INTERVIEW ZWISCHEN TV-STAR UND PRIESTER

Maite Kelly und Georg Austen beim Gesprächsabend mit über 100 Firmbewerbern

Msgr. Austen (ganz vorne 3. v. l.) und Maite Kelly (3. v. r.) mit Firmbewerbern, Katecheten und Mitgliedern des Seelsorgeteams aus Eslohe und Umgebung. Fotos: Glenz
Msgr. Austen (ganz vorne 3. v. l.) und Maite Kelly (3. v. r.) mit Firmbewerbern, Katecheten und Mitgliedern des Seelsorgeteams aus Eslohe und Umgebung. Fotos: Glenz

23.06.2016

Maite Kelly und Georg Austen beim Gesprächsabend mit über 100 Firmbewerbern

„In den 1990er-Jahren waren wir so berühmt wie heute Helene Fischer. Wir hatten alles erreicht. Und doch hat etwas in meinem Leben gefehlt. So habe ich mich auf die Suche nach Gott gemacht.“ Mit Maite Kelly bekamen die Jugendlichen, die sich im Pastoralverbund Schmallenberg-Eslohe auf das Sakrament der Firmung vorbereiten, jetzt prominenten Besuch. Die aus dem Fernsehen bekannte Sängerin und Buchautorin war am Mittwoch zu einem Gesprächsabend in der St. Antonius Kirche in Bremke zu Gast. An der Veranstaltung, die unter dem Thema „Feuer und Flamme“ stand, nahm ebenfalls Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, teil. Der TV-Star und der Priester interviewten sich gegenseitig über ihr Leben und ihren Glauben. Die über 100 anwesenden Jugendlichen hörten gebannt zu und konnten den beiden Gästen ihre eigenen Fragen stellen.

„Welche Rolle hat der Glaube in der Kelly Family gespielt?“, wollte Monsignore Austen wissen. „Mein Vater war sehr gläubig, aber er hat sich dann zunächst von der Kirche immer weiter entfernt“, berichtete Kelly. Die großen kirchlichen Feste – Weihnachten und Ostern – seien zwar in ihrer Familie wie selbstverständlich gefeiert worden. Aber „Gott“ sei als Gesprächsthema tabu gewesen. „Wenn man über Gott spricht, muss man ja auch über seine Gefühle sprechen“, so Kelly. Und das sei in ihrer „Unternehmer-Familie“, die ständig auf Tour war, nur selten der Fall gewesen. „Ich habe irgendwann gemerkt, dass etwas mit unserem, mit meinem Leben nicht stimmt.“ So habe sie mit 16 Jahren gesagt: „Gott, wenn es dich gibt, zeig mir dein Gesicht!“ Eine „Begegnung mit Christus“ auf einer Pilgerreise habe ihr Leben dann komplett verändert. „Seitdem weiß ich sicher: Gott ist da. Er trägt mich.“ Jetzt gehe sie alle vier Wochen zur Beichte. „Wenn ich das nicht mache, bekomme ich Probleme mit meinem inneren Kompass“, so Kelly. Der Glaube und religiöse Rituale spielten heute für sie, ihren Mann und ihre drei Kinder als Halt und Orientierung die zentrale Rolle. Zudem ist Kelly ehrenamtlich als Botschafterin des Bonifatiuswerkes tätig. „Das mache ich aus Überzeugung, denn das Bonifatiuswerk hilft, unseren Glauben lebendig zu halten.“

Weinen und Beten im Gefängnis

„Warum wird man Priester? Reicht es nicht, ,normal‘ katholisch zu sein?“, wollte ein Firmbewerber von Monsignore Austen wissen. „Das reicht auch“, antwortete er. „Ich vergleiche das mit einem Virus: Manche Menschen sind so stark vom Evangelium infiziert, dass sie sich entscheiden, Priester zu werden oder Ordensmann oder eine andere Berufung im Dienst der Kirche.“ „Ein Leben ohne Frau, ohne Kinder: Fehlt da nicht manchmal was?“, fragte Kelly. Natürlich tue es manchmal weh, dass man keine eigene Familie gegründet habe, „alles andere wäre gelogen“, so Austen. Hin und wieder frage man sich durchaus, ob man die richtige Entscheidung getroffen habe. „Aber dann merke ich wieder, wie sehr mich meine Arbeit als Priester erfüllt. Man darf die Frohe Botschaft verkünden und ist einfach immer sehr nah an den Menschen dran.“ So auch zu der Zeit, als er als Gefängnisseelsorger tätig war. „Ich hätte nie gedacht, wieviel in den Zellen geweint und gebetet wird.“ Und das mache für ihn den Wert des Glaubens aus, so Austen. „Dass er mich trägt – nicht nur, wenn alles gut ist, sondern auch dort, wo Schuld, wo Scheitern in mein Leben tritt.“

„Haben Sie manchmal Angst, dass der Glaube immer mehr in den Hintergrund tritt?“, lautete eine weitere Frage aus dem Publikum. „Ich habe keine Angst, dass er verschwindet“, sagte Austen. „Aber ich bin oft erschrocken, wie wenig die Menschen über ihren Glauben wissen.“ Viele Christen seien nicht mehr auskunftsfähig über ihre Religion und das müsse sich künftig ändern. „Wir alle können und müssen daran mitwirken, wie das Gesicht der Kirche heute für morgen aussehen soll.“ „Und welchen Satz können Sie uns heute für morgen mitgeben?“, so die abschließende Frage an die beiden Gäste. „Ich wünsche euch Zeit“, sagte Kelly. „Viel Zeit, denn Zeit ist etwas Kostbares. Sie gibt uns auch die Chance, unsere Fehler wieder gutzumachen.“ Austen: „Jeder Mensch ist einzigartig, um diese Welt und unsere Kirche mit seinen Fähigkeiten zu gestalten. Du weißt nicht, was Gott mit dir vorhat. Und vielleicht ist das viel mehr als du denkst.“

Als Rahmenprogramm sang Maite Kelly an dem Abend einige ihrer Lieder. Monsignore Austen stellte zudem die Arbeit des Bonifatiuswerkes vor und bedankte sich anschließend für die Solidarität der jungen Menschen, die durch ihre Gaben über 700 Projekte jährlich in der Kinder- und Jugendhilfe des Bonifatiuswerkes ermöglichen. Denn das Spendenhilfswerk ist eng mit allen Firmbewerbern verbunden: Die Kollekten in den deutschlandweiten Firmgottesdiensten kommen den vom Bonifatiuswerk unterstützten Projekten zu Gute. Außerdem stellt das Hilfswerk für den Glauben in jedem Jahr allen Gemeinden in Deutschland Materialien für die Firmvorbereitung zur Verfügung.

(tmg)

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