BONIFATIUSWERK-PRÄSIDENT MÜLLER NIMMT AN SELIGSPRECHUNG TEIL
08.09.2025
Der deutsche Jesuit Eduard Profittlich ist am vergangenen Samstag in Tallinn seliggesprochen worden. Er ist der erste Selige Estlands. Eduard Profittlich wirkte als Erzbischof von Tallinn, ehe er 1942 unter sowjetischer Gewaltherrschaft starb. Mehr als zwei Jahrzehnte war auf die Seligsprechung hingearbeitet worden – unter maßgeblicher Beteiligung des Bonifatiuswerkes. Dessen Präsident Manfred Müller nahm an den Feierlichkeiten teil. "Es war tief bewegend", so Präsident Müller.
Die Feier am Samstag auf dem Freiheitsplatz in Tallinn war ein historisches Ereignis: Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich mehrere tausend Gläubige. Kardinal Christoph Schönborn leitete die Seligsprechung auf dem Friedensplatz in der estnischen Hauptstadt. Der emeritierte Erzbischof von Wien würdigte in seiner Predigt den Märtyrerbischof Profittlich als "Hirten, der bei seiner Herde blieb – im Wissen, dass ihn dies das Leben kosten würde". Profittlich hätte in seine Heimat zurückkehren können, entschied sich jedoch, bei den ihm anvertrauten Gläubigen in Tallinn zu bleiben. "Weil er sie nicht allein lassen wollte, ist er nicht nach Deutschland zurückgekehrt, im klaren Wissen, dass das fast unausweichlich zu seinem Tod führen wird."
In der Ära Profittlich hatte die pastorale Arbeit der katholischen Kirche in Estland ein neues Niveau erreicht, was den sowjetischen Besatzern ein Dorn im Auge war. 1941 nahmen sie den Erzbischof in Haft. Er starb am starb am 22. Februar 1942 im Gefängnis im sibirischen Kirow vor der Vollstreckung des gegen ihn verhängten Todesurteils.
Kardinal Schönborn nahm auch Bezug auf die aktuelle Lage in Estland und dem gesamten Baltikum: "Gerade in dieser Gegend der Welt" sei die Sorge besonders groß, dass "alte Wunden" wieder aufbrechen; Estland grenzt an Russland. "Krieg gehört wieder zum bitteren Alltag dieser Region", erklärte Schönborn.
Ähnlich äußerte sich auch Bonifatiuswerk-Präsident in seinem Grußwort beim Empfang von Bischof Philippe Jourdan: Eduard Profittlichs Vermächtnis sei aktueller denn je: "Wir leben in Zeiten, in denen der Starke dem Schwachen die Lebensgrundlage nimmt, ihm seine Heimat raubt. Wir müssen erkennen, dass das Ideal eines menschlichen Miteinanders brutal niedergewalzt wird – mit Worten und mit Waffen." Der Weg von Eduard Profittlich erinnere daran, dass der "Glaube an Christus stärker ist als jede Form der Verfolgung, der Gleichgültigkeit oder der Gewalt. Wir verneigen uns in Ehrfurcht vor dem Seligen Eduard Profittlich".
Die estnische Theologin Marge Paas, Postulatorin des Verfahrens, verlas bei der Messe die Biografie des Jesuiten-Märtyrers. Ihre Personalstelle hatte das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken gefördert.
Unter den Konzelebranten waren Dr. Stephan Ackermann – Bischof von Trier, dem Heimatbistum Profittlichs – und der deutsche Erzbischof Georg Gänswein, päpstlicher Nuntius in den baltischen Ländern. Erzbischof Gänswein sagte, Edaurd Profittlich habe genau gewusst, “dass er von den Sowjets in ein Gulag gesteckt würde und von dort nicht mehr rauskäme. Er hat das sehenden Auges und bereiten Herzens als Lebensopfer angenommen, für seine Katholiken, für seine Gemeinde, für seine Diözese in Estland. Das ist beeindruckend.”
Auch im Vatikan gab es am Wochenende einen bedeutsamen Festakt: Am Sonntag sprach Papst Leo XIV. die Seligen Pier Giorgio Frassati und Carlo Acutis heilig. 80.000 Pilger feierten mit.
(vatican news/sah)
Eduard Profittlich SJ wurde am 6. September selig gesprochen. Mehr als 21 Jahre hat die Diözese Tallinn auf die Seligsprechung hingearbeitet. Sie wurde dabei durch das Bonifatiuswerk unterstützt.