4,5 MILLIONEN EURO FÜR ERHALTUNGSMAßNAHMEN

Sanierung der Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus abgeschlossen

Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus.
Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus.

11.03.2016

Deutschlands östlichste Bischofskirche ist saniert. Nach über drei Jahren sind die Außenarbeiten an der katholischen Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus abgeschlossen. 4,5 Millionen Euro kosteten die Erhaltungsmaßnahmen insgesamt.

Die Sanierung von Turmschaft, Klinkerfassade, Dach und Fenstern kostete wie geplant 3,3 Millionen Euro, bilanzierte Dompropst Hubertus Zomack am Donnerstag. Davon kamen 2,2 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln des Bund, des Landes Sachsen und der Stadt Görlitz. Das Bonifatiuswerk, das katholische Einrichtungen in Minderheitenlage fördert, gab 630.000 Euro dazu. Weitere 1,2 Millionen Euro wurden jedoch zusätzlich für weitere, anfangs nicht vorgesehene Baumaßnahmen erforderlich.

Am stärksten fällt ins Auge, dass die ursprüngliche neogotische Dachform mit Zwerchhäusern und Dreiecksgiebeln sowie der Zierdeckung mit Dachziegeln in drei unterschiedlichen Farben wiederhergestellt ist. Diese Dachform werde Stürmen, Starkregen und Schneelasten besser standhalten als das nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Dach, zeigte sich der Leiter der Bau-Abteilung des Bistums Görlitz, Thomas Backhaus, gewiss. Am 7. Mai 1945, kurz vor Kriegsende, wurde das Gotteshaus durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt und anschließend nur mit den damals zu Verfügung stehenden Mitteln gesichert. Auch schwefelsaure Luft sowie der Lokomotivenrauch des nahe gelegenen Bahnhofes hinterließen ihre Spuren an der Fassade.

,,Begeistert, was die Handwerker hier geleistet“

Der oberste Denkmalschützer von Görlitz, Peter Mitsching, lobte die denkmalgerechte Sanierung. "Ich bin begeistert, was die Handwerker hier geleistet haben", freute sich der Leiter der Denkmalschutzbehörde. Die wiederhergestellten Zierelemente seien nicht nur schön anzusehen, sondern hätten auch einen technischen Nutzen. Auch Architektin Doris Kohla erläuterte, dass die Ziertürmchen die tragenden Teile der Dachstuhlkonstruktion nun wieder wasserdicht abschließen können. Der neogotische Dachstuhl zeige  eindrucksvoll ein ideales Zusammenwirken von Konstruktion und Ästhetik.

100.000 Ziegel auf 2.600 Quadratmetern Dachfläche verlegt

Nach Kohlas Angaben wurden 100.000 Ziegel auf 2.600 Quadratmetern Dachfläche verlegt und die Entwässerung gegenüber dem früheren Zustand verbessert. So gibt es nun mehr Fallrohre für das Wasser, das die stärkeren Niederschläge infolge des Klimawandels bringen. Überdies wurden Fassadenziegel im Wert von über einer halben Million Euro ausgetauscht. Bei der Instandsetzung von 1947/48 waren viele Ziegelverkleidungen nicht fachgerecht mit dem dahinterliegenden Mauerwerk verbunden. Eindringendes Wasser hatte in den folgenden Jahrzehnten große Schäden verursacht.

Auch bei der Turm- und Fassadensanierung sind die ursprünglichen Baudetails nun rekonstruiert. "Neben der Turmuhr gibt es jetzt wieder zwei kleine Rosetten. Damit steht die Uhr wieder auf Füßen wie ein Wecker", so Thomas Backhaus. Ein Ziegelwerk fertigte die benötigten Steine für die Sanierung extra an, 25 individuelle Formen waren notwendig.

Positive Überraschungen

Die Sanierung brachten auch positive Überraschungen mit sich. So kosteten die Arbeiten am Turmschaft "nur" 374.000 Euro, ursprünglich waren 550.000 Euro veranschlagt. "Die Substanz wurde aber nach unten hin immer besser", so Thomas Backhaus. Im Turm wurde der alte Glockenstuhl durch einen neuen aus Eichenholz ersetzt, das Geläut ist nun durch zwei neue Glocken ergänzt. Die Kosten von 141.000 Euro für Glockenstuhl und Glocken konnten ganz aus Spenden finanziert werden. Erstmals ist die Kathedrale nun auch für Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe zugänglich. Der Einbau eines Aufzugs am Westportal der Kirche für 130.000 Euro macht es möglich.

Stichwort: Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus

Die heutige Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus wurde am 6. Oktober 1900 geweiht. Ursprünglich war das neugotische Gotteshaus als Filialkirche gedacht, wurde dann aber 1918 durch den Breslauer Fürstbischof, Kardinal Adolf Bertram, Pfarrkirche der neuen Gemeinde Sankt Jakobus. Damit erhielten die Katholiken im Süden der Neißestadt ein eigenes religiöses Zentrum.

In Folge des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche in den Rang einer Kathedrale erhoben. 1947 musste Kapitelsvikar Ferdinand Piontek Breslau verlassen, als Schlesien östlich der Neiße an Polen fiel. Von Görlitz aus verwaltete er die westlich des Grenzflusses gelegenen Gebiete des früheren Erzbistums Breslau.

Als das Görlitzer Gebiet 1972 zur Apostolischen Administratur erhoben wurde, erhielt die Kirche den Titel "Pro-Kathedrale". Seit der Gründung des Bistums Görlitz 1994 ist die Kirche die Kathedrale des Bistums und gleichzeitig Pfarrkirche der Kathedralgemeinde.

(KNA)


Förderung durch das Bonifatiuswerk

Die Sanierung der Kathedrale der St. Jakobus Gemeinde wurde in den Jahren 2011-2016 mit einer Fördersumme von insgesamt 660.000 Euro unterstützt.