ZWEITER PREISTRÄGER

"Trostkoffer"

Die zweiten Preisträger, gemeinsam mit ZDF Moderator Tim Niedernolte (links), Bonifatiuswerk-Präsident Heinz Paus (2.v.l.) Bonifatiuswerk Geschäftsführer Ingo Imenkämper (Mitte), Bischof Dr. Wiesemann (2.v.r.) und Katharina Binz Stellv. Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz (Foto: Marius Thöne)
Die zweiten Preisträger, gemeinsam mit ZDF Moderator Tim Niedernolte (links), Bonifatiuswerk-Präsident Heinz Paus (2.v.l.) Bonifatiuswerk Geschäftsführer Ingo Imenkämper (Mitte), Bischof Dr. Wiesemann (2.v.r.) und Katharina Binz Stellv. Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz (Foto: Marius Thöne)

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, bricht für die Angehörigen oft eine Welt zusammen. Besonders für Kinder ist es nicht einfach, solche Verluste zu verarbeiten. Dabei will der Pfarrverband Stiftsland Berchtesgaden im Erzbistum München und Freising helfen und hat vor einem Jahr den Trostkoffer zum Ausleihen gestaltet. Mittlerweile gibt es schon drei.
 

Charli ist für trauernde Familien da

"Liebe Kinder, liebe Eltern, ich bin der Engel Charli. Meine Aufgabe ist es, Menschen zu trösten und für sie da zu sein." So werden Eltern begrüßt, die zusammen mit ihren Kindern gerade einen Trauerfall verarbeiten müssen und sich Hilfe beim Pfarrverband gesucht haben.

Doch was ist der Trost-Koffer überhaupt? "Der Trost-Koffer ist ein Koffer, der Eltern von Kindergarten und Grundschulkindern helfen soll, gemeinsam die Trauer um einen lieben Menschen zu bewältigen", erklärt Religionslehrerin Stefanie Witte. Sie hat zusammen mit Pastoralreferent Martin Kienast das Projekt ins Leben gerufen. Auslöser war die Frage einer Mutter, die bei einem Trauerfall in der Familie Hilfe gesucht hat. "Sie kam mit der Frage zu mir: 'Wie kann ich konkret auf mein Kind eingehen?'", berichtet Witte.

"Jeder Trauerfall ist unterschiedlich und jedes Kind reagiert anders", weiß auch Kienast. Deshalb hat er zusammen mit Stefanie Witte viele Bücher gesammelt, die sich mit dem Thema Trauer unter vielen verschiedenen Gesichtspunkten befassen. Daraus haben die beiden eine Art Anleitung verfasst. "Es geht darum, Eltern Methoden an die Hand zu geben, wie sie mit ihrem Kind trauern können", erläutert Witte die Idee konkreter." Trauer sei immer noch ein Tabu-Thema. "Oft wird mit den Kindern nicht gesprochen, um sie zu schützen, dabei wollen auch sie über den Tod und den Verlust sprechen."

Charli ist Trauerhelfer

Ein erster Schritt, dieses Tabu zu durchbrechen, Kindern in ihrer Trauer eine Stimme zu geben und Eltern zu helfen, ist gemacht. Die braunen Koffer sind mit vielen Büchern und Methoden gefüllt, die helfen sollen. Mittendrin der kleine Engel Charli. Charli ist ein selbst genähter Stoffengel, er ist der Trauerhelfer und darf in den Familien bleiben.

„Wir haben fleißige Näherinnen gefunden, die Charli für jede Familie neu gestalten“, erzählen Witte und Kienast begeistert. Die Kolpingsfamilie Berchtesgaden sorgte für die Finanzierung des Koffers. Neben vielen Büchern und der Anleitung von Charli gibt darin auch Kerzen, die die Familien ebenfalls behalten dürfen und individuell gestalten können. Auf Wunsch kann im Pfarrbüro Bischofswiesen auch ein Luftballon mit Helium abgeholt werden, mit dem dann die Wünsche an den Verstorbenen verschickt werden können.

Das ist eine der Ideen, die Stefanie Witte und Martin Kienast in ihren Methoden gesammelt haben. „Eine Nachricht an den Verstorbenen aufschreiben und ihm schicken, kann genauso helfen, zu verarbeiten, wie eine Schatzkiste mit Erinnerungen an den Verstorbenen anzulegen“, nennt die Religionslehrerin Beispiele.

Den ursprünglichen Gedanken, dass der Trostkoffer zwei Wochen in den Familien bleibt, haben Witte und Kienast schnell über Bord geworfen. "In vielen Fällen ist das einfach zu kurz", bringt es der Pastoralreferent auf den Punkt. Das gelte besonders, wenn ein Elternteil oder ein Kind stirbt, berichtet Kienast. Derzeit begleitet der Trostkoffer beispielsweise zwei Kinder (zwei und fünf Jahre alt), die ihren 37 Jahre alten Vater verloren haben. Vor diesem Hintergrund sei sehr schnell klar geworden, dass ein zweiter und gerade aktuell ein dritter Koffer angeschafft werden muss.

Martin Kienast ist froh, dass der Trostkoffer im Pfarrverband gut angenommen wird. Dass es ihn gibt, hat sich herumgesprochen. "Wir nutzen Familiengottesdienstkreise und die Kindergärten, um darauf aufmerksam zu machen", berichtet Kienast. 

(thm)