54 KILOMETER DURCH DIE SÄLZER REGION
06.10.2025
Die Sonne ließ am vergangenen Samstag auf sich warten. Das trübte aber die Freude der zahlreichen Besucherinnen und Besucher nicht, die zum Gottesdienst zur Einweihung des Pilgerradweges zum Sonnengesang des heiligen Franziskus gekommen waren. Am Hochfest des heiligen Franz von Assisi konnte die Realisierung des Projektes gefeiert werden, an dem die Franziskanerinnen Salzkotten gemeinsam mit dem Pastoralverbund Salzkotten und dem Dekanat Büren-Delbrück sowie rund 40 Mitwirkenden aus allen elf Kirchengemeinden des Pastoralverbunds über zweieinhalb Jahre gearbeitet hatten. Mit der Eröffnung ist ein ambitioniertes Projekt Wirklichkeit geworden, das Glaube, Naturerfahrung, Kunst und Bewegung miteinander verbindet.
Der Eröffnungstag begann um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Mutterhauskirche der Franziskanerinnen, in dessen Anschluss die erste kunstvoll gestaltete Glasstele am Mutterhaus gesegnet wurde. Im weiteren Verlauf wurden unter anderem auch die Stelen am Emmausweg sowie am Salzkottener Gradierwerk gesegnet. Insgesamt elf Glasstelen, die von der Künstlerin Alina Kempf gestaltet und in der Glasmalerei Peters gefertigt wurden, markieren die Stationen des Pilgerradweges. Jede Stele ist einer Strophe des Sonnengesangs gewidmet.
Über das Lied, das der heilige Franziskus vor 800 Jahren kurz vor seinem Tod schrieb, sprachen am Samstag Pfarrer Martin Beisler, Schwester M. Angela Benoit und Robert Kesselmeier in einer Dialogpredigt. „Der Sonnengesang holt die ganze Schöpfung in unser Leben“, beschrieb Pfarrer Beisler die Dichtung. Franziskus stelle Gott als den Schöpfer aller Dinge in den Mittelpunkt, ergänzte Schwester M. Angela. „In seinem Lied umfasst Franziskus die gesamte Welt, den großen Kosmos – mit Sonne, Mond und Sternen, Luft, Wasser, Feuer und Mutter Erde, die uns ernährt, dann den Mikrokosmos und den Menschen“, erläuterte sie. Franziskus habe erkannt, dass „wir, die Geschöpfe, nichts aus uns selbst heraus haben, alles kommt von Gott und wir erhalten es, um es zu teilen.“
Diesen Gedanken griff Dechant Daniel Jardzejewski auf. In seinem Grußwort wies er darauf hin, dass der Pilgerradweg nicht nur Orte verbinde und die Schönheit der Schöpfung, der Heimat sowie des Zuhauses zeige, sondern auch dazu einlade, “tiefer zu sehen, dass wir das alles Gott verdanken”. Bürgermeister Ulrich Berger betrachtet den neuen Pilgerradweg auch selbst als ein Geschenk und bedankte sich bei allen Mitwirkenden und Förderern. Das Projekt sei in einer breiten Zusammenarbeit vieler Beteiligter realisiert worden und habe so den Gemeinsinn in der Stadt gestärkt. Bonifatiuswerk-Präösident Manfred Müller lobte den Radweg als “besonders innovatives Projekt”. Müller weiter: “Dieser Pilgerradweg ist nicht irgendein Weg. Er zeigt den franziskanischen Weg. Er macht deutlich, was dieses Geistliche Zentrum erreichen will, was das Charisma der Schwestern ausmacht, was sie innerlich, was sie spirituell bewegt.” Das Bonifatiuswerk hat die Realisierung mit 20.000 Euro aus dem Förderprogramm “Räume des Glaubens” unterstützt.
Der neue Radweg ist als Rundtour über 54 Kilometer angelegt, Start- und Zielpunkt ist das Mutterhaus der Franziskanerinnen in Salzkotten. Auf der Strecke werden elf Stationen angefahren, die jeweils einer der Strophen des Sonnengesangs zugeordnet sind. Diese Stationen liegen in den Kirchengemeinden oder bedeutsamen Orten des Pastoralverbundes: etwa in Scharmede (Mutter Erde), Holsen (Schwester Sonne), Verne (Bruder Mensch), Thüle (Bruder Tod), Mantinghausen (Bruder Feuer) und weiteren. Über QR-Codes an den Stelen können Radpilgerinnen und Radpilger Impulse und Hintergrundinformationen in Text oder Audio abrufen. Angeboten werden dabei sowohl Impulse für Erwachsene als auch für Kinder. Das Streckensymbol, an dem sich die Radpilger orientieren, verbindet ein franziskanisches Tau-Kreuz mit Sonne und Fahrrad in einem Wassertropfen, umrahmt von den Erdfarben Braun und Gold.
Der Pilgerradweg lädt nicht nur Radfahrende und Pilgerinnen dazu ein, die Orte und Strophen des Sonnengesangs zu entdecken, sondern kann zugleich zur regionalen Belebung beitragen. Besucher erfahren die Schönheit der Landschaft, lokale Kirchen und Orte, spirituelle Impulse und erhalten Anregungen zum Innehalten und zum bewussten Umgang mit der Schöpfung.
(Kongregation der Franziskanerinnen Salzkotten/Michael Bodin)