PROJEKT ZUM WELTJUGENDTAG
26.09.2016
Als Teil der Vorbereitung auf den Weltjugendtag wurde das Projekt „Mīlestības graudi” (Liebevolle Körner) ausgeführt. Durch ihre Teilnahme an der Projektausführung wurden Jugendliche aufgefordert das Antlitz Jesu in ungewohnten Situationen zu sehen und Werke der Barmherzigkeit auszuführen.
Die Projektteilnehmer waren am 13. März im Jugenderziehungsheim von Cēsis (Wenden) und im Gefängnis von Iļģuciems zu Besuch, um Freude und Hoffnung in den Alltag der dort inhaftierten Jugendlichen zu bringen. Zusammen wurde Improvisationstheater gespielt, wurden Lieder gesungen, und Zeit im Gespräch verbracht.
Vor ihrem Ausflug zu den Haftanstalten gab es Treffen und Proben mit den Jugendlichen. Trotzdem waren sie etwas nervös am Anfang des Ausflugs, weil bis dahin fast keiner der Teilnehmer Erfahrung mit Inhaftierten gemacht hatte.
Die Aufregung verschwand langsam als die Besucher von den entgegenkommenden Mitarbeitern und Jugendlichen der Anstalten, die an den angebotenen Aktivitäten teilnehmen wollten, willkommen geheißen wurden. Eine der Teilnehmerinnen, Ilze Cepurniece, erzählte:
„Ich denke immer mehr darüber nach, wie sehr wir in unseren Ansichten und Vorurteilen eingeschränkt sind. Als ich darüber nachdachte, wie ich mit inhaftierten Jugendlichen kommunizieren werde, dann dachte ich, dass das ziemlich chaotisch und unorganisiert sein wird, denn in der Gesellschaft wird angenommen, dass dies `böse Jungen und Mädchen´ sind. Doch am Ende war Alles ganz anders – sie waren sehr disziplinierte, offene, nach Liebe und Gesellschaft hungernde Menschen.“
Die Jungen aus der Erziehungsanstalt in Cēsis nahmen nicht nur an den angebotenen Aktivitäten Teil, sondern sangen auch ein selbst komponiertes Rap Lied, welches sie ihren Müttern, Schwestern und Freundinnen widmeten. Die Mädchen vom Gefängnis in Iļģuciems ihrerseits überraschten mit ihrer musikalischen Begabung – sie sangen und haben sogar ihren eigenen Chor. Sie luden die Mädchen abermals zu Besuch ein.
Am 23. April im Saal der Sportakademie Lettlands vereinten sich Teilnehmer des Projekts „Liebevolle Körner” und Familien, die Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen erziehen, um zusammen einen Tag mit sportlichen Aktivitäten zu verbringen. Schon vor dieser Veranstaltung hatten sich ehrenamtliche Mitarbeiter getroffen, um sich zusammen die Aktivitäten auszudenken, und auch um mehr über Autismus-Spektrum-Störungen zu erfahren. Zur eigentlichen Veranstaltung kamen zehn Familien mit ihren Kindern. Der Tag fing mit einem gemeinsamen Lied an. Danach nahm jedes Kind eine Orientierungskarte mit Aufgaben, und so fingen die Spiele an. Für jede ausgeführte Aufgabe erhielt das Kind einen Aufkleber und einen kleinen Preis. Es waren auch zwei Räume vorbereitet worden, in denen man sich ausruhen konnte. Die Eltern und Kinder blieben noch nach dem Orientierungsspiel, um zusammen zu spielen, Tee zu trinken, sich zu unterhalten oder einfach etwas zusammen zu sein.
Am Schluss des Tages teilten sowohl die ehrenamtlichen Mitarbeiter wie auch die Eltern der Kinder positive Gefühle. Die Eltern baten, dass sich ähnliche Aktivitäten öfters wiederholen, denn an diesem Tag konnten sie zusammen mit ihrem Kind sein, sich ausruhen, und erfahren, dass sie nicht verurteilt werden, sondern angenommen sind. Die Eltern sagten auch, dass sie glücklich waren ihre Kinder zufrieden zu sehen, und dass die Veranstaltung ihnen geholfen hatte, Talente ihrer Kinder zu entdecken, die sie bisher nicht erahnt hatten. Es war auch eine Möglichkeit zu erfahren, „dass Jemand an uns denkt“. Nach dem Sporttag entstand die Idee, einen ähnlichen Tag im Herbst im Freien mit noch mehr Familien zu organisieren.
Am 21. Mai säten die Jugendlichen noch ein „liebevolles Korn“. Diesmal passierte das am Strand zusammen mit Flüchtlingsfamilien aus dem Flüchtlingsheim „Muceniekiem“. Am Morgen begaben sich 14 Ehrenamtliche nach Muceniekiem, wo sich 25 Menschen – Eltern und Kinder – aus Syrien und dem Irak dem Ausflug anschlossen.
Mehrere der Kinder und Erwachsenen hatten noch nie das Meer gesehen. Obwohl das Wasser noch nicht sehr warm war, erlaubten die Eltern ihren Kindern die Freude am Wasser zu genießen, denn viele von ihnen haben nur selten die Gelegenheit zu einem Ausflug. Zum Beispiel, eine Familie mit sechs Kindern aus dem Irak, konnte Mucenieki nur dreimal in zehn Monaten verlassen.
Eine der beliebtesten Aktivitäten der Kinder war den Ball ins Wasser zu werfen, um dann zu warten, wie die Wellen ihn wieder ans Land brachten. Die Erwachsenen spielten Fußball, denn unter den Ehrenamtlichen waren zwei Fußballspieler aus Brasilien, die in Lettland in der 1. Liga spielen. Um Mittag bereiteten die Mädchen ein Picknick vor und die Jungen aus Mucinieki waren entgegenkommend und baten ihre Hilfe an. Zum Schluss brachten die Jugendlichen den Flüchtlingen lettische Spiele bei. Im Gegenzug zeigten die Flüchtlinge auch ein Spiel aus ihrer Heimat. Sie versprachen, das nächste Mal traditionelle Gerichte aus ihrer Heimat vorzubereiten.
Nach dem Ausflug waren die Flüchtlinge sehr dankbar für die verbrachte Zeit und die Möglichkeit neue Freundschaften zu schließen. Einige sagten, dass ihnen das Meer sehr gefallen habe, sowie die Natur in Lettland. Sie waren auch glücklich, weil hier keiner Angst haben muss bestohlen oder umgebracht zu werden, weil unser Land friedlich ist. Die Ehrenamtlichen ihrerseits erzählten, dass sie überrascht waren von der Offenheit dieser Menschen, dass es möglich war, sich zu verständigen, auch wenn man nicht dieselbe Sprache sprach. Viele waren vor dem Treffen ängstlich und unsicher, und einer schrieb nach dem Treffen: „Dieses Treffen hat mir geholfen zu verstehen, mit welch großen Stereotypen wir leben. Ja, Flüchtlinge. Aber dem lieben Gott genauso wichtig wie wir. Sie können uns beibringen, was Liebe ist.“
Anfang Juli fand im Exerzitienhaus „Dzintari“ ein Ferienlager für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissenstatt. Das war das letzte liebevolle Korn im Projekt „liebevolle Körner“.
Zusammen nahmen 13 Familien mit Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen im Alter von 6 bis 23 Jahren am Ferienlager Teil. Während die Kinder mit den Helfern waren konnten ihre Eltern gemeinsame Gespräche genießen, an kreativen Workshops teilnehmen, oder mit einem Priester oder Psychologen sprechen. Nach dem Frühstück nahmen die Jugendlichen die Kinder, und verbrachten die Zeit mit ihnen bis zum Abendessen. Den Teilnehmern wurden gemeinsame Kunst- und Musiktherapiestunden angeboten, sowie Zeit zum Spazieren und individuellem Lernen. Obwohl einige in ihren physischen oder geistigen Fähigkeiten ziemlich eingeschränkt waren, konnte jeder an den Aktivitäten teilnehmen.
Die Eltern der Kinder würdigten, dass die Jugendlichen mit ihren Kindern Zeit verbracht hatten, und waren darüber sehr glücklich, sogar zutiefst bewegt. Auch die Helfer sagten, dass die Erfahrung für sie einmalig und voller Liebe war. Die Projektteilnehmer sind überzeugt, dass diese guten Werke fortgesetzt werden müssen. Deshalb ist schon bekannt, dass im September eine Sportveranstaltung für autistische Kinder stattfinden wird. Es gibt auch Pläne einen Musikwettbewerb in einer Haftanstalt zu organisieren, nochmals die Flüchtlinge zu treffen, und andere Sachen zu veranstalten.
Ende August haben das Lachen und die Belebtheit Jugendlicher und Kinder die stillen Höfe und Korridore der Grundschule in Odziena erfüllt. Dort fand das Ferienlager für Familien mit Kindern, die besondere Bedürfnisse haben, statt. Dem Pastoralen Haus für Jugendliche und Caritas Latvija haben sich diesmal junge Familien aus Pļaviņi und einige schon bekannte Familien aus Riga angeschlossen. Dieses Erlebnis wurde ermöglicht durch das Engagement besonders herzlicher und selbstloser Jugendlichen.
Schon auf der Fahrt nach Odziena empfanden wir große Aufregung, weil wir keine der neuen Familien kannten, und nicht wussten, was für Kinder sich uns anschließen würden. Jedes der Kinder war wirklich besonders, und besonders in ihnen überwog die Freude, die Schaffungslust, die Offenheit dem Neuen und der Freundschaft. Zusammen mit den Jugendlichen wurden Bilder gemalt, Spiele gespielt, Kekse gebacken, Sandschlösser mit ihren eigenen Welten gebaut, verschiedene Musikinstrumente gespielt, lettische Volkslieder gesungen und neue Melodien erfunden. Jeder machte seinen Fähigkeiten entsprechend mit. Die Eltern ließen sich auch nicht abhängen und nahmen am Kekse backen teil, bastelten Schmuck, bemalten Eier während sie über ihre Kinder redeten und sprachen mit einem Kinderpsychologen. Die Hauptsache diese Tage war das Beisammensein und die Zusammenarbeit.
Zum Schluss des Ferienlagers sagten die Mütter: Ihr seid wirklich wunderbar! … Das war eine Erholung vom Alltag.... Es war toll, wir wollen mehr! ....Vielen Dank für die tolle, liebe, und herzliche Gesellschaft.