123 BEWERBUNGEN AUS GANZ DEUTSCHLAND
27.10.2016
Der Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland geht in diesem Jahr ins Bistum Osnabrück, ins Erzbistum München und Freising sowie ins Bistum Münster. Außerdem erhalten zwei Projekte aus den Erzbistümern Berlin und Freiburg einen Sonderpreis. Der Bonifatiuspreis wird alle drei Jahre vom Bonifatiuswerk vergeben und würdigt besondere missionarische Aktivitäten katholischer Pfarrgemeinden, Institutionen und Einzelpersonen. 123 Bewerbungen wurden eingereicht.
„Kirche lebt von Menschen. Sie ist so lebendig oder tot, wie Menschen sie gestalten. In Kirchengemeinden, Schulen, Verbänden oder Gemeinschaften setzen sich Menschen täglich für ihren Glauben ein und geben ihn auf kreative Weise weiter. Mit dem Bonifatiuspreis würdigen und vernetzen wir Glaubensimpulse, die Menschen an- oder aufregen können. Denn gute Ideen sollten bekannt gemacht werden und andere anregen, selbst kreativ zu werden“, sagte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen.
Mit dem ersten Preis wird das Projekt „Wo das Evangelium zu Hause ist – Väterabende für Erstkommunionkinder“ der Pfarrgemeinde Wallenhorst im Bistum Osnabrück ausgezeichnet. Das Projekt bindet die Väter der Kommunionkinder in die katechetische Arbeit ein, die sonst mehrheitlich von Frauen geprägt ist. Im Zuge der Erstkommunionkatechese treffen sich die Väter, ziehen in der Gemeinde von Haus zu Haus, klingeln an den Türen fremder Menschen, um dann mit ihnen über den Glauben ins Gespräch zu kommen. „Es ist wichtig, auf die Menschen zuzugehen. Wir reden immer davon, machen das aber viel zu selten“, erklärt Sebastian Mutke, Pastoralreferent in Wallenhorst, die Idee hinter dem Projekt.
Das Projekt „Zuhause in Bayern“ des Fachverbandes „in via kofiza“ des Caritasverbandes im Erzbistum München und Freising ist auf dem zweiten Platz gelandet. Das Projekt schafft ein Netzwerk zwischen Flüchtlingsfrauen und Migrantinnen, die schon länger in Deutschland leben, und fördert die Integration von Flüchtlingsfrauen. Die Frauen haben ganz unterschiedliche Hintergründe. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen, einige sprechen fließend Deutsch, andere wiederum sind mit deutschen Männern verheiratet. „Es ist eine Aktion von Frauen für Frauen. Diejenigen, die schon länger hier leben, sollen ihre Erfahrungen an Frauen weitergeben, die erst seit kurzem hier sind“, sagt Projektleiterin Michaela Simon.
Die Schule ist ein wichtiger Lern- und Lebensort für Jugendliche und oftmals der einzige Raum, in dem sie sich mit Religion auseinandersetzen. Das Berufskolleg St. Michael in Ahlen im Bistum Münster geht in mit dem Projekt „Der Sehnsucht neue Räume öffnen – Firmung an der Schule“ neue Wege in der Firmvorbereitung. Die Katechese erfolgt in den Klassenräumen, auch die Firmung wird dort gespendet. „Schule ist für die Jugendlichen ohne Zweifel ein stark prägender Lebensort. Da liegt es nahe, die Schule als Ort des Lebens und auch als Ort der erfahrbaren und gefeierten Gegenwart Gottes in den Blick zu nehmen“, sagte der Religionslehrer und Ständige Diakon, Johannes Gröger.
Aufgrund der Vielfalt der innovativen Projektbewerbungen hat sich die Jury dafür entschieden zwei Sonderpreise zu vergeben. Einer davon geht an das Projekt „kreuzFAHRT“ der Jugendkirche Sam im Erzbistum Berlin. Sieben Jugendliche haben Berlins ersten S-Bahngottesdienst konzipiert. Die geistlichen Impulse kommen aus dem MP3-Player, eine einstündige Collage für die Ohren, mit Gebeten, Musik, Nachdenklichem. „Wir sprengen Grenzen und wollen dem Glauben neuen Raum geben“, sagte der Leiter der Jugendkirche Sam, Gregor Henke. „Dazu gehen wir mitten rein in das Leben und fragen: Wie und wo entdecken wir Gott in unserem Alltag, in Berlin, in der S-Bahn?“
Den anderen Sonderpreis erhält das Projekt „Klagemauer an der JVA“ der Katholischen Gefängnisseelsorge der JVA Freiburg im Breisgau. Der Gefängnisseelsorger der JVA Freiburg, Dr. Andreas Mähler, nimmt mit dem Projekt, das durch die Klagemauer in Jerusalem inspiriert wurde, die Gefangenen in ihrer Situation, mit ihren Klagen, aber auch Hoffnungen und Wünschen in den Blick. Das Besondere ist, dass die Gefangenen selbst zu Wort komme und ihrer Kalge durch Bilder und Worte zum Ausdruck bringen können. Die Kirche der JVA erleben sie als einen Ort, an dem sie das, was sie bewegt, vorbringen können.
Die Jury hatte keine leichte Aufgabe. Denn so bunt wie die katholische Kirche, so breit ist auch das Spektrum der eingereichten Initiativen. „Besonders beeindruckt hat mich die Kreativität vieler Projekte, die versuchen, in einer sich verändernden gesellschaftlichen Situation neue Wege der Verkündigung zu gehen. Getragen vom Glauben suchen und finden Menschen Wege, die frohe Botschaft anderen Menschen zu verkünden“, sagte Jurymitglied Uta Raabe, die Leiterin des Seelsorgeamtes Berlin.
Zur Jury gehören neben Uta Raabe, der Stifter des Preises Prälat Erich Läufer, der Bischof von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, der stellvertretende Chefredakteur des ZDF, Elmar Theveßen, die Dogmatikerin Prof. Dr. Julia Knop, die Erziehungsleiterin im Bethanien Kinderdorf Schwalmtal-Waldniel, Schwester Jordana Schmidt und der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen.
Der erste Preis ist dotiert mit 2.000 Euro, der zweite Platz mit 1.500 Euro und der dritte Platz mit 1.000 Euro. Die Empfänger des Sonderpreises erhalten je 800 Euro. Die Preisverleihung findet am Sonntag, 6. November 2016 während des Festaktes zur Diapora-Aktionseröffnung in der Karmeliterkirche in München statt.
(pk)