag persönlich mitgenommen werden, sie wollen zum Lachen, aber genauso auch zum Nachdenken gebracht werden, sie wollen Menschlichkeit sehen“, erklärt Michelle Engel, die gemeinsam mit Pfarrer Grüntjens Instagram als Ort der Begegnung, des Austauschs und der Verkündigung nutzt.
Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen, der auch Jurymitglied des Bonifatiuspreises war, betonte bei der Preisverleihung: "Alle ausgezeichneten Projekte zeigen, dass Kirche dort lebendig ist, wo Menschen sich mit Herzblut, im Geist des Evangeliums, engagieren – mitten im Alltag, in der digitalen Welt, auf Friedhöfen, Autobahnen oder unter dem Zirkuszelt. Das ist Kirche von heute für morgen: nah, kreativ und voller Hoffnung. Alle Preisträgerinnen und Preisträger setzen einen klaren Kurs und entdecken neue Horizonte der Glaubensvermittlung. Man spürt die Leidenschaft, mit der sie Gemeinschaft, Zuversicht und Trost schenken und wie sie Menschen jeden Alters berühren. Diese Projekte erinnern uns daran, dass Kirche nicht nur ein Gebäude aus Stein ist, sondern gelebter Glaube, der sich in Beziehungen, Offenheit und Fürsorge zeigt. Kirche ist durch die Menschen da, wo sie gebraucht wird.“ Der Generalsekretär dankte allen 227 Bewerber-Projekten, die sich mit ihren Initiativen auf den Weg gemacht haben. Sie seien ein eindrucksvolles Zeugnis für einen Glauben, der trage, verbinde, stärke und neue Wege aufzeige.
Der “Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland” wird alle drei Jahre vom Bonifatiuswerk verliehen. Der von dem 2024 verstorbenen Prälat Erich Läufer gestiftete Preis wurde dieses Jahr zum achten Mal vergeben. Ausgezeichnet werden Kirchengemeinden, Schulen, Verbände, Institutionen, Orden, Gemeinschaften, ökumenische Initiativen und Einzelpersonen, die zeigen, wie die Inhalte des Glaubens Menschen heute erreichen können.
Neben Monsignore Georg Austen gehörten folgende Personen der Jury 2025 an: der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Dr. Thadäus König, thüringischer Landtagspräsident, Schriftstellerin Nora Bossong, Journalistin Daniela Ordowski sowie Dr. Martina Kreidler-Kos, Leiterin des Seelsorgeamtes im Bistum Osnabrück.
Im Frühjahr 2026 wird es ebenfalls eine gedruckte Broschüre mit den Projekten des Bonifatiuspreises geben.
(thmei)