KATHOLISCHE KIRCHE IN GRÖNLAND

Mit Boot und Bibel im Eis

Diakon Michael Hvid Münchow neben einem Eisgletscher. (Foto: privat)
Diakon Michael Hvid Münchow neben einem Eisgletscher. (Foto: privat)

05.09.2025

Im Sommer reist der dänische Diakon Michael Hvid Münchow gern für drei Wochen nach Grönland. Er staunt, wie lebendig die 300 Katholiken dort in der flächenmäßig größten Pfarrei der Welt ihren Glauben leben. Und er genießt ihre besondere Gemeinschaft.

Jedes Mal, wenn Michael Hvid Münchow in Grönland aus dem Flugzeug steigt, fühlt er sich klein – wie geschrumpft in der weiten und wilden Natur. In den mit Eis und Schnee bedeckten Mooren in der Nähe des Polarkreises sind die Wiesen nur wenige Wochen lang zu sehen. Doch selbst dort geht die Saat des Evangeliums auf. Münchow, Diakon im Zivilberuf in Kopenhagen, verbringt im Sommer gern drei Wochen bei den Katholiken auf der von Dänemark rund dreitausend Kilometer Luftlinie entfernten Insel. Gerade war er zum sechsten Mal da.

Bei jedem Inselbesuch freut Münchow sich auf seine Gästewohnung in Nuuk – vor wenigen Jahren wurde das Pfarrzentrum der Christ König Kirche mithilfe des Bonifatiuswerkes saniert und modernisiert. Mit insgesamt 500.000 Euro hat das Hilfswerk die Sanierung durch ihre Bauhilfe und Mittel des Diaspora-Kommissariats, die über das Bonifatiuswerk verwaltet werden, gefördert. 

Münchow freut sich auch auf das Angelparadies: “In einer Stunde fange ich fünf bis sieben Dorsche oder Forellen.” Und er freut sich auf Gottesdienste und Begegnungen in „fröhlicher Atmosphäre“. Wöchentlich versammeln sich etwa 300 Menschen zur Eucharistie in der Christkönigspfarrei, die 1958 gegründet wurde, dem Bistum Kopenhagen untersteht und die flächenmäßig größte katholische Pfarrei der Welt ist. Am ersten Sonntag im Monat wird eine Messe auf Dänisch gefeiert, an den übrigen Sonntagen auf Englisch. 

Die wenigsten Katholiken sind einheimische Inuit oder Dänen, die Mehrheit sind Migranten von den Philippinen oder aus Vietnam, aber auch aus anderen Ländern Europas oder Asiens. Sie alle treffen sich sonntags nach der 17-Uhr-Messe, um noch Kaffee, Tee und asiatisches Essen zu genießen. Viele Migranten kommen zunächst mit einem Jahresvisum nach Grönland, bleiben aber oft und gründen sogar Familien. “Die meisten arbeiten im Service-Bereich, im Schichtdienst in Krankenhäusern und in der Krankenpflege. Die Gemeinschaft ist ihnen sehr wichtig”, sagt Münchow.

Auch Generalvikar Niels Engelbrecht kann sich Grönland, den nördlichsten Vorposten des Bistums Kopenhagen, nicht ohne kirchliche Präsenz vorstellen. “Die Gemeinde, und sei sie noch so klein, ist für viele Auslandsarbeiter eine Stütze und Heimat”, sagt er. Es sei faszinierend zu erleben, wie lebendig diese wenigen Katholiken ihren Glauben lebten. 

Sie werden neben den Priestern und Diakonen des Bistums Kopenhagen vom Orden der Konventualen betreut. Der Pfarrer der Christkönigskirche in Nuuk ist einer dieser Franziskanermönche. Die Mission kümmert sich zusammen mit dem US-Militärordinariat zudem um die Seelsorge für die Katholiken, die auf der US-Militärbasis stationiert sind.

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"Donald Trump hat keine Chance"

Auch die Katholiken, die außerhalb der Stadt leben und Nuuk nur mit Schiff oder Flugzeug erreichen können, empfangen die Sakramente. In den Dörfern entlang der Fjorde oder im Hinterland, wo es keine Gotteshäuser gibt, wird nach dem Vorbild der ersten christlichen Gemeinden die Sonntagsmesse in den Häusern gefeiert. Dank der dänischen Priester, die sich in einen Inlandflieger setzen – für Migranten, die am Rande der Zivilisation Arbeit gefunden haben. 

Münchow bietet inmitten von Bergen, Wasser, Eis und klarer Luft auch mehrtägige Exerzitien für kleine Gruppen an. Dann geht es mit Boot und Bibel tief in den Fjord hinein. Er feiert in Nuuk neuerdings auch Gottesdienste mit Kreuzfahrt-Touristen. “Tolle Begegnungen”, wenn auch jeweils nur für einen Tag. Außerdem hat der Diakon Kontakt aufgenommen zu einem evangelischen Pastor, der sich um Seefahrer kümmert. Viele der Männer auf den Schiffen sind katholische Filipinos. “Sie haben wenig Urlaub und Freizeit und dürfen oft nicht vom Schiff runter. Da ist es schwierig, den Glauben zu leben”, sagt Münchow. 

Und was denkt der Däne über den US-Präsidenten, der gedroht hat, das an Bodenschätzen reiche Grönland übernehmen zu wollen – notfalls mit Waffengewalt? Münchow lacht. “Donald Trump ist schlecht informiert, er hat keine Chance”, sagt er. Eine Annexion sei völkerrechtlich fast unmöglich, und nach den Parlamentswahlen habe sich deutlich gezeigt, dass Trumps Drohungen die auf Unabhängigkeit bedachte Insel wieder näher an Dänemark und die EU rücken lassen. 

(Anja Sabel/Kirchenbote)