VOM STOLZ KATHOLISCH ZU SEIN

Podium über die aufstrebende Kirche Schwedens

Moderator Guido Erbrich, Benedicta Lindberg, Matthias Micheel, Pater Pascal Lung, Pater Philip Geister SJ, Ulrika Erlandsson und Monsignore Georg Austen.
Moderator Guido Erbrich, Benedicta Lindberg, Matthias Micheel, Pater Pascal Lung, Pater Philip Geister SJ, Ulrika Erlandsson und Monsignore Georg Austen.

28.05.2016

„Kleine Kirche ganz groß – Was wir von Schweden lernen können“

Mit großer Spannung erwartet: Papst Franziskus besucht im Oktober das schwedische Lund. Hier wird er auf eine materiell arme, dafür junge, internationale und stark wachsende Kirche treffen. Was bedeutet Katholischsein in Schweden, in der Diaspora? Wie kann das nordeuropäische Land Vorbild für die deutsche Kirche sein? Antworten auf diese Fragen gab es am Samstag beim zweiten Podium des Bonifatiuswerkes auf dem Katholikentag. „Kleine Kirche ganz groß – Was wir von Schweden lernen können“ lautete der Titel.

Mit dabei: Pater Pascal Lung, Generalvikar von Stockholm, Benedicta Lindberg, Generalsekretärin der schwedischen Lebensrechts-Bewegung „Respekt“, Pater Philip Geister SJ, Rektor der katholischen Hochschule „Newmaninstitut“ in Uppsala, Ulrika Erlandsson, Leiterin des Katholischen Pädagogischen Instituts Stockholm, und Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes.

Weltkirche ganz konkret

Eine Pfarrei kann in Schweden schon mal die Größe Bayerns haben: „Über die Sorgen der deutschen Kirche zu neuen pastoralen Räumen können die schwedischen Glaubensgeschwister nur lächeln“, sagte Monsignore Austen. Trotzdem strahlten Schwedens Katholiken viel Ruhe und Freiheit aus und sie fänden Gehör in der Gesellschaft. Zugleich sei die Kirche dort geprägt von größter Internationalität. „Die Weltkirche wird dort ganz konkret.“ Zwar sei sie materiell arm, dafür aber reich an Erfindungsgeist und engagierten Menschen.

Viel mehr als Sakramentenvorbereitung

Einer dieser engagierten Menschen ist Ulrika Erlandsson. „Da es in Schweden keinen konfessionellen Religionsunterricht gibt, haben die Gemeinden eine große Verantwortung zur Schulung der Gläubigen“, sagte Erlandsson. Zahlreiche Ehrenamtliche würden die mehrere Jahre andauernde Katechese-Arbeit leisten. „Diese ist viel mehr als Sakramentenvorbereitung. Sie trägt vor allem dazu bei, dass die jungen Katholiken eine positive Einstellung zu ihrer katholischen Identität erhalten und diese auch weiter vermitteln.“ Man solle stolz sein, katholisch zu sein, so Erlandsson.

Eine wirkliche Einheit

Pater Geister unterstrich, dass die katholische Kirche in Schweden als ein Gesprächspartner anerkannt sei, mit dem man ernsthaft und fundiert diskutieren könne. „In gesellschaftlichen und ethischen Fragen werden wir ernst genommen.“ Kirche mische mit und mische sich ein. Dieser Erfolg sei nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die katholische Kirche als eine wirkliche Einheit bestehe. „Hier kämpfen wirklich alle für die gleiche Sache, und das ist für das ganze Land ein wunderbares Zeugnis des Glaubens.“ Demütig, einfach, arm: Das gebe Glaubwürdigkeit und Wertschätzung in der säkularen Gesellschaft, so Geister.

Als ein Partner mit dem man in Schweden spricht gilt auch die Lebensrechtsorganisation „Respekt“, wie Benedicta Lindberg betonte. „Gerade in Fragen des Lebens – wie die zur Sterbehilfe und Abtreibung – nimmt die Kirche in Gestalt von Respekt an der Debatte in der Gesellschaft teil.“

„Wir sind demütig und arm, aber wir teilen gerne das, was wir haben“

Tack – Danke: Das ist laut Pascal Lung der Begriff, mit dem er die Situation der Kirche in seinem Land beschreiben möchte. Über ein Viertel der Mitglieder seien unter 25 Jahre alt. „Die Kinder und Jugendlichen bringen unsere frohe Botschaft raus zu den Menschen“, sagte Lung. Sie würden den katholischen Glauben verteidigen und ihn gerne leben. Für diese junge und lebendige Kirche sei er sehr dankbar. Ebenso für die vielen Nationalitäten. „Wir sind demütig und arm, aber wir teilen gerne das, was wir haben“, betonte Lung mit Blick auf Menschen, die neu in die Gemeinden kommen. Auch das Ordensleben würde aufblühen und mehrere Neupriester kämen im Jahr hinzu. „Sie sehen: Bei uns ist Leben in der Bude“. Danke sagte Lung auch an die deutschen Katholiken: Er könne immer auf die Großzügigkeit der deutschen Spender rechnen.

Moderiert wurde das Podium von Guido Erbrich, Leiter der Heimvolkshochschule Roncalli-Haus Magdeburg. Den musikalischen Rahmen gestaltete das Vokalensemble Sankta Eugenia aus Stockholm.

(pk/tmg)

Impuls von Monsignore Austen: Was wir von den Schweden lernen können