ALS AUF EINMAL ALLES ANDERS WAR

Sr. Ane-Elisabet über norwegisches Klosterleben in Zeiten von Corona

Das Kloster Katarinahjemmet mitten in der norwegischen Hauptstadt Oslo (Foto: Sr. Ane-Elisabet Røer OP)
Das Kloster Katarinahjemmet mitten in der norwegischen Hauptstadt Oslo (Foto: Sr. Ane-Elisabet Røer OP)

29.04.2020

Sr. Ane-Elisabet lebt im Kloster Katarinahjemmet im norwegischen Oslo. Dort ist auch eine Einsatzstelle des "Praktikums im Norden" des Bonifatiuswerkes. An die Anfänge der Coronakrise erinnert sich die Dominikanerin noch gut, denn sie selbst war kurz zuvor noch im Ausland unterwegs und musste nach ihrer Rückkehr direkt in Quarantäne in ihre Klosterzelle.


Gesamtes Kloster unter Quarantäne

"Als ich von meiner Reise wiederkam, dachte ich, dass ich die Einzige wäre, die nun ihre fünfzehntägige Gefangenschaft antreten müsste", erklärt Sr. Ane-Elisabet die Situation vor Ort. Doch in der Zwischenzeit hatte das örtliche medizinische Team das komplette Kloster unter Quarantäne gestellt. Der Grund dafür? Es gab einen Verdacht auf das Covid-19-Virus bei einer jungen Frau aus dem Studentenwohnheim, das mit in das Kloster integriert ist. "Niemand durfte das Grundstück verlassen oder betreten", erinnert sich die Dominikanerin.

Zum Glück wurde die Studentin negativ getestet, doch das Leben im Kloster war nicht mehr das gleiche. Das Gästehaus, das ebenfalls an das Kloster angegliedert ist, wurde aus Vorsichtsmaßnahmen geschlossen. Im Haus, so berichtet Sr. Ane-Elisabet, waren nur noch die Schwestern, teilweise schon älteren Alters, Studenten und Praktikanten. Besuche waren nicht erlaubt, vor allem auch nicht von einer großen Gruppe von älteren Männern und Frauen, die den Schwestern regelmäßig am Empfang helfen.

Eindrücke aus dem Kloster Katarinahjemmet in Oslo

Wirtschaftliche Folgen

"Das geschlossene Gästehaus hat auch Auswirkungen auf unsere Wirtschaftlichkeit. Die Einnahmen hörten mehr oder weniger über Nacht auf. Die Sorgen wuchsen mit der Schwierigkeit, die Rechnungen bezahlen zu können. Mitarbeiter wurden vorübergehend entlassen, was eine harte und traurige Entscheidung war. Neben dem Gästehaus sind auch heute noch viele andere Apostolate geschlossen, aber wir hoffen, dass wir im August wieder öffnen können, wenn Gott und die Situation es zulassen werden", sagt die Dominikanerin optimistisch.

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Corona-Erfahrungen auch ein Segen

Trotz der vielen Sorgen sei die Erfahrung durch die Coronakrise in vielerlei Hinsicht ein Segen. Die Studenten und die Praktikanten des Bonifatiuswerkes seien von sich aus bei den Schwestern geblieben. "Einige der jungen Frauen nehmen mit uns am Gebet teil und in den Osterferien waren wir alle zusammen und haben zusammen gefeiert. Wir sind einander näher und haben uns auch für neue Wege geöffnet, um Menschen zu erreichen. Die Idee, die Liturgie zu streamen, ist gewachsen. Eine weitere Initiative ist eine Online-Bibelgruppe für junge Erwachsene", freut sich die Dominikanerin.

Ostern im Kloster Katarinahjemmet

Dankbar für erfahrene Solidarität

Besondere Großzügigkeit hätten die Schwestern aus ihrem Umfeld erfahren. "Wegen unserer wirtschaftlich sehr schwierigen Lage haben wir beschlossen, um Hilfe zu bitten. Als wir ein entsprechendes Gebet auf unserer Webseite veröffentlichten, antworteten viele Menschen mit Geschenken. Heute haben wir zum Beispiel eine große Menge frischen Fisch erhalten. Leute, die wir gut kennen und Leute, von denen wir kaum etwas gehört haben, bringen Lebensmittel für die Küche, Blumen für den Garten oder sie überweisen Geld, um uns durch diese Zeit zu helfen. Einige der Wohltäter sind ehemalige Praktikanten des Bonifatiuswerkes und ihre Familien. Dafür sind wir sehr dankbar", beschreibt Sr. Ane-Elisabet vom Kloster Katarinahjemmet in Oslo die erfahrene Solidarität.

(thmei)