EINDRÜCKE AUS NORWEGEN

lebendige Gemeinden, zu kleine Kirchen

Die Handelshäuser in Norwegen.
Die Handelshäuser in Norwegen.

01.03.2016

Anna Nick, die Koordinatorin des Bonifatius Praktikanten-Programms für Skandinavien, hat einen Abstecher nach Norwegen gemacht. Sie hat die dortigen Praktikumsstellen Katarinahjemmet in Oslo und die Gemeinde St. Paul in Bergen besucht, um einen besseren Eindruck vom Leben dort zu erhalten. Dabei hat sie auch die Praktikanten Charis Stute und Ludwig Motz getroffen, die derzeit dort ihr Praktikum absolvieren.

Vor 2 Wochen ging es für mich auf eine Reise nach Norwegen. Einem für mich dahin noch unbekannten Land, auch wenn ich im Nachbarland Schweden lebe. In Norwegen sind derzeit zwei Praktikanten des Bonifatius-Praktikantenprogramms unterwegs. Zur Halbzeit ihrer Praktika war ich doch sehr gespannt darauf die Praktikanten Charis Stute und Ludwig Motz einmal persönlich kennenzulernen und ich wollte mir einen Eindruck von den Praktikumsstellen in Oslo und Bergen, sowie der katholischen Kirche in Norwegen, verschaffen.

Gemeindemitglieder aus 80 Nationen

„Wir haben ein lebendiges Gemeindeleben, aber unsere Kirche ist zu klein für alle Gottesdienstbesucher“ – das bekam ich in der vergangenen Woche nicht nur einmal zu hören. Dieses Phänomen der Diaspora kenne ich bereits aus Schweden, aber es erstaunt mich immer wieder! Sowohl in Oslo als auch in Bergen sind die Gemeindemitglieder aus 80 Nationen in verschiedenen Gruppen aktiv und sehr engagiert. Unter der Woche und am Wochenende gibt es Gottesdienste auf den verschiedensten Sprachen, die allesamt gut besucht sind. „Die Olavs-Kirche in Oslo wurde damals für 260 Gottesdienstbesucher gebaut. Heute ist die Kirche gerade sonntags zu klein, sodass nicht alle Gottesdienstbesucher einen Sitzplatz bekommen. Bei großen Festen, wie zum Beispiel auch bei der Weihe unseres Bischofs Bernt Eidsvig, dürfen wir die nahegelegene evangelische Domkirche benutzen“, berichtet Sr. Ane-Elisabet, die Mentorin für die Praktikanten im Katarinahjemmet in Oslo ist.

Bergen, die zweitgrößte Stadt Norwegens

Meine Reise begann am Montag in Bergen, der zweitgrößten Stadt Norwegens. In der Stadt, in der es jeden Tag regnen soll, wurde ich mit strahlendem Sonnenschein und von P. Lukas Lorf-Wollesen und Praktikant Ludwig Motz freundlich empfangen. In der maritimen Stadt spielt die Fischerei noch heute eine große Rolle und prägt das Stadtbild. Wie der Name der Stadt schon verrät ist Bergen von mehreren Bergen umgeben. Zusammen mit Ludwig Motz ging es auf den Berg Fløyen, von dem aus man eine atemberaubende Aussicht über die Stadt, das Meer und die Berge bekommt.

St. Paul - Gemeinde, Grundschule und Gymnasium

In Bergen gibt es die katholische Gemeinde St. Paul und die gleichnamige Grundschule und das Gymnasium. Sie liegen zentral mitten in der Stadt. Einen Tag lang durfte ich Ludwig Motz bei seinen Aufgaben als Praktikant begleitet. Nach der Laudes in der Hauskapelle der Augustiner Chorherren beginnt der Arbeitstag für die Praktikanten in Bergen. Ludwig Motz ist hauptsächlich im St. Paul Gymnasium eingesetzt. Hier ist er Sakristan der Schulkapelle, entwirft Flyer und Plakate und hilft nicht zuletzt beim Deutschunterricht der Schüler und gibt Nachhilfestunden. Eine spannende und verantwortungsvolle Aufgabe!

Am Mittwoch ging meine Reise weiter nach Oslo. Norwegens Hauptstadt ist mit einer Einwohnerzahl von knapp einer Million auch die größte Stadt des Landes. Trotzdem scheint das Leben in Oslo ziemlich ungestresst und gemütlich zu sein. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten, wie Museen, königliches Schloss, Rathaus, Oper und das Haus des Friedensnobelpreises liegen nah beieinander und man ist schnell im „Grünen“. Auch das „katholische Zentrum“ mit den Gebäuden des Bistums Oslo, der katholischen Schule St. Sunniva und der Olavs-Kirche liegen mitten in der Stadt. Das Katarinahjemmet, das den Konvent der Dominikanerinnen, ein Gäste- und ein Studentenwohnheim beherbergt, liegt im Stadtteil Majorstuen.

Hier gibt es vor allem viele Geschäfte und Restaurants. Trotz des lebendigen Treibens in diesem Stadtteil ist die Atmosphäre im Katarinahjemmet sehr ruhig. Ein Ruhepol mitten in der Großstadt. Seit Oktober ist das Katarinahjemmet auch das Zuhause der Praktikantin Charis Stute, die ich dort kennenlernte. Ortskundig konnte sie mir bereits viel von Oslo zeigen und berichtete begeistert vom Zusammenleben mit den anderen internationalen Praktikanten im Katarinahjemmet. Neben der Arbeit in der Küche ist Charis Stute zudem einmal in der Woche in einem Projekt des Bistums tätig. Sie hilft im sogenannten „Ja-huset“, einem wöchentlichen Treff für Schüler der katholischen Schule St. Sunniva. In der vergangenen Woche ging es für die Schüler, Charis Stute, Sr. Ane-Elisabet und auch mich zum Bowling.

Das Katarinahjemmet

Neben vielen Schülern durfte ich aber auch viele Mitarbeiter des Bistums Oslo treffen. Am Donnerstag hatte das Katarinahjemmet ein Treffen mit 12 Vertretern verschiedener Einrichtungen, darunter Gemeinden, Caritas Norwegen, Jugend- und Pastoralabteilung und der katholischen Schule eingeladen. Sr. Ane-Elisabet und Charis Stute berichteten über die Volontärstätigkeit im Katarinahjemmet, ich stellte das Bonifatius-Praktikantenprojekt vor und in einem anschließenden Austausch berichteten die Vertreter von möglichen Einsätzen und Aufgaben in ihren Einrichtungen. Allesamt waren interessiert daran Praktikanten des Bonifatiuswerkes, die im Katarinahjemmet ihr Praktikum absolvieren, aufzunehmen. Neben den Aufgaben im Katarinahjemmet haben alle Praktikanten die Möglichkeit sich je nach Interesse in verschiedenen Projekten und Einrichtungen des Bistums Oslo zu engagieren. Hierzu auch ein Artikel auf der Website des Katarinahjemmets.
 

Von allen Seiten bekam das Praktikantenprojekt viel Lob und Dankbarkeit und ein weiterer Satz, den ich in der vergangenen Woche immer wieder zu hören bekam war „Die Praktikanten des Bonifatiuswerkes sind eine große Hilfe und kaum mehr wegzudenken!“.

Genauso ist aber auch den Praktikumsstellen in Norwegen und den anderen skandinavischen Ländern zu danken, die sich engagiert für die Praktikanten des Bonifatiuswerkes einsetzen. Ohne die Mentoren vor Ort wären die Praktika nicht möglich. Die Praktika sind wichtige und spannende Erfahrungen für die Jugendlichen und eine unentbehrliche Hilfe für die verschiedenen Einrichtungen - ein lebendiger und spannender Austausch!

(Anna Nick)