GEFÖRDERTE PERSONALSTELLE IM BISTUM GÖRLITZ
FÖRDERZEITRAUM: 2021 - 2022
FÖRDERSUMME: 55.000 Euro
BISTUM: Bistum Görlitz
STELLENINHABER: Sr. Regina Stallbaumer sa
In einem Schutzhaus auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt sind besonders vulnerable Geflüchtete untergebracht, z.B. Betroffene von Vergewaltigungen oder Menschenhandel. Für die Christinnen und Christen unter ihnen ist es oft schwierig, in Kontakt mit einer Gemeinde zu kommen, in der sie eine neue Heimat finden. Als Seelsorgerin in der Erstaufnahmeeinrichtung gibt Sr. Regina Stallbaumer sa hier die Möglichkeit, um über ihre schlimmen Erfahrungen zu sprechen, vermittelt an weiterführende Beratungsangebote weiter und sorgt für die notwendige Unterstützung.
Monate oder oft auch Jahre der Flucht haben die – je nach Zeitpunkt – ca. 300-700 Bewohner*innen der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt geprägt. Was sie erlebt haben und erleben, ist für sie oft sehr belastend und droht sie manchmal fast zu zerreißen. Manche sind verzweifelt, denn in ihren Heimatländern sehen sie ihr Leben bedroht oder können für sich dort einfach keine Lebensperspektive finden. Angesichts ihrer aufenthaltsrechtlichen Unsicherheit haben viele Angst. Jede*r bringt eine je individuelle Geschichte mit. In einem Schutzhaus auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung sind besonders vulnerable Geflüchtete untergebracht. Dies sind z.B. Betroffene von Vergewaltigungen oder Menschenhandel, physisch oder psychisch kranke Personen und LGBTQ. Der größere Teil der Geflüchteten ist muslimischen Glaubens. Doch insbesondere unter Geflüchteten aus einigen afrikanischen Ländern und aus dem Iran gibt es auch Christ*innen. Oft ist es für sie schwierig, in Kontakt mit einer Gemeinde zu kommen, in der sie eine neue Heimat finden.
Als Seelsorgerin in der Erstaufnahmeeinrichtung schenke ich den Geflüchteten einen Raum, um über ihre Erfahrungen sprechen zu können. Dies kann für sie sehr entlastend sein. Dabei habe ich vorrangig die besonders schutzbedürftigen Geflüchteten im Blick. Wo dies angezeigt ist, vermittle ich an weiterführende Beratungsangebote weiter und kann somit eine wichtige Brücke sein, damit die Geflüchteten die notwendige Unterstützung bekommen. Christ*innen eröffne ich z.B. beim Bibelgespräch einen Raum, in dem ihr Glaube, eine für sie wichtige Kraft- und Hoffnungsquelle, gestärkt werden kann. Auch für Geflüchtete, die sich für das Christentum interessieren, bin ich Ansprechperson und führe sie in zentrale Inhalte und Werte des Christentums ein. All dies geschieht in ei-ner Region, in der Religion nur für wenige Menschen eine Rolle spielt und in der allein meine Präsenz als Vertreterin der Kirche Fragen aufwerfen kann.
Als Ordensfrau einer internationalen Gemeinschaft, der Kongregation der Helfe-rinnen, bin ich es gewohnt, mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen zu leben und zu arbeiten. Die Verbundenheit mit Menschen über Grenzen unterschiedlicher Kulturen, Sprachen und Herkunftsländer ist mir wichtig. Der Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit sind für mich eng miteinander verknüpft.
„Accompany - serve - advocate“ – diese drei Worte charakterisieren den Auftrag des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, für den ich arbeite – und sie stehen auch für das, was mir im Kontakt mit Geflüchteten wichtig ist: an der Seite geflüchteter Menschen stehen, sie begleiten und mich gemeinsam mit ihnen für ihre Rechte einsetzen. In der Begegnung mit Geflüchteten erlebe ich immer wie-der, wie bedeutsam es ist, sie als Person, mit ihrer je individuellen Geschichte wahrzunehmen und die Würde jedes einzelnen Menschen zu sehen. Und immer wieder kommt hier auch die Dimension des Glaubens mit ins Spiel.
Meine eigene Auslandserfahrung bei einem Freiwilligeneinsatz mit JEV (Jesuit European Volunteers) in Rumänien, sowie meine vorhergehende Berufserfahrung in der Flüchtlingsberatung helfen mir, mich immer wieder auf einen Perspektiv-wechsel einzulassen und auch notwendige soziale und rechtliche Aspekte im Blick zu haben. In der Seelsorge mit Geflüchteten ist es mir wichtig, mich auf das Erleben der Geflüchteten einzulassen, mit Ihnen nach Lebensperspektiven zu suchen, ihre Hoffnung zu stärken und denjenigen, die offen dafür sind, einen Raum zu eröffnen, um sich die Kraftquelle ihres Glaubens neu zu erschließen.
Sr. Regina Stallbaumer sa
Jesuiten-Flüchtlingsdienst Deutschland
Witzlebenstr. 30a
14057 Berlin
0177 6884855
stallbaumer@jrs-germany.org
www.jrs-germany.org
Seit 2009 fördert das Bonifatiuswerk Personalstellen für 24 Monate, um Experimentierfelder in der Pastoral auch dort zu ermöglichen, wo es aus finanziellen Gründen sonst nicht möglich wäre. Mit mehr als 50 Stellen und einer Gesamtfördersumme von über 3.000.000 Euro gehört die Personalstellenförderung zu einer der bedeutendsten Förderarten des Bonifatiuswerkes. Als Ergebnis einer Evaluation ist die Publikation „START-UPS des Glaubens“ mit Erfahrungsberichten einzelner Stellen und Informationen rund um die Personalstellenförderung erschienen.
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