DEN GLAUBEN NEU ZUR SPRACHE BRINGEN

Bonifatiuswerk eröffnet bundesweite Diaspora-Aktion in Erfurt

Diaspora-Aktionseröffnung des Bonifatiuswerkes in Erfurt (von links): Heinz Paus (Präsident des Bonifatiuswerkes), Bischof Dr. Ulrich Neymeyr (Bistum Erfurt), Bischof David Tencer (Bistum Reykjavik in Island), Georg Maier (Minister für Inneres und Kommunales in Thüringen), Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerkes), Prof. Dr. Thomas Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken) und Bischof Victor Stulpins (Bistum Liepaja in Lettland). Foto: Patrick Kleibold
Diaspora-Aktionseröffnung des Bonifatiuswerkes in Erfurt (von links): Heinz Paus (Präsident des Bonifatiuswerkes), Bischof Dr. Ulrich Neymeyr (Bistum Erfurt), Bischof David Tencer (Bistum Reykjavik in Island), Georg Maier (Minister für Inneres und Kommunales in Thüringen), Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerkes), Prof. Dr. Thomas Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken) und Bischof Victor Stulpins (Bistum Liepaja in Lettland). Foto: Patrick Kleibold

05.11.2017

Mit einem feierlichen Gottesdienst hat das Bonifatiuswerk die bundesweite Diaspora-Aktion der katholischen Kirche in der Hohen Domkirche in Erfurt eröffnet. „Keiner soll alleine glauben. Unsere Identität: Segen sein“, mit diesem Leitwort der Diaspora-Aktion richtet das Hilfswerk die Frage darauf, wie Christen für andere zum Segen werden können. Ausgehend von dieser Aktion möchte das Bonifatiuswerk neue Segensaufbrüche in der Diaspora ermöglichen, durch die der Glaube in einer weithin entchristlichten Gesellschaft neu und aktuell zur Sprache gebracht wird.

Den Festgottesdienst zum Auftakt der Aktion feierte der Bischof von Erfurt, Dr. Ulrich Neymeyr, gemeinsam mit Bischof David Tencer aus Reykjavik in Island, Bischof Victor Stulpins aus Liepaja in Lettland, Weihbischof Dr. Reinhard Hauke aus Erfurt und dem Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen. Im Fokus standen katholische Minderheiten in der deutschen Diaspora, in Skandinavien und im Baltikum, die sich engagiert für andere einsetzen, weite Wege auf sich nehmen und andersdenken Mehrheiten gegenüberstehen und die trotz aller Widrigkeiten überzeugt für ihren Glauben einstehen und die Erfahrung einer Glaubensgemeinschaft ermöglichen.

Segen ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität und eine Ermutigung

Bischof Neymeyr bezeichnete in seiner Predigt die Hilfe des Bonifatiuswerkes nicht nur als ein Segen, sondern "auch als ein wichtiges Zeichen der Solidarität und eine Ermutigung". Nicht nur die Amtsträger, sondern alle getauften und gefirmten Christen seien dazu eingeladen, selber zum Segen für andere zu werden, damit alle Menschen "das große Heil und Leben Gottes im konkreten Alltag des Lebens erfahren" können. Aus seiner Erfahrung als Diasporabischof berichtete Neymeyr von der Bedeutung des Segens für die Menschen von heute, durch die der Glaube in unserer Gesellschaft zur Sprache käme.

Predigt von Bischof Neymeyr

"‘Du bist ein Segen!‘ Es gibt wohl kaum ein schöneres Kompliment für einen Menschen. Als Christen leben wir durch die Zusage von Gottes Segen und wissen uns durch diesen gestärkt. Daher machen wir mit unserer Aktion auf diese Zusage aufmerksam. Menschen, die Glaubensgeschwistern in der Diaspora in Gebet, Wort und Tat zur Seite stehen, sind ein Segen. Durch sie werden Glauben und Glaubensgemeinschaft lebendig. Die Christen in der Diaspora sind auch für uns ein Segen. Sie geben der Kirche ein Gesicht und ermutigen uns, Zeugnis vom Glauben zu geben", sagte Monsignore Austen. Bezugnehmend auf das Motto des Bonifatiuswerkes "Zeig draußen, was Du drinnen glaubst", rief Austen alle Christen dazu auf, selbst zum Segen für andere zu werden.

Es braucht eine erneuerte Subsidiarität

In seiner Festrede stellte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Prof. Dr. Thomas Sternberg, die Frage, wie wir in einer pluralen und säkularen Gesellschaft, konfessionelle Identität entwickeln können. Bei dem konkreten Priestermangel brauche es eine erneuerte Subsidiarität und mehr Priester in diesem Land. Daran sollten wir alle mitarbeiten. Das Kennzeichen einer neuen Diaspora sei, einer ungläubigen Mehrheit gegenüber zu stehen. Dennoch sieht Sternberg positiv in die Zukunft, denn "vor dem Ende stehen die Kirchen – steht die Kirche – in Deutschland nicht“. Vielmehr sei es so, dass besonders bei dem Thema Segen und Segen empfangen, die Menschen dies als etwas Gutes empfinden, auch religiös Fernstehende. Eine weitere Herausforderung sieht Sternberg in der Begegnung mit dem Islam. Denn „bei allen Ängsten die berechtig sind, stehen wir vor dem Problem der Islamphobie". Er ist überzeugt, dass ein Dialog von einem Gläubigen zum nächsten Gläubigen – ob christlich oder islamisch – am besten unter frommen Gläubigen funktioniere. Die aktuelle Aufgabe sei es daher, auch islamische Theologie an den Universitäten zu fördern.

Festrede von Prof. Dr. Thomas Sternberg

Dankbar für christliches Engagement

Das Grußwort sprach der thüringische Minister für Inneres und Kommunales, Georg Maier. Er dankte dem Bonifatiuswerk für seine Glaubensarbeit für christliche Minderheiten: "Das Hochamt hat mir gutgetan, es gehört für mich dazu und ich brauche es regelmäßig." Maier dankte den vielen Christen, die sich solidarisch in der Gesellschaft einbringen. "Gesellschaft und Staat – und dafür stehe als Repräsentant hier – sind dankbar für das Engagement aller Christinnen und Christen."

Diaspora-Sonntag am 19. November

Am Diaspora-Sonntag, den 19. November, sammeln bundesweit alle Katholiken für die Belange der katholischen Christen, die in Nord- und Ostdeutschland, in Nordeuropa und im Baltikum ihren Glauben als Minderheit leben. "Dieser Tag ist im Jahr ein wichtiger Tag der Solidarität. Das was wir an diesem Tag in den Kollekten in den Gemeinden erhalten, hilft uns im Sinne unseres Jahresmottos mit Segen zu sein, Aufbrüche in den Diasporagemeinden zu ermöglichen und den Glauben in einer entchristlichten Gesellschaft zur Sprache zu bringen", sagte der Präsident des Bonifatiuswerkes, Heinz Paus. Das Bonifatiuswerk unterstützt jährlich etwa 900 Projekte und setzt sich solidarisch dafür ein, Katholiken – die in der Diaspora leben – in ihrem Glauben zu stärken und das Erleben von Glaubensgemeinschaft zu ermöglichen.

(pk)

Eindrücke von der Diaspora-Aktion in Erfurt