"KEINER SOLL ALLEINE GLAUBEN"

Bonifatiuswerk eröffnet bundesweite Diaspora-Aktion in Paderborn

Die Teilnehmer der Diaspora-Aktionseröffnung. Foto: Lena Reiher
Die Teilnehmer der Diaspora-Aktionseröffnung. Foto: Lena Reiher

08.11.2015

Mit einem feierlichen Gottesdienst hat das Bonifatiuswerk die bundesweite Diaspora-Aktion der katholischen Kirche erstmals im Paderborner Dom eröffnet. „Menschen in Not und auf der Flucht aufzunehmen, ihnen beizustehen und zu helfen, das ist der Lebensnerv unseres Glaubens. Für uns Christen sollte dies zu unserem Selbstverständnis gehören“, sagte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation. Unter dem Motto „Keiner soll alleine glauben“ stellt das Hilfswerk die Gemeinschaft in den Mittelpunkt und möchte gerade Gemeinden und Katholiken in der Diaspora darin unterstützen, Neuankommende zu empfangen und zu integrieren.

Gemeinsam mit Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker feierten Bischof Philippe Jourdan aus Estland, Bischof Berislav Grgic aus Norwegen und Monsignore Georg Austen den Gottesdienst mit Gästen aus Nordeuropa, dem Baltikum und Deutschland. Das Grußwort während des Festaktes sprach der stellvertretende nordrhein-westfälische Landtagspräsident Eckard Uhlenberg. Die Festrede hielt der Leiter der deutschsprachigen Redaktion vom Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord.

In seinem Grußwort dankte Uhlenberg dem Bonifatiuswerk für seine integrative Arbeit und äußerte sich auch zur aktuellen Flüchtlingssituation: „Wir haben einen Weg vor uns, dessen Dauer wir nicht abschätzen können, aber dessen Ziel wir kennen. Und das ist die gelungene Integration der Menschen, die zu uns kommen. Ich bin froh und dankbar ein Teil dieses Deutschlands zu sein, das sich genau dieser Herausforderung annimmt und hilft.“

Erzbischof Hans-Josef Becker sprach in seiner Predigt darüber, was es bedeutet Christ zu sein: „Nur einen kleinen Teil von sich oder seinem Überfluss hinzugeben, ist nichts Außergewöhnliches. Christsein verpflichtet – mit ganzem Herzen. Und Christsein macht reich – gerade dann, wenn man sich ganz gibt“, sagte Becker. Mit Blick auf die Katholiken in der Minderheit sagte er: „Glaube wird dann weitergegeben, wenn Menschen ihr Getragen-Sein durch Gott als etwas Hilfreiches den anderen vorleben und damit anbieten. Wenn diejenigen fehlen, die die gleiche Überzeugung teilen, kann das mutlos machen. Christen müssen sich sammeln, müssen zusammengeführt und hingeführt werden zur stärkenden Begegnung mit Jesus Christus und untereinander.“

Als Christen sind wir aufgefordert, den vielen Neuzugezogenen und auch Flüchtlingen mit offenem Herzen zu begegnen. Sie sind unser Nächster.

Georg Austen, Generalsekretär Bonifatiuswerk

Monsignore Austen ergänzte, was für ihn eine gelebte Willkommenskultur ausmache. ,,Lassen wir uns durch fremdenfeindliche Plattitüden, die nur Angst und Vorurteile sähen, nicht verunsichern. Dabei dürfen wir Probleme nicht verschweigen und müssen Stellung gegen politisches Unrecht beziehen. Öffnen wir die Türen unserer Kirche und laden Menschen aller Kulturkreise zu uns ein, und zeigen so, Integration ist für uns verpflichtend“, sagte Austen. Daher stelle sich das Bonifatiuswerk dem Thema Flüchtlinge und Religion. Die Begegnung mit Flüchtlingen, denen der Glaube starken Halt gebe, könne dazu beitragen, dass wir unseren eigenen Glauben neu beleben.

„Macht Unruhe! Was Papst Franziskus von seiner Kirche will“

Der renommierte Kenner des Vatikans, Jesuit und Beobachter der Familiensynode Pater Hagenkord sprach in seinem Vortrag „Macht Unruhe! Was Papst Franziskus von seiner Kirche will“, über die Barmherzigkeit, dass Thema, das Papst Franziskus dem kommenden Heiligen Jahr gegeben hat. Barmherzigkeit sei nicht etwas, was man gebe – die Barmherzigkeit des Geldbeutels, wie es der Papst nenne – sondern etwas, was beide Beteilligte verändere, sowohl den Geber als auch den Empfänger. Durch Barmherzigkeit entstehe ein beide Partner verändernder, echter Dialog. „Viele von uns wollen sich nicht ändern, auch in jedem einzelnen Christen gibt es Dinge, die sie nicht ändern wollen, dagegen richtet der Papst eine Unruhe, eine heilige Unruhe, eine heilige Sorge, wie er sagt.“ Eine Unruhe, so fuhr Pater Hagenkord fort, die die Kirche dynamisieren, beweglicher und zu einer Kirche machen soll, die mehr verkündet als auf sich selber zu achten.

Der Präsident des Bonifatiuswerkes, Heinz Paus, ging in seiner Begrüßung auf das zentrale Thema der Gemeinschaft ein und verdeutlichte, wie wichtig es sei, die vielen Gemeinden in ihrer integrativen Arbeit vor Ort zu unterstützen. „Wir fördern beispielsweise modellhaft Personalstellen, um die Flüchtlingsarbeit zu koordinieren und sind aktiv in der Kinder- und Jugendhilfe. Unter anderem unterstützen wir die jährlich stattfindenden Religiösen Kinderwochen, an denen ca. 15.000 Kinder und Jugendliche teilnehmen“, sagte Paus.

Am 15. November, dem Diaspora-Sonntag, findet die Spenden-Aktion mit einer bundesweiten Kollekte in den katholischen Gottesdiensten ihren Höhepunkt.

Das Bonifatiuswerk

Das Bonifatiuswerk unterstützt Katholiken überall dort, wo sie in einer extremen Minderheitensituation ihren Glauben leben und fördert so die Seelsorge in den Bereichen der Deutschen- und Nordischen Bischofskonferenz (Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und Island) sowie in den baltischen Staaten Estland und Lettland. Es hilft u.a. beim Bau und der Instandhaltung von Kirchen und Gemeindehäusern, bei der Weitergabe des Glaubens an Kinder- und Jugendliche und bei der Anschaffung von Fahrzeugen.

(pk)