RISSE IM MAUERWERK WURDEN IMMER GRÖSSER
02.10.2025
Obwohl Pfarrer und Dechant Andreas Bolten in “seiner” St. Willehad-Kirche schon einige Renovierungen erlebt hat, sind die vergangenen Monate wenig alltäglich an der Bremer Straße: Die Apsis ist nahezu eingerüstet, Handwerker kreuzen täglich seinen Weg und der Chorraum ist aufgrund einer zehn Meter hohen Staubschutzwand nicht zu sehen. Die monatelangen Renovierungen stehen jetzt kurz vor ihrem Ende.
Knapp eine halbe Million Euro werden die umfassenden Sanierungsarbeiten an der St. Willehad Kirche kosten. Das Bonifatiuswerk fördert die Sanierung mit 50.000 Euro aus der Bauhilfe.
Den restlichen Betrag trägt die Gemeinde selbst, die daher um Spenden bittet, um die Maßnahmen finanziell abfedern zu können. “Wir haben eine historische Verantwortung, diese Kirche zu erhalten”, betont Bolten. “Sie ist ein historisches Gebäude unserer Stadt und prägt die Stadtlandschaft.”
Schon im Jahr 2022 traten erste Risse im Mauerwerk auf, die damals nur provisorisch verschlossen wurden. „Diese Risse wurden aber immer gravierender und größer“, erzählt Raphael Helms, Immobilienbeauftragter der St. Willehad-Gemeinde. In den vergangenen Jahren ließ die Gemeinde die Kirche deshalb von einem Statiker vermessen und überprüfen.
Die Untersuchung im vergangenen Jahr deckte die Ursache auf: Das Gebäude hatte sich in der halbrunden Apsis abgesenkt, berichtet Helms. Die ganze St. Willehad-Kirche ist in ihrem Fundament auf in die Erde gerammten Holzpfählen gegründet. Die halbrunde Apsis der Kirche besteht in ihrer Decke aus einer abgehängten leichten Unterdecke und massiven Mauerwerkswänden. Durch eine Absackung im Fundamentbereich der Apsis entstanden immer größere Risse am Mauerwerk.
Untersuchungen ergaben, dass das Holz der Gründungspfähle an einigen Stellen angegriffen und verschwunden war. “Zu keiner Zeit bestand die Gefahr der Instabilität der Kirche”, betont Bolten. Und dennoch mussten die angegriffenen Pfähle in ihrer statischen Belastung unterfangen werden, um eine weitere Absenkung zu verhindern. Dafür war ein aufwendiges Ausschachten notwendig mit einer starken Gerüstkonstruktion aus Stahlstreben und Betoneinarbeitung. Die umfassenden Untersuchungen enthüllten auch Schäden an den Kirchenfenstern, Feuchtigkeit und Kälte drohten so in die Kirche einzudringen. Zudem zeigten die Glaselemente Risse und Sprünge auf.
“Für die Reparatur wurden die Fenster aus den Rahmen genommen und von einem Glaser instandgesetzt”, so Helms. Die Sanierung erforderte in allen Bereichen die Hilfe von Fachfirmen, die überwiegend aus der Region kamen. „Die Zusammenarbeit der einzelnen Firmen hat hervorragend funktioniert“, sagt Bolten. Auch für die Handwerker war die Aufgabe, wie die Sanierung des Mauerwerks, nicht alltäglich – unter anderem wegen der prägenden Spitzbögen und der Verwendung von historischem Mörtel.
Auch die Errichtung des Gerüsts stellte wegen der halbrunden Bauweise des Gebäudes eine Herausforderung dar. Um die Orgel vor Staub zu schützen und den Gottesdienstbetrieb aufrechtzuerhalten, wurde der Chorraum mit einer knapp zehn Meter hohen Staubschutzwand abgetrennt.
Zwar habe es sorgenvolle Nachfragen gegeben. “Aber die Gemeindemitglieder haben sich schnell an diesen Anblick gewöhnt”, sagt Bolten. “Wir waren erstaunt, wie gut die Holzwand sich in die Atmosphäre einfügt”, ergänzt Helms. Jetzt stehen nur noch die letzten Malerarbeiten im Chorraum an, die laut Helms voraussichtlich im Oktober abgeschlossen sein werden. Dann werde auch die Holzwand entfernt. “Die Weihnachtszeit werden wir richtig genießen können”, freut sich Pfarrer Bolten.
(Wilhelmshavener Zeitung/Kea Ulfers)