"WIE MÖNCHE DES 21. JAHRHUNDERTS LEBEN"

Zisterziensermönche planen Klosterneubau in Neuzelle

Das Zisterzienserkloster Neuzelle (Foto: Patrick Kleibold)
Das Zisterzienserkloster Neuzelle (Foto: Patrick Kleibold)

27.08.2018

Eine Woche vor der Gründung eines Tochterklosters im brandenburgischen Neuzelle warten die Zisterzienser aus dem österreichischen Stift Heiligenkreuz mit einer Überraschung auf: Entgegen bisheriger Planung werden sie künftig nicht im historischen Kanzleigebäudes des Klosters wohnen.

Vielmehr wollen sie einen Neubau in einer Entfernung von bis zu zwölf Kilometern errichten, wie der Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim, am Montag in Potsdam vor Medienvertretern ankündigte. Der Standort steht noch nicht fest.

Kloster wiederbeleben

Nach über einjährigen Planungen gründet der Orden am kommenden Sonntag, 2. September, feierlich das Tochterkloster in Form eines Priorats. Sechs "Gründermönche" aus Heiligenkreuz werden zunächst im katholischen Pfarrhaus auf dem Klostergelände wohnen.

Eingeladen zur Klostergründung hat sie der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt. Im 750. Gründungsjahr des Klosters leben dann wieder dauerhaft Zisterzienser in Neuzelle. Dort war der Orden in den vergangenen 200 Jahren nicht präsent, nachdem Preußen den Klosterbesitz verstaatlicht hatte.

Eine Oase für Suchende

Heim begründete die Entscheidung für einen neuen Klosterstandort mit den Vorgaben des Zisterzienserordens. Die Mönche wollten nicht "wie Großgrundbesitzer" in die historischen Bauten zurückkehren. Sie wollten die Grundlagen dafür schaffen, "wie Mönche des 21. Jahrhunderts zu leben". Der neue Klosterbau solle auf dem weitläufigen historischen Stiftsgelände stehen. Es solle eine "Oase für Suchende" werden. Ihre regelmäßigen Gebetszeiten würden die Mönche dann fallweise in der historischen Klosterkirche und einer Kapelle des Klosters halten. Heim betonte, mit der neuen Lösung könnten die auf dem Klostergelände angesiedelten Einrichtungen wie eine Musikschule "ihr Heimatrecht behalten".

Mehr Gestaltungsfreiheit

Der Ökonom des Priorats, Pater Kilian Müller, erklärte, ein Klosterneubau eröffne mehr "Gestaltungsfreiheit" als das denkmalgeschützte Kanzleigebäude. So sei es unkomplizierter, Gästezimmer für "Kloster auf Zeit" und Räume für weitere Mönche bereitzustellen. Auch sei es einfacher, Fundraising für ein Gebäude zu machen, das Eigentum des Ordens ist, als für das in staatlichem Besitz verbleibende Kanzleigebäude.

Zu Kosten und weiteren Vorstellungen für den Neubau wollte sich der Orden noch nicht äußern. Bischof Ipolt kündigte eine Förderung des Bistums Göritz in Höhe von einer Million Euro an. Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) sicherte die Unterstützung des Landes bei der Grundstückssuche zu. Sie ist auch Vorsitzende der landeseigenen Stiftung Stift Neuzelle.

(kna)