ZWISCHEN BÜROTÜRMEN SOLL EINE KLEINE KIRCHE WACHSEN

Bonifatiuswerk fördert ökumenisches Tiny-House-Projekt

Eine Skizze der Außenansicht des Tiny House. (Grafik: Koop Architekten & Ingenieure)
Eine Skizze der Außenansicht des Tiny House. (Grafik: Koop Architekten & Ingenieure)

09.01.2023

Eigentlich war das Lyoner Quartier in Frankfurt am Main als reine Bürostadt geplant. Ein großer Nahrungsmittelkonzern und viele weitere Großunternehmen haben dort ihren Sitz. Mittlerweile hat sich das Bild allerdings gewandelt. Zwischen den Hochhausschluchten finden sich nun auch Wohnhäuser. "Allerdings gibt im Quartier keine Treffpunkte wie Gemeindehäuser, kaum Spielplätze und nur in den Randbereichen etwas Gastronomie", sagt George Kurumthottikal.

Der 40-Jährige arbeitet als Projektreferent bei der katholischen Kirchengemeinde St. Jakobus in der Frankfurter City und will das ändern – und zwar mit einem sogenannten Tiny House, das als Ort der Begegnung dienen soll. Darüber hinaus soll es in dem Tiny House aber auch spirituelle Angebote geben. So ganz klar sei die Abgrenzung noch nicht. "Ist das Tiny House eine Kirche oder ist es kirchliche Präsenz im Quartier?", fragt Kurumthottikal. Ihm sei daran gelegen, dass das Projekt nicht auf ein Angebot der katholischen Jakobus- oder der evangelischen Paul-Gerhart-Gemeinde beschränkt werde. Dem studierten Soziologen geht es vielmehr darum, das Tiny House als eigenständige Marke zu etablieren. Dennoch sei das 85.000 Euro teure Holzhaus durch seine Form mit spitzem Dach und einem Fenster in Kreuzform als Kirche erkennbar.

Das Bonifatiuswerk fördert das Projekt über das Programm "Räume des Glaubens eröffnen" mit 20.500 Euro.  

Im Mai soll es stehen

Voraussichtlich im Mai soll es auf dem Gelände der Sparkassen-Tochter Deka in Frankfurt aufgebaut werden. "Dort haben wir einen Platz gemietet", erläutert Kurumthottikal. Ein Architekt aus Weimar hat den Bau geplant, der auf einen Anhänger montiert werden soll. Dabei standen Nachhaltigkeitsaspekte im Vordergrund. Das kleine Haus wird komplett aus Holz gebaut, die Inneneinrichtung ebenso. Demnächst soll der Bau losgehen. Ein Fachbetrieb, ebenfalls aus Weimar, führt ihn aus. 
 

Besonderes Angebot am Heiligen Abend

Der Referent ist derzeit dabei, das Projekt bei allen möglichen Veranstaltungen bekannt zu machen. "In der Regel treffen wir dabei auf Begeisterung, weil solch ein Angebot hier im Quartier auch wirklich fehlt", sagt der Frankfurter. 80 Prozent der Bewohner seien unter 40 Jahre alt, also jung und darüber hinaus auch international geprägt. Da sei das Tiny House eine gute Möglichkeit, virtuelle Netzwerke real werden zu lassen. Wenngleich das kirchliche Angebot auf Rädern noch nicht fertig ist, gab es am Heiligen Abend bereits ein Angebot für Alleinstehende im Lyoner Quartier, um eine "andere Weihnacht feiern" zu können. "Wir können leider noch nicht auf neue Gelände des Tiny Houses, aber davor", lud Kurumthottikal alle für 0 Uhr ein. Einige Jugendliche, die in der Kirchengemeinde engagiert sind, unterstützten den Referenten an diesem Abend. 

Im Frühjahr soll es bereits Spielangebote für Kinder geben. Auch mit einem mobilen Café will Kurumthottikal präsent sein, um die Menschen im Quartier zu erreichen – auch die vielen, die dort arbeiten. "Hier geht es in erster Linie nicht darum, ein Gesprächsangebot über den Glauben zu  schaffen, sondern erst einmal einen Kaffee anzubieten. Alles andere wird sich dann ergeben", ist Kurumthottikal überzeugt. Ihm geht es darum, dass die Menschen das Tiny House kennenlernen, bevor es steht. 

Weitere Informationen über die "Tiny Church": George Kurumthottikal im Interview mit DOMRADIO. Hier geht es zum Interview!

(thm/mos)