EHEMALIGER VORSITZENDER DES DIÖZESAN-BONIFATIUSWERKES REGENSBURG THOMAS PINZER KÜMMERT SICH UM SOLDATINNEN UND SOLDATEN

"Militärseelsorge ist Seelsorge pur"

Militärseelsorger Thomas Pinzer (Marinestützpunkt Kiel) macht sich dieser Tage auf dem Weg zu einem mehrmonatigen Auslandseinsatz in Naqura im Süden Libanons. (Foto: Katholisches Militärbischofsamt / Doreen Bierdel)
Militärseelsorger Thomas Pinzer (Marinestützpunkt Kiel) macht sich dieser Tage auf dem Weg zu einem mehrmonatigen Auslandseinsatz in Naqura im Süden Libanons. (Foto: Katholisches Militärbischofsamt / Doreen Bierdel)

29.10.2025

“Militärseelsorge ist Seelsorge pur”, sagt Thomas Pinzer. Er ist katholischer Militärpfarrer am Marinestützpunkt Kiel und war langjährig Vorsitzender des Diözesan-Bonifatiuswerkes Regensburg. Für ihn bedeutet Militärseelsorge, da zu sein – ganz gleich, ob Soldatinnen und Soldaten in der Kaserne, auf Übung oder im Einsatz sind. Die Kirche begleite sie dort, wo sie leben und arbeiten.

In einer Zeit, in der die Fragen existenzieller werden und die Belastungen für die Truppe steigen, gewinnt die Militärseelsorge an Bedeutung. “Fragen nach Tod und Leben kommen heute viel häufiger als noch vor zwei Jahren”, berichtet Pinzer aus seiner seelsorglichen Praxis. Besonders bei Übungen, wie zuletzt auf einem großen Marineschiff, dem Einsatzgruppenversorger “Frankfurt”, werde deutlich, wie wichtig die Begleitung in Krisensituationen ist. Dort wurde geübt, wie die Truppe nach einer Explosion versorgt werden muss. Als Seelsorge habe er sich um stressbelastete Personen gekümmert, die kaum geredet hätten, erklärt Pinzer. “Bei der Übung mussten wir den Patienten auch unschöne Nachrichten überbringen. Ganz konkret musste ich einem jungen Mann erklären, dass sein Unterschenkel amputiert werden musste.”

Das Angebot der Militärseelsorge am Stützpunkt Kiel ist durch katholische, evangelische und jüdische Ansprechpersonen vertreten. Neben Einzelgesprächen werden auch Gottesdienste, religiöse Wochenenden und besondere Veranstaltungen wie Wallfahrten angeboten. Obwohl nur ein kleiner Teil der 2500 Soldatinnen und Soldaten am Marinestützpunkt in Kiel katholisch ist, ist das Gesprächsangebot in dieser Diaspora-Situation gefragt. “Viele aus der Truppe beschäftigen große Lebensfragen”, so Pinzer. Was kommt nach dem Tod? Wie gehe ich mit der Trennung von meiner Familie um? Was gibt meinem Leben Sinn? “Ich kann von meinem Glauben erzählen, vom ewigen Leben und vom Leben nach dem Tod – das kann ich anbieten”, sagt Pinzer. 

Auf die Frage, wie er die christliche Friedensethik mit der ihn umgebenden Realität potenzieller militärischer Gewalt vereinbart, antwortet Thomas Pinzer: “Gewalt ist immer das letzte Mittel. Und das ist auch so in der Bundeswehr verankert. Wir sind eine reine Verteidigungsarmee. Aber leider leben wir nicht im Paradies.” Und so könne es sein, “dass man leider auch Gewalt anwenden muss, um den Frieden zu bewahren. Das will keiner machen. Absolut keiner. Vor allem nicht die Soldaten, die da unter einem großen Gewissenskonflikt und großem Druck stehen.”

Der Seelsorger macht sich in diesen Tagen auf dem Weg zu seinem ersten Einsatz in Naqura im Süden Libanons – unmittelbar vor der israelischen Grenze. Bis März 2026 bleibt er dort. 

Ein ausführliches Interview mit Thomas Pinzer lesen Sie in der nächsten Ausgabe des “Bonifatiusblattes”. Das Magazin des Bonifatiuswerkes kann kostenfrei in unserem Shop bestellt werden.

(Erzbistum Hamburg/sah)