ERSTER PREISTRÄGER

"KinderPilgerWeg"

Der erste Platz des Bonifatiuspreises: KinderPilgerClubs Telgte, Künstlerin Petra-Maria Wewering (rechts) und Propst Dr. Michael Langenfeld (3.v.r.), gemeinsam mit ZDF Moderator Tim Niedernolte (5.v.r.), Bonifatiuswerk-Präsident Heinz Paus (2.v.l.) Bonifatiuswerk Geschäftsführer Ingo Imenkämper (3.v.l.), Bischof Dr. Wiesemann (Mitte hinten) und Katharina Binz Stellv. Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz (links) (Foto: Marius Thöne)
Der erste Platz des Bonifatiuspreises: KinderPilgerClubs Telgte, Künstlerin Petra-Maria Wewering (rechts) und Propst Dr. Michael Langenfeld (3.v.r.), gemeinsam mit ZDF Moderator Tim Niedernolte (5.v.r.), Bonifatiuswerk-Präsident Heinz Paus (2.v.l.) Bonifatiuswerk Geschäftsführer Ingo Imenkämper (3.v.l.), Bischof Dr. Wiesemann (Mitte hinten) und Katharina Binz Stellv. Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz (links) (Foto: Marius Thöne)

Was ist eigentlich eine Wallfahrt? Was machen die Leute da – und warum? Diese Fragen haben sich die sieben Kinder des KinderPilgerClubs Telgte gestellt. Gemeinsam mit der Künstlerin Petra-Maria Wewering und dem Telgter Propst Dr. Michael Langenfeld überlegten die Acht- bis Zehnjährigen, wie sie anderen Kindern erklären können, warum jährlich Tausende Menschen nach Telgte bei Münster pilgern.

Gut sechs Monate lang traf sich die Gruppe wöchentlich. Sie sprachen über Bibeltexte und über das diesjährige Wallfahrtsmotto "Himmel + Erde berühren". Sie gingen durch die Innenstadt, schauten sich Statuen und Gedenkorte an und besuchten die Wallfahrtskapelle. "Schnell war klar: Wenn wir erklären wollen, was eine Wallfahrt ist, dann brauchen wir einen Weg", sagt Propst Langenfeld.  Entstanden ist ein 1,5 Kilometer langer Rundweg mit zwölf Stationen, den Kinder, Familien oder Gruppen eigenständig entdecken können. Dieses Kinder-Pilger-Projekt aus Telgte hat nun den ersten Platz beim diesjährigen Bonifatiuspreis gewonnen.
 

KinderPilgerPass

Los geht es bei dem Projekt in der Nähe der Wallfahrtskapelle an einer Figur von König Melchior. "Auch Melchior war ein Pilger, unterwegs zum Jesuskind in der Krippe. Er erinnert uns daran, welche Schätze wir beim Pilgern entdecken können", sagt Petra-Maria Wewering, die das Projekt initiert hat. Hier können die Pilger den KinderPilgerPass mitnehmen – mit Informationen zu den einzelnen Stationen und kleinen Aufgaben. Jede Station ist durch eine Holz-Stele mit einem Stern markiert. "Die Kinder haben Texte geschrieben und eingesprochen, die sich mit dem Smartphone über QR-Codes abrufen lassen", sagt Richard Schu-Schätter, Pilgerseelsorger und Pastoralreferent der Kirchengemeinde St. Marien. Außerdem gibt es einen passenden Bibelvers und die Künstlerin erklärt die Gestaltung.

Am Gedenkort der Heimatvertriebenen aus der ehemaligen schlesischen Grafschaft Glatz haben sich die Kinder zum Beispiel mit dem Thema Heimat beschäftigt. Sie haben überlegt, was ihnen ihre Heimat bedeutet. Aus Beton haben sie Bodenfliesen gefertigt und Worte eingeritzt, die sie mit ihrem Zuhause verbinden: Familie, Freunde, Schutz. "Für die Pilger ist ein Barfußweg entstanden, der anregt, selbst über seine Heimat nachzudenken", sagt Schu-Schätter.

Die Kinder haben für den Pilgerweg Orte genutzt, die bereits gestaltet waren, aber sie haben auch Neues geschaffen. So haben sie etwa an einer anderen Station Spiegelsterne in die Baumkronen von Fichten gehängt. "Wenn sie von unten hineinschauen, dann stehen sie mit ihren Füßen fest auf der Erde verwurzelt und können doch den Himmel berühren", sagt Wewering. Für eine andere Station haben die Kinder eine Himmelsleiter gefertigt. Zwei Stufen sind vom Boden aus begehbar. Der zweite Teil der Leiter hängt in einer Baumkrone. "Die muss man mit Blicken emporsteigen. Unsere Augen heben sich dann zum Himmel", sagt Wewering.
 

Im Sommer fertiggestellt

Seit dem Sommer ist der KinderPilgerWeg in Telgte fertig. Er bleibt das ganze Jahr über zugänglich. Viele Familien und Gruppen haben ihn schon ausprobiert. "Wir müssen regelmäßig die Gebetszettel und den KinderPilgerPass nachlegen", sagt Schu-Schätter. Auch einige Erstkommuniongruppen wollen den Weg für ihre Vorbereitung nutzen. "Für Gruppen ist es auch möglich, eine kleine Andacht in der Wallfahrtskapelle zu organisieren, wo der Weg endet", sagt er.

Geplant ist, den Pilgerweg jährlich an das neue Wallfahrtsmotto anzupassen.  "Dann können sich wieder Kinder für den Pilgerclub melden und neue Texte schreiben und Kunstwerke planen."

Das Pilger-Projekt begeistert Schu-Schätter, weil es in zwei Richtungen wirkt: Zum einen haben die Kinder viel über ihren eigenen Glauben gelernt und sich intensiv mit den Themen Freiheit, Nächstenliebe und Menschenwürde beschäftigt. Zum anderen wurden sie selbst zu Missionaren für den Glauben. "Sie sind unglaublich stolz auf ihr Projekt und wollen auch ihren Schulklassen den Weg vorstellen", sagt Schu-Schätter. Da der Weg jederzeit und von jedem ausprobiert werden kann, stoßen auch viele Tagesgäste in Telgte darauf und lassen sich von den Stationen inspirieren.

(Kerstin Ostendorf)